Er könne zwar einen Verlust nicht gänzlich ausschließen, sagte Finanzvorstand Wolfgang Schäfer der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. "Aber ich würde schon vermuten, dass das Gesamtjahr auf bereinigter Ebit-Basis positiv sein wird." Zur Größenordnung äußerte er sich nicht. Im zweiten Quartal fuhr der Konzern unter dem Strich einen Verlust von 741 Millionen Euro ein. Vor einem Jahr hatte noch ein Gewinn von fast einer halben Milliarde in den Büchern gestanden.

Die Virus-Krise hat die Autobauer und ihre Lieferanten weltweit in eine tiefe Krise gestürzt, von der sie sich nur langsam erholen. Der vorübergehende Stillstand der Produktion zur Bekämpfung der Pandemie hat tiefe Spuren in den Bilanzen hinterlassen. Inzwischen laufen die Bänder zwar wieder, die Fabriken sind aber bei weitem nicht ausgelastet.

Umbau steht wegen Schwenk zu Elektromobilität an


Hinzu kommt der Schwenk der Branche in die Elektromobilität, durch den die Fertigung von Teilen für Verbrenner wegfällt. Continental hat deshalb schon vor der Pandemie einen Umbau eingeleitet. Bei den Niedersachsen betrifft das bis 2029 etwa 20.000 der weltweit 240.000 Arbeitsplätze, 7000 davon in Deutschland. Nicht alle dieser Stellen fallen weg; viele Mitarbeiter müssen sich auf neue Tätigkeiten oder veränderte Arbeitszeiten einstellen. Dieses Programm muss nun überarbeitet werden, weil die Prognosen nicht mehr stimmen. Parallel verhandelt Conti mit dem Betriebsrat und den Gewerkschaften über zusätzliche Kostensenkungen bis 2022.

Schäfer berichtete von "intensiven" Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern. Es sei schwer vorherzusagen, ob in der nächsten Woche oder in vier Wochen ein Ergebnis erzielt werden könne. "Dazu kommt jetzt, dass wir das Unternehmen anpassen müssen an die nach Corona geringeren Volumina in der Industrie." Für das dritte Quartal geht Conti davon aus, dass die weltweite Fahrzeugproduktion um zehn bis 20 Prozent sinken wird. Marktbeobachter schätzen, dass in diesem Jahr weltweit weniger als 70 Millionen Fahrzeuge produziert werden, ein Rückgang um mehr als einem Fünftel zum Vorjahr. Entsprechend geringere Kapazitäten werden benötigt.

Das CAR-Institut schätzt, dass die Autobauer in der EU ihre Fabriken in diesem Jahr im Schnitt nur zu 63 Prozent auslasten können. Im Vorjahr waren es den Berechnungen zufolge immerhin 83 Prozent. "Selbst in gut funktionieren Märkten lassen sich die temporären Überkapazitäten auf bis zu zehn Prozent schätzen", schrieb Institutsleiter Ferdinand Dudenhöffer in einer Studie. Er geht davon aus, dass die Hersteller ihre Fertigungskapazitäten in den nächsten ein bis eineinhalb Jahren drastisch herunterfahren werden.

rtr