Nach zwei Verlustjahren und dem Ausfall der Dividende für das abgelaufene Jahr stellte der Autozulieferer für 2021 wieder einen Nettogewinn in Aussicht. Mit den Einnahmen aus den besser laufenden Geschäften will Continental seinen Umbau beschleunigen. Dazu bündelt und erhöht der Konzern seine Investitionen in das wachsende Geschäft mit Technik für assistiertes und autonomes Fahren. 200 bis 250 Millionen Euro sollen hierfür in diesem Jahr zusätzlich in Forschung und Entwicklung fließen.

An der Börse konnte Conti jedoch nicht punkten. Die Aktie des Dax-Konzerns aus Hannover verlor mehr als acht Prozent und war damit größter Verlierer im Leitindex. Analysten machten dafür den schwachen Ausblick verantwortlich. Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler sagte, die Prognose von Conti für das Automobilgeschäft falle hinter die anderer Unternehmen aus der Branche zurück. Selbst vermeintlich schwächere Kanditaten wie ElringKlinger und Contis Hauptaktionär Schaeffler seien optimistischer. "Vom einstigen Vorzeigeunternehmen Continental ist nichts mehr zu sehen", meinte Pieper. Sein Kollege Marc-Rene Tonn vom Bankhaus M.M. Warburg sagte, der Ausblick falle schwächer aus als erwartet. Er verwies zugleich darauf, dass der Konzern noch in der Restrukturierung stecke. "Man sollte abwarten, bis sich der Staub gelegt hat", sagte der Analyst.

PERSONALABBAU SCHREITET VORAN


Der weltweit drittgrößte Autozulieferer stand in den beiden vergangenen Jahren wegen der Talfahrt der Automärkte bei gleichzeitig hohen Investitionen in die Elektromobilität und selbstfahrende Fahrzeuge massiv unter Druck und musste seinen Sparkurs mehrfach verschärfen. Durch das gegen den Widerstand von Betriebsrat und Gewerkschaften beschlossenen Strukturprogramm stehen weltweit bis zu 30.000 Jobs auf der Kippe, davon 13.000 in Deutschland. Mehrere Werke sollen dichtgemacht werden. Allein im vergangenen Jahr baute Conti knapp 5000 Stellen ab.

2020 stand ein Verlust von 962 Millionen Euro zu Buche. Im Vorjahr belief sich der Fehlbetrag sogar auf 1,2 Milliarden Euro. Conti musste den Wert von Firmenbeteiligungen niedriger ansetzen und gleichzeitig die Restrukturierung in der Bilanz verdauen. Die Belastungen summierten sich im vergangenen Jahr auf mehr als 1,6 Milliarden Euro. Hinzu kommt der Engpass bei Computerchips, für den Conti den Kopf hinhalten muss. Der Volkswagen-Konzern wirft seinem Lieferanten vor, ihn zu spät über den Mangel an Halbleitern informiert zu haben, der die Produktion in mehreren Werken ins Stocken gebracht hat. Der Zulieferer weist die Kritik zurück und sieht einen Teil der Verantwortung im Bestellverhalten der Autoindustrie.

200 MILLIONEN ZUSÄTZLICH FÜR LOGISTIK


Um Engpässe in der Chipversorgung in Grenzen zu halten, hat der Zulieferkonzern in diesem Jahr rund 200 Millionen Euro für zusätzliche Logistikaufwendungen eingeplant, das meiste davon für Sonderfrachten. Rund 800 Mitarbeiter sind inzwischen damit beschäftigt, Bauteile rechtzeitig an die Bänder der Autobauer zu bringen, um Produktionsunterbrechungen zu verhindern.

Inzwischen geht der Konzern von einer Erholung des Geschäfts aus. Die weltweite Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen werde in diesem Jahr voraussichtlich um neun bis zwölf Prozent wachsen. Der Konzernumsatz soll auf 40,5 bis 42,5 (Vorjahr 37,7) Milliarden Euro steigen. Während Conti im Automobilgeschäft und der vor der Abspaltung stehenden Antriebssparte Vitesco zusammen eine bereinigte operative Marge zwischen einem und zwei Prozent erwarten, stellt der Bereich Rubber Technologies mit dem Reifengeschäft eine Rendite zwischen 11,5 und 12,5 Prozent in Aussicht. Insgesamt will der Konzern in diesem Jahr eine Ebit-Marge zwischen fünf und sechs (Vorjahr 3,5) Prozent erzielen.

rtr