Ein kleines Kursfeuerwerk haben die Quartalszahlen der Commerzbank am Donnerstag Vormittag ausgelöst, zum Mittag lag das Papier mit einem Plus von fast zwei Prozent an der DAX-Spitze. Mit 257 (Vorjahr: 74) Millionen Euro vor Steuern hat die Bank die Erwartungen vieler Analysten übertroffen. Ein näherer Blick zeigt, dass die Ergebnisverbesserungen vor allem aus einer deutlich niedrigeren Risikovorsorge und dem eingeschlagenen Sparkurs kommen. Das zweitgrößte deutsche Geldhaus macht beim Abbau von Altlasten wie schon in den Vorquartalen tatsächlich große Fortschritte.

Das wirkt sich insgesamt auch positiv auf die Kapitalausstattung aus. Mit einer harten Kernkapitalquote von inzwischen 9,4 Prozent ist die Bank zwar nicht allzu üppig ausgestattet, wird aber die Vorgaben der Aufseher wohl erfüllen. Der anstehende Bankenstresstest, der noch im Frühjahr wie ein Damoklesschwert über der Kursentwicklung hing, dürfte nach Einschätzung der meisten Analysten keine bösen Überraschungen mehr liefern. Von einem erfolgreichen Abschneiden beim EZB-Bankentest könnten am Ende übrigens auch die Aktionäre proftieren - über die Wiederaufnahme einer Dividendenzahlung, wie vom Vorstand in Aussicht gestellt. Es wäre die ersteAusschüttung seit 2007.

Doch das ist noch Zukunftsmusik. Was das operative Geschäft angeht, sind die Zahlen im zweiten Quartal dann doch eher durchwachsen. Immerhin: Trotz des Niedrigzinsumfelds zeigen sich im Privatkundengeschäft und in der Mittelstandsbank Ergebnisverbesserungen. Im Investmentbanking mus das Geldhaus wie andere Banken dagegen einen deutlichen Dämpfer hinnehmen. Nach wie vor zeichnet sich unter dem Strich nicht ab, wie die Bank mit ihrem Geschäftsmodell auf das Ergebnisniveau früherer Jahre im Milliardenbereich kommen will.

Ärger droht aber auch aus dem Ausland. Medienberichten zu Folge könnten die US-Behörden Strafen wegen des Verstoßes gegen US-Sanktionen von 450 bis 600 Millionen Euro verhängen. Die Bank lässt offen, wieviel davon bereits durch gebildete Rückstellungen von knapp einerMilliarde Euro abgedeckt sind. Analysten rechnen mit zusätzlichen Belastungen von 150 bis 300 Millionen Euro - und damit immerhin in Höhe eines Quartalsergebnisses. Auch die EU-Sanktionen gegen Russland könnten sich am Ende noch im Ergebnis bemerkbar machen, obwohl die Bank beteuert, ihre Kreditengagements von 5,4 Milliarden Euro in Russland und 100 Millionen Euro in der Ukraine seien zunächst über Exportkreditversicherungen bestens abgesichert.

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Einschätzung der Redaktion

Trotz der positiven Reaktion auf dieQuartalszahlen sollten Anleger auf der Hut bleiben. Nach der hedgefonds-getriebenen Rally des vergangenen Jahres ist aus der Commerzbank-Aktie vorerst die Luft raus. Als hochvolatiles Investment ist sie ausschließlich für risikofreudige Anleger zu empfehlen. Ansonsten gilt weiter unsere Verkaufsempfehlung.