Der CSU-Chef forderte massive Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft, "um eine große Rezession zu verhindern". In Deutschland breitet sich das Virus nach Angaben des Robert-Koch-Instituts "recht schnell" aus. Weltweit brachen die Börsen zum Teil im zweistelligen Prozentbereich ein.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wollte am Nachmittag mit den Ministerpräsidenten der Länder ein gemeinsames Vorgehen abstimmen, während die Kultusminister über Schulschließungen berieten. Die Bundesregierung plant weitere Maßnahmen zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen für Unternehmen. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) wollen am Freitag Erleichterungen etwa bei Liquiditätshilfen vorstellen. Im Gespräch ist auch die Möglichkeit, Steuervorauszahlungen für das laufende Jahr zu verringern und Steuerzahlungen zinslos stunden zu lassen. Am Montag hat die Regierung die besonders stark betroffene Luftfahrtbranche zu einem Krisentreffen geladen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) beschloss am Donnerstag neue Liquiditätsspritzen für Banken, beließ ihre Schlüsselzinsen aber unverändert. Die Börsen reagierten enttäuscht. Der deutsche Aktienindex DAX büßte zeitweise knapp elf Prozent ein.

SÖDER: "IN DEN DIMENSIONEN VON DRAGHI DENKEN"


Söder forderte nach der Erleichterung von Kurzarbeit als Folge des Coronavirus weitere Schritte der Bundesregierung. "Wir brauchen dringend (...) noch eine größere Antwort für die Wirtschaft", sagte er nach Beratungen der Ministerpräsidenten der Länder, die anschließend mit Merkel zusammenkamen. Ein wirtschaftlicher Corona-Infarkt sollte vermieden werden. "Wir müssen (...) eher in den Dimensionen von Draghi denken." Der frühere EZB-Präsident Mario Draghi hatte im Juli 2012 Geschichte geschrieben mit der Ansage, die EZB werde mit allen Mitteln ("whatever it takes") die Gemeinschaftswährung Euro retten.

In Deutschland verbreitet sich das Virus "recht schnell und so schnell wie erwartet", sagte RKI-Vizepräsident Lars Schaade. Die nächsten Tage und Wochen würden zeigen, ob die ergriffenen Maßnahmen ausreichten, um die Anstiegskurve abzuflachen. Bayern und Baden-Württemberg meldeten den jeweils ersten Todesfall. Damit sind in Deutschland mindestens fünf Menschen nach einer Infektion mit dem Virus gestorben, die zumeist älter waren und Vorerkrankungen aufwiesen. Vom RKI aktualisierte Zahlen lagen nicht vor. Die Johns-Hopkins-Universität in Baltimore, die bestätigte Infektionen erfasst, wies am Donnerstag 2078 Infektionsfälle in Deutschland aus, davon 25 Genesene.

CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer beschert das Virus eine Verlängerung an der Spitze der Partei. Die CDU sagte nun wie erwartet ihren Parteitag am 25. April ab, auf dem die 1001 Delegierten einen neuen Vorsitzenden wählen sollten. Die Behörden empfehlen generell die Absage von Großveranstaltungen.

POLEN FORDERT BEVÖLKERUNG ZUR HEIMARBEIT AUF


In Slowenien bleiben ab Montag wie in Polen alle Schulen geschlossen. Auch Österreich beginnt ab Montag mit Schulschließungen. Irland macht alle Schulen, Universitäten und Kindergärten bis Ende März zu. In Norwegen gibt es ähnliche Pläne. Polens Regierung appellierte an die Bevölkerung, von zu Hause aus zu arbeiten. Für Deutschland hatte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) empfohlen, "da wo es geht mit dem Arbeitgeber über Heimarbeit, Home Office zu reden". Tschechien führt Kontrollen an seinen Grenzen zu Deutschland und Österreich ein. Norwegen prüft die Schließung von Flughäfen.

Die EU-Kommission reagierte mit scharfer Ablehnung auf das von den USA verhängte Einreiseverbot für Reisende aus der EU. Es sei einseitig und ohne Abstimmung mit den Europäern getroffen worden, erklärten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident Charles Michel. Der Einreisestopp tritt in der Nacht zum Samstag für 30 Tage in Kraft, wie US-Präsident Donald Trump mitteilte. Großbritannien sei von den Einschränkungen ausgenommen. Trump begründete sein Vorgehen mit einem seiner Ansicht nach schlechten Krisenmanagement der EU.

China geht mittlerweile davon aus, über den Berg zu sein. "Im Großen und Ganzen ist der Höhepunkt der Epidemie für China überschritten", sagte ein Sprecher der Nationalen Gesundheitskommission. "Die Zahl der Neuerkrankungen geht zurück." Die am schwersten betroffene Provinz Hubei, in deren Hauptstadt Wuhan die Epidemie zuerst ausbrach, verzeichnete nach Angaben der Behörden mit acht Neuinfektionen erstmals nur eine einstellige Zahl. Die Behörden lockerten ihre strengen Auflagen und Verbote zur Eindämmung vorsichtig weiter und mehr Unternehmen nahmen ihre Arbeit wieder auf.

rtr