Die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank liegen am Boden. In den vergangenen 12 Monaten sind die Papiere der beiden größten deutschen Banken um 46 bzw. 41 Prozent gefallen. Damit gehörten die Titel zu den schwächsten Mitgliedern im Dax. Der deutsche Leitindex gab nur 15 Prozent nach.



Mit Kurs-Gewinn-Verhältnissen von 8,7 und 7,3 sind die Anteilsscheine derzeit sehr niedrig bewertet (Stand: 24.2.2016). Das wirft die Frage auf, ob und wo sich ein Einstieg lohnen könnte.

Wir haben daher die Aktien miteinander verglichen und die Analysteneinschätzungen untersucht. Über den "Senf" der Experten kann man sich zwar streiten, doch ignorieren sollte man ihn nicht, da er bei der Anlageentscheidung durchaus helfen kann. Am Ende sollten sich Anleger auf jeden Fall ihre eigene Meinung bilden.

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Wie schätzen Analysten die Aktien ein?



Das Urteil der Analysten fällt recht eindeutig aus. Mit einem 3er-Konsensrating werden beide Aktien als Haltepositionen eingestuft. Allerdings läuft die Deutsche Bank wegen ihres niedrigen 3er-Konsensratings Gefahr, auf "schwacher Sell" herabgestuft zu werden. Dagegen hat die Commerzbank dank ihres hohen 3er-Konsensratings Chancen, auf "schwacher Buy" heraufgestuft zu werden.

Die Unterschiede in der Bewertung kommen vor allem dadurch zustande, dass bei der Deutschen Bank mehr als die Hälfte der Experten für "Hold" stimmt und bei der Commerzbank mehr als die Hälfte für "Buy" plädiert.



Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass beide Papiere durchaus unterschiedlich bewertet werden. Die Deutsche Bank gilt als eher als schwache Halteposition, die Commerzbank eher als starke Halteposition.

Erläuterungen:

Quelle: Bloomberg, Stand 23.02.2016

Konsensrating: Aktuell durchschnittliches Rating aller Analysten, die während der letzten 12 Monate aktualisiert haben. (5= Buy, 4= schwacher Buy, 3= Hold, 2= schwacher Sell, 1= Sell).

Buys: Die Zahl der Analysten, die den Kauf des Wertpapiers empfehlen, und der Prozentsatz aller Analysten, die diese Empfehlung abgeben.

Holds: Die Zahl der Analysten, die empfehlen, das Wertpapier zu halten, und der Prozentsatz aller Analysten, die diese Empfehlung abgeben.

Sells: Die Zahl der Analysten, die den Verkauf des Wertpapiers empfehlen, und der Prozentsatz aller Analysten, die diese Empfehlung abgeben.

Um sich ein Gesamtbild von der Meinung der Analysten zu machen, reicht es allerdings nicht aus, sich auf den Status Quo zu konzentrieren. Man muss auch einen Blick darauf werfen, wie sich die Einschätzungen der Experten über einen längeren Zeitraum entwickelt haben. Daraus lassen sich am Ende eventuell Trends ableiten.

Auf Seite 3: Wie haben sich die Einschätzungen der Analysten entwickelt?





Wie haben sich die Einschätzungen der Analysten entwickelt?



Sowohl die Deutsche Bank als auch die Commerzbank stehen bei den Analysten auf der Halteliste, sie liegen jedoch jeweils an der unteren und oberen Spanne des Konsensratings - so lassen sich die aktuellen Einschätzungen der Experten zu beiden Aktien zusammenfassen.

Das war allerdings vor einem Jahr noch umgekehrt. Zwar galten beide Titel auch im Februar 2015 als Halteposition, doch erhielt die Deutsche Bank eine etwas positivere Bewertung als die Commerzbank. Erstere bekam mit 3,52 ein stabileres Konsensrating als heute, zweitere lag mit einem Konsensrating von 3,25 recht deutlich unter dem heutigen Wert.



Lässt sich daraus ein Trend ableiten? Ja!

Die Deutsche Bank treibt immer mehr Sorgenfalten auf die Stirne der Analysten, die Commerzbank dagegen schürt zunehmend Hoffnungen auf bessere Zeiten. Das gilt erst recht, nachdem die Deutsche Bank im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Rekordverlust verbucht und die Commerzbank einen Milliardengewinn verzeichnet hat.

Das heißt jedoch nicht, dass sich die Stimmungen nicht wieder ändern können. Auf den folgenden Seiten haben wir Chancen und Risiken gegenübergestellt, die Analysten bei beiden Banken sehen.

Auf Seite 4: Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken der Deutschen Bank?





Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken der Deutschen Bank?



Chancen:

Die Aussichten für die europäischen Banken seien nach wie vor trübe, in einigen Fällen sei die jüngste Kursschwäche aber wohl übertrieben. Die Deutsche Bank biete daher Erholungspotenzial (Bankhaus Lampe, 24.2.16, Kaufen). Die Ergebnisrisiken für 2016 seien bereits eingepreist (JPMorgan, 16.2.16, Overweight). Mit dem Rückkauf eigener Anleihen zur Verbesserung der Anlegerstimmung zeige das Geldhaus, dass es keine Finanzierungsproblem habe (Citigroup, 15.12.16, Neutral).

Die zunehmende Nervosität, vor allem wegen der Sorge um eine Kapitalerhöhung, sei übertrieben (Independent Research, 11.2.16, Halten). Das gelte auch für das Ausmaß des Kursrückgangs (DZ Bank, 10.2.16, Kaufen). Nachdem die Aktie ihr Tief vom Januar 2009 getestet habe, bestünde die Hoffnung auf eine Kursstabilisierung (NordLB, 10.2.16, Halten).

Dank eines Verkaufs eines Anteils an der Huaxia-Bank und noch verfügbarer Reserven dürfe das Kreditinstitut in der Lage sein, auch im kommenden Jahr die fälligen Zinszahlungen für nachrangige Schuldverschreibungen (Cocos) zu leisten (Commerzbank, 9.2.16, Hold). Der bereits bekannte Jahresverlust sei bestätigt worden, und die aktuell zu niedrige Bewertung der Aktien überzeichne das Risiko einer Kapitalverwässerung (Nomura, 26.1.16, Buy). Die harte Kernkapitalquote von 11 Prozent sei in Ordnung (Baryclays, 21.6.16, Overweight).

Risiken:

Es gebe viele Risiken, für die die Anleger aber kaum belohnt würden. Um eine Kapitalerhöhung könnte das Institut zwar herumkommen, aber der Puffer für unvorhergesehene Probleme sei dünn (Macquarie, 24.2.16, Underperform). Es sei ein größeres Kapitaldefizit zu erwarten als bisher, denn der geplante Börsengang der Postbank werde angesichts des schwachen Marktumfelds wohl nicht vor 2018 erfolgen (Societe Generale, 22.2.16, Sell).

Wegen des negativen Börsenumfelds, niedriger Zinsen und der milliardenschweren Belastungen aus Rechtsstreitigkeiten und Strafzahlungen sei das Geldhaus weiter denn je von den mittelfristigen Eigenkapitalanforderungen entfernt - die Dividende könne bis 2018 ausfallen (Morgan Stanley, 10.2.16, Neutral).

Anleger sollten trotz der günstigen Bewertung der Aktie mit einem Investment warten, denn 2016 werde ein weiteres schwieriges Jahr für das Kreditinstitut (Equinet, 9.2.16, Neutral). Die Entwicklung der Erträge und Gewinne dürfte weiter Sorgen machen (Goldman Sachs, 9.2.16, Neutral).

Die jüngsten Meldungen zur Bedienung von Coco-Bonds dürften zwar für Erleichterung sorgen, doch Herausforderungen blieben bestehen (Merill Lynch, 9.2.16, Neutral). Die Strategie von Konzernchef John Cryan gehe zwar in die richtige Richtung, doch die Bank stecke im derzeit schwierigen Umfeld in dem Dilemma fest, entweder ihre Bilanz deutlich verkleinern oder eine Kapitalerhöhung durchführen zu müssen - beides sei nicht gut für die langfristigen Ergebnisse (Berenberg Bank, 8.2.16, Hold). Die weitere Geschäftsentwicklung der Bank lasse sich nach wie vor nicht gut voraussagen (UBS, 4.2.16, Neutral).

Unter den europäischen Bank-Aktien zähle das Papier der Deutschen Bank nun zu den unattraktivsten (Exane BNP Paribas, 4.2.16, Underperform). Die Eigenkapitalsituation werde herausfordernder (Credit Suisse, 2.2.16, Neutral). Die Aufwendungen für den Konzernumbau und für Rechtsstreitigkeiten dürften den deutschen Branchenprimus bis 2017 belasten (S&P Capital IQ, 29.1.16; Sell). Der Ausblick für 2016 sei schwach (Warburg Research, 21.1.16 Hold).

Auf Seite 5: Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken der Commerzbank?





Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken der Commerzbank?



Chancen:

Die Aussichten für die europäischen Banken seien nach wie vor trübe, in einigen Fällen sei die jüngste Kursschwäche aber wohl übertrieben gewesen. Die Commerzbank biete daher Erholungspotenzial (Bankhaus Lampe, 24.2.16, Kaufen). Alles in allem unterstützten die Resultate für das Schlussquartal 2015 die positive Sicht auf die Aktie. Vor allem die deutlich verbesserte Kapitalausstattung habe überrascht. Zudem sei die Aktie sehr günstig (Equinet, 18.2.16, Buy). Die Kernkapitalquote von 12 Prozent für 2015 sei deutlich höher als erwartet ausgefallen (JPMorgan, 15.2.16, Overweight). Der Gewinn der Bank habe die Erwartungen bereits zum vierten Mal nacheinander übertroffen (Deutsche Bank, 15.2.16, Buy).

Angesichts der hohen Unsicherheit an den Aktienmärkten habe die Bank einen guten Zeitpunkt gewählt, um die Marktteilnehmer von ihrer Kapitalstärke zu überzeugen (Societe Generale, 12.2.16, Buy). Die Commerzbank habe die Anleger mit einem Milliardengewinn und ihrer Dividende erfreut. Das Marktumfeld für Banken bleibe herausfordernd, das Management rechne trotzdem mit einer leichten Gewinnsteigerung in diesem Jahr (NordLB, 12.2.16, Kaufen).

Risiken:

Ungeachtet der Kursrally nach den guten Zahlen, sei die Profitabilität der Commerzbank immer noch herausfordernd (Nomura, 16.2.16, Neutral). Die Bank verbessere zwar stetig ihre Kapitalquote, die immer noch schwache Profitabilität spreche aber für eine weiterhin neutrale Haltung (Exane BNP Paribas, 15.2.16, Neutral). Wegen strengerer Eigenkapitalanforderungen dürften die Kapitalrenditen der Bank glanzlos bleiben. Damit sollte sich eine substanzielle Erhöhung der Ausschüttungsquote verzögern. Für 2016 sei unter anderem auch wegen des schwachen Zinsumfelds und geringerer Kapitalmarkt-Erträge mit einem rückläufigen Vorsteuergewinn zu rechnen (Barclays, 15.2.16, Underweight). Das Nettoergebnis im vierten Quartal habe zwar die Erwartungen übertroffen, der Ausblick für 2016 sei aber verhalten ausgefallen (Independent Research, 12.2.16, Halten).

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Wie viel Kurspotenzial trauen Analysten den Aktien zu?



In puncto Kurspotenzial trauen Analysten sowohl der Deutschen Bank als auch der Commerzbank sehr viel zu. Aus Sicht der Experten können beide Titel rund 40 Prozent zulegen. Die günstige Bewertung der Papiere sehen nicht wenige Branchenkenner als Kaufgrund.



12 M. Zielkurs: Konsens-Zielkurs (Währung)

Letzter Kurs: Stand 23.02.2016

Ertragspotential: Das zukünftige Renditepotential des Best-Konsens-Zielkurses und des letzten Kurses der Aktie.

LTM Rendite: 1-Jahresertrag des Wertpapiers

Auf der nächsten Seite ziehen wir ein Zwischenfazit.

Auf Seite 7: Zwischenfazit





Zwischenfazit



Analysten sehen die Aktien der Deutschen Bank und Commerzbank als Haltepositionen. Die Papiere der Deutschen Bank werden dabei dennoch negativer beurteilt als die Titel der Commerzbank. Dieser Unterschied kommt vor allem durch den Stimmungsumschwung bei den Experten zustande. Diese zeigen sich gegenüber der Deutschen Bank immer pessimistischer und gegenüber der Commerzbank immer optimistischer. Ein Trend, der sich durch die jüngsten Jahreszahlen erklären lässt. Die Deutsche Bank hat für 2015 einen Rekordverlust vorgelegt, die Commerzbank dagegen einen Milliardengewinn.

Der Deutschen Bank scheint es nicht zu gelingen, eine überzeugende Strategie zu entwickeln, die das Geldhaus aus der Krise manövrieren könnte. Anders bei der Commerzbank: Hier zeigt sich eine durchaus positive Entwicklung, die auf weitere Erfolge in der Zukunft hoffen lässt.

Was die Chancen bei der Deutschen Bank betrifft, setzen Analysten vor allem auf das Erholungspotenzial der Aktie. Diese sei nach dem "übertriebenen" Kursrückgang sehr günstig. Ohnehin stehe das Geldhaus besser da, als man aus der negativen Marktreaktion schließen könne, lautet der Tenor. In puncto Risiken verweisen die Experten vor allem auf die dünne Kapitaldecke der Bank, das schwierige Umfeld und die enormen Kosten für Rechtsstreitigkeiten.

Was die Chancen der Commerzbank betrifft, honorieren die Analysten neben dem ebenfalls vorhandenen Erholungspotenzial die positiven Geschäftszahlen, die verbesserte Kapitalausstattung, die Dividende und den hoffnungsvollen Ausblick. In puncto Risiken sehen die Experten das anhaltend herausfordernde Branchenumfeld als großes Problem.

Einig sind sich die Analysten vor allem darin, dass beide Aktien ein hohes Kurspotenzial bieten.

Auf Seite 8: Unsere Einschätzung zur Deutschen Bank





Unsere Einschätzung zur Deutschen Bank





Nach einem halben Jahr an der Spitze hat Deutsche-Bank-Co-Chef John Cryan die Aktionäre mit neuen Hiobsbotschaften schockiert. Zusätzlich zum Dauerproblem Rechtsrisiken und zur Restrukturierung des Privatkundengeschäfts muss sich das größte deutsche Geldhaus nun auch noch mit einem Minus von über zwei Milliarden Euro im Kerngeschäft Investmentbanking herumschlagen. Folge: Das Institut fährt 2015 mit 6,7 Milliarden Euro den größten Jahresverlust in seiner Geschichte ein. Seitdem ist die Aktie im Sinkflug; am Tag nach der außerplanmäßigen Veröffentlichung dieser Botschaften brach der Kurs um fast zehn Prozent ein.

Zwar ist es üblich, dass ein neuer Chef Altlasten soweit es geht ins Übergangsjahr packt, um dann kontrastreich den Turnaround zu zelebrieren. Doch von einem Turnaround fehlt bei der Deutschen Bank jede Spur. Im Gegenteil: Ein Ende der teuren juristischen Skandale ist nicht absehbar, im Privatkundengeschäft steht die eigentliche Rosskur noch an, auch die geplante Abspaltung der Postbank könnte sich wegen Steuerproblemen verzögern, von fehlenden Ertragsperspektiven wegen immer strengerer Regulierung ganz zu schweigen. Zwar hatte Cryan noch im Herbst eine weitere Kapitalerhöhung ausgeschlossen, doch wenn es so weitergeht, wird er über kurz oder lang kaum an zusätzlichen Kapitalmaßnahmen vorbeikommen.

Was Anleger besonders ärgert: Bereits im Herbst hatte der Konzernchef Milliarden abgeschrieben. Dass er jetzt noch mal nachlegt, irritiert den Markt und am Hoffnungsträger wird erste Kritik laut. "Ist das jetzt der große Kehraus oder kommt noch mehr?", fragt etwa Union-Investment-Portfoliomanager Ingo Speich. "Ständiges Nachjustieren kostet Vertrauen."

Wegen der zahlreichen unwägbaren Risiken ist ein Einstieg derzeit nicht zu empfehlen. Rechtskosten, Restrukturierung und mögliche Kapitalmaßnahmen belasten den Kurs weiter.

Beobachten.

Wolfgang Ehrensberger

Auf Seite 9: Unsere Einschätzung zur Commerzbank





Unsere Einschätzung zur Commerzbank





Zum Schluss kann Martin Blessing eine versöhnliche Bilanz ziehen. Erstmals seit fünf Jahren verkündete der Commerzbank-Chef einen Milliardengewinn. Dank eines starken Privatkundengeschäfts und gesunkener Risikovorsorge hat das Institut 2015 das Ergebnis auf 1,06 Milliarden Euro vervierfacht. Und erstmals seit 2007 zahlt die Commerzbank eine Dividende - 20 Cent je Aktie. Dieses Jahr soll der Gewinn noch etwas steigen.

Gerade die Ausschüttung hat Symbolwert für Blessing, der im Oktober nach acht Jahren an der Spitze die Commerzbank verlässt: Er hat die Wende geschafft. Danach sah es lange nicht aus. Mit der Übernahme der Dresdner Bank kurz vor dem Höhepunkt der Finanzkrise 2009 hatte sich die Commerzbank verhoben. Nur der Staat verhinderte den Kollaps. Jahrelang schrieb die Bank Verluste oder nur kleine Gewinne, belastet von massenhaft faulen Krediten und getragen von einem schmalen Kapitalpolster. Nun wird die interne Bad Bank aufgelöst, und die Kapitaldecke ist dicker als von Aufsehern gefordert. "Die Jahre der großen Restrukturierung sind beendet", sagt Ingo Fromm, Analyst bei der LBBW.

Doch ein genauerer Blick auf Blessings letzte Jahreszahlen zeigt, dass seinem Nachfolger - der bis April feststehen soll - genug Arbeit bleibt. So ist Blessings Ziel, Ende 2016 eine Nettorendite von mehr als zehn Prozent zu erzielen, außer Reichweite. 2015 waren es gut acht Prozent. Die mittelmäßige Rentabilität dürfte auch für den Nachfolger ein Problem werden. Wegen der Niedrigzinsen sei branchenweit eher eine Rendite im oberen einstelligen Bereich realistisch, sagt Blessing. Bei der Commerzbank drücken die Niedrigzinsen auf die Margen im wichtigen Firmenkundengeschäft. Auch kann die Bank deren Einlagen kaum noch verzinst anlegen.

Blessings Ziel, die Bank viel effizienter zu machen, liegt ebenfalls in weiter Ferne. So musste er 2015 für jeden Euro Ertrag 72 Cent aufwenden. Eigene Vorgabe bis 2016 sind rund 60 Cent. Doch die Kosten sollen dieses Jahr hoch bleiben, auch wegen der teuren Regulierung. Der Nachfolger hat wenig Spielraum zum Sparen.

Innerhalb der Sparten fällt das Bild überdies durchwachsen aus: Während das Privatkundengeschäft stark wuchs, sank das operative Ergebnis im Firmenkundengeschäft. Auch soll dort dieses Jahr die Kreditvorsorge steigen. Und im Investmentbanking leidet der Anleihehandel unter den Niedrigzinsen. Das Osteuropa-Geschäft bekommt ebenfalls Gegenwind.

Indes kann der oder die Neue weitgehend frei von Altlasten arbeiten. Das Ziel, den Bestand fauler Immobilien- und Schiffskredite bis 2016 auf 20 Milliarden Euro zu drücken, ist erreicht.

Die Aktie liegt allerdings am Boden. Binnen fünf Jahren hat sie rund 80 Prozent verloren, auch weil Blessing neunmal das Kapital erhöhte. Er wisse, dass er den Aktionären "sehr viel zugemutet" habe. Sein Nachfolger kann sich auf ein gestärktes Kapitalpolster stützen. Bei der Kurspflege könnten ihm höhere Dividenden helfen. Die Bank will die Dividende mittelfristig steigern. Die Ausschüttungsquote soll von derzeit knapp 25 auf 40 Prozent steigen.

Beobachten.

Alexander Sturm

Auf Seite 10: Fazit





Fazit



Welche Aktie ist besser - Deutsche Bank oder Commerzbank? Die Frage lässt sich kaum beantworten. Auf den ersten Blick dürften Anleger wohl eher zur Commerzbank greifen. Doch auch bei Deutschlands zweitgrößtem Geldhaus gibt es immer noch so viele Herausforderungen, dass ein Einstieg riskant bleibt. Daher geht das Duell unentschieden aus - mit leichten Vorteilen für die Commerzbank.