Fast wäre es in den vergangenen Wochen etwas still geworden um die Commerzbank, die an diesem Donnerstag (13.2.) ihre Jahreszahlen vorlegt. Nachdem die Aktie innerhalb nur eines halben Jahres ihren Kurs mehr als verdoppelt hatte, schien zuletzt etwas die Luft raus. Doch in den vergangenen Tagen begann das Papier erneut heftig zu zucken, als bekannt wurde, dass die Bank beim Verkauf von Problemkrediten offenbar rascher vorankommt als geplant. Allein das Engagement bei gefährdeten Immobilienkrediten in Spanien hatte sie innerhalb eines Jahres auf eine Milliarde Euro halbiert, ohne dass dafür große Buchverluste in Kauf genommen werden mussten.

Konzernweit schrumpften kritische Schiffs- und Immobilienkredite binnen Jahresfrist um sechs auf nunmehr acht Milliarden Euro. Überhaupt macht der Abbau der Bilanzrisiken beim zweitgrößten deutschen Geldinstitut deutliche Fortschritte, und auch die Kostenseite hat die Bank inzwischen gut im Griff. Analysten würden sagen: die Restrukturierungsstory ist intakt. Vorstandschef Martin Blessing zieht lieber den Vergleich mit einer Boxerlegende: "Die Commerzbank hat ein Überlebensgen. Sie ist wie Rocky Balboa. Sie steht immer wieder auf und gibt nie auf."

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Wird die Aktie wieder aufstehen?

Die Gelegenheiten zum Wiederaufstehen werden der Bank allerdings auf absehbare Zeit auch nicht ausgehen. Denn je weiter das Abwicklungsportfolio schrumpft, desto mehr rückt die eigentliche Kernbank wieder in den Vordergrund. Und dort sieht es beileibe nicht so gut aus. Noch immer steckt die Bank mitten im Umbau ihrer Privatkundensparte, die zwar neue Kunden gewinnt, aber nur magere Erträge abwirft. Auch in der Paradesparte, dem Firmenkundengeschäft, herrscht teilweise Leerlauf: Vor allem Mittelständlerbeanspruchen kaum neue Kredite und nutzen bestehende Kreditlinien nur zur Hälfte aus. Möglicherweise gibt es am Donnerstag Hinweise darauf, ob die Bank hier im laufenden Jahr mit einer substanziellen Besserung rechnet. Bislang war nur von "moderaten" Impulsen die Rede. Insgesamt leidet die Bank unter der momentanen Niedrigzinsphase, so dass aus dieser Ecke kaum Impulse zu erwarten sind.

Als derzeit größter Unsicherheitsfaktor für die Commerzbank gilt jedoch der anstehende Bankenstresstest durch die EZB. Nochimmer ist nicht klar, nach welchen Kriterien im Detail geprüft wird. Auch wenn sich Finanzvorstand Stephan Engels nach außen gelassen gibt und auf die inzwischen deutlich gestärkten Kapitalpolster verweist: auszuschließen ist es nicht, dass gerade bei der Commerzbank erneut Kapitallücken gestopft werdenmüssen - und was das für den Kurs bedeutet, kann man sich ausmalen.

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Was Anleger tun sollten

Zunächst aber sollten Anleger ihr Augenmerk auf die Zahlen am Donnerstag legen, wenn Boxfan Blessing erneut in den Ring steigt. Von Reuters befragte Analysten rechneten im Vorfeld im Schnitt mit einem Überschuss von 25 Millionen Euro im vierten Quartal 2013, nach einem Minus 700 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr könnte die Bank dann einen Überschuss von 50 Millionen Euro erwirtschaftet haben, nach minus 34 Millionen Euro für 2012. Mit Spannung wird auch der Ausblick auf 2014 erwartet, wenngleich der Bank wohl ein erneutes Übergangsjahr bevorsteht. Mit einer kleinen Dividende rechnen die Analysten übrigens erst für das Jahr 2015. Die Aktie ist aufgrund der Bewertung und der Volatilität derzeit allenfalls für sehr risikoorientierte Anleger zu empfehlen. Ansonsten: keine Kaufempfehlung; verkaufen.