Die Zahlen für das dritte Quartal sind nicht berauschend. Dabei zeigte sich das Kundengeschäft recht stabil, der Umbau der Bank kommt voran und die Kostendisziplin hält an. Die Höhe des Verlustes im Gesamtjahr werde auch vom Verlauf der Pandemie abhängen. Bei den Risiken wegen fauler Kredite gibt sich die Commerzbank recht entspannt.

Der Verlust im dritten Jahresviertel beläuft sich auf ein Minus von 69 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte die Commerzbank einen 297 Millionen Euro Gewinn erzielt. Auch im zweiten Quartal dieses Jahres hatte die Bank noch einen Gewinn von 221 Millionen Euro erwirtschaftet.

Kreditvolumen auf Vorkrisen-Niveau


Beim operativen Ergebnis ging es im Vorjahresvergleich um 62,5 Prozent auf 168 Millionen Euro nach unten. Während dabei das Zinsergebnis um 2,6 Prozent fiel, stieg der Provisionsüberschuss dagegen um 6,4 Prozent. Die Rückstellungen wegen möglicher Kreditausfälle haben sich in der Corona-Krise auf 272 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Im Vorjahresquartal betrug die Risikovorsorge noch 114 Millionen Euro.

Derzeit rechnet die Bank weiterhin mit einer Risikovorsorge für faule Kredite in einer Bandbreite von 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro. Interessant werde sein, wie sich die Zahl der Insolvenzen im Januar entwickele, wenn in Deutschland ab Januar die Insolvenzantragspflicht wieder greift. "Wir erwarten keinen Tsunami, aber wir müssen abwarten, in wie weit vor allem die kleineren und mittleren Betriebe durch den zweiten Lockdown betroffen sind", sagte Finanzvorständin Bettina Orlopp in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Es käme auch auf die Wirkung der finanziellen Maßnahmen durch die Regierung an und darauf, wie lange der Lockdown durchgeführt werde.

Aktuell sei die Kundennachfrage nach Krediten der staatlichen KfW-Bank, zur finanziellen Eindämmung der wirtschaftlichen Schäden durch die Corona-Maßnahmen, stabil - viele der ersten Anfragen im Firmenkundengeschäft seien bislang nicht gezogen worden und ein Großteil der gestundeten Kredite liefen planmäßig im dritten Quartal aus. Bereits mehr als 96 Prozent der Kunden hätten ihre Kreditrückzahlungen nach Ende der Stundungsperiode wieder aufgenommen. Insgesamt sei das Kreditvolumen im Firmenkundengeschäft auf das Niveau vom ersten Quartal 2020 von 89 Milliarden Euro zurückgegangen.

Kosten sinken


Die Kosten für den Stellenabbau und die dauerhafte Schließung von rund 200 der etwa 1000 Commerzbankfilialen belasten das Ergebnis mit gut 200 Millionen Euro. Orlopp sagte: "Mit den Filialschließungen und den neuen Programmen für den Stellenabbau haben wir die Voraussetzungen für weitere Einsparungen geschaffen." Zugleich verwies sie auf ein stabiles Kundengeschäft und die solide Kapitalausstattung der Bank als gute Basis für künftige Belastungen aus der Corona-Krise und für die weitere Neuausrichtung. Die Verwaltungsaufwendungen (Sachaufwand und Personalaufwand) wurden durch geringere Ausgaben für Werbung, Reisetätigkeiten und Abschreibungen in den ersten neun Monaten um 154 Millionen Euro reduziert.

Bei der Kapitalausstattung erwartet die Commerzbank bis zum Jahresende 13 Prozent. Bislang ging das Institut von einer harten Kapitalquote von 12,5 Prozent aus. Im dritten Quartal liegt sie bei 13,5 Prozent. Damit sei ein Puffer für weitere regulatorische Vorgaben erreicht, so die Commerzbank.

Personalie im Kontrollgremium


Auch in Sachen Personal teilte die Commerzbank Änderungen mit. Nicholas Teller (61), Mitglied des Aufsichtsrats, legt sein Mandat mit Wirkung zum 31. Dezember nieder. Nachfolger soll Andreas Schmitz (60) werden. Schmitz ist derzeit Aufsichtsratschef bei der HSBC Trinkaus & Burkhardt AG und war Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB).

Einschätzung der Redaktion


Wir empfehlen Anlegern, die Aktie zu halten. Auch wenn die Commerzbank bei ihrem Umbau vorankommt, ist die wirkliche Belastung des Kreditportfolios durch die Corona-Maßnahmen unklar. Zudem ist die Ertragslage zwar weitgehend stabil, unter dem Strich bleibt es 2020 bei einem Verlust, und im kommenden Jahr dürfte die Pandemie das Geschäft weiter erschweren. Zu guter Letzt lässt sich auch noch nicht beurteilen, ob und inwieweit der neue Commerzbank-Chef Manfred Knof ab Januar die Strategie der Bank ändern wird und ob dann alle Führungskräfte an Bord bleiben. Frau Orlopp sagte jedenfalls, sie fühle sich wohl auf ihrem Posten als Finanzchefin und freue sich auf die Zusammenarbeit mit dem neuen CEO. Ob das auch für den aktuellen Leiter des Firmenkundengeschäfts und ehemaligen Deutschlandchef der ING-Diba, Roland Boekhout, gilt, ist eine offene Frage.