Anders als in den vergangenen Jahren, als der Zahlungsdienstleister jeweils Ende Januar bereits erste Eckdaten zur Geschäftsentwicklung veröffentlichte, müssen sich Anleger nun bis zum 14. Februar gedulden. Auch wenn Firmenchef Markus Braun den Termin via Twitter mitteilte und es somit in Sachen Unternehmenskommunikation aufwärts geht, stellt sich die Frage nach dem Grund. Optimisten hoffen darauf, dass Braun schon erste Ergebnisse der laufenden KPMG-Prüfung bekannt gegen könnte. Bleiben Neuigkeiten diesbezüglich aus, droht der Abgabedruck kurzfristig zu steigen. Spätestens Ende März sollte aber Klarheit herrschen.

Hohe Erwartungen


Ebenfalls für Gesprächsstoff dürften die vorläufigen Zahlen sorgen. Braun äußerte sich bereits optimistisch: "Wir werden nicht enttäuschen". Analysten sehen den Erlös für das abgelaufene Geschäftsjahr bei 2,7 Mrd. Euro. Nach etwa zwei Mrd. Euro im Jahr 2018 würde dies einem Zuwachs von rund 34 Prozent bedeuten. Damals blieben 347,4 Mio. Euro Reingewinn übrig - nun wird ein Plus von mehr als 50 Prozent auf 529 Mio. Euro erwartet.

Branchenkarussell kommt in Schwung


Um viel Geld geht es aktuell auch in Frankreich: Der Bezahldienstleister Wordline will für insgesamt 8,7 Mrd. Euro den heimischen Konkurrenten Ingenico schlucken. Von den Verwaltungsräten kommt bereits grünes Licht, die Aktionäre müssen noch zustimmen. Auf Basis des gewichteten Durchschnittskurses der vergangenen Monaten liegt der Aufschlag bei satten 24 Prozent. Eine sportliche Prämie für ein im Vergleich zu Wirecard wachstumsschwächeres Unternehmen. Mit der Branchenkonsolidierung rückt auch der DAX-Konzern wieder in den Fokus. In der Vergangenheit wurde Wirecard bereits als mögliches Übernahmeziel gehandelt. Zudem entsteht in Frankreich der weltweit viertgrößte Zahlungsdienstleister, die Konkurrenz steht unter Zugzwang.

Bei Wirecard bleiben in diesem Jahr die Wachstumsziele ganz oben auf der Agenda. Hier ist es wichtig, dass Innovationstempo hoch zu halten. Zuletzt meldete der Konzern gute Nachrichten aus der Heimat. Ab sofort bietet der Flughafen München als erster Standort in Europa ein mobiles und kassenloses Bezahlsystem in einer Retail-Einheit der eurotrade an. Kunden können Artikel via Smartphone direkt am Warenregal über ein elektronisches Preisschild bezahlen. Der neue Service soll nach der Pilotphase auf weitere Shops ausgeweitet werden und basiert auf der Payment-Technologie von Wirecard.

Nach wie vor hat sich der Kurs der Wirecard-Aktie von den schweren Vorwürfen der "Financial Times" aus dem Vorjahr nicht erholt. Als erstmals Berichte erschienen, wechselten die Papiere für 167 Euro den Besitzer. Aktuell steht der Kurs noch rund 14 Prozent tiefer, setzt sich aber allmählich von der 200-Tage-Linie nach oben ab. Trend und Momentum zeigen aufwärts, wie auch das Aktien-Raing von Index Radar zeigt. Auf Basis der Charttechnik liegen die nächste Zielzone bei 155/160 Euro. Überzeugt der KPMG-Bericht, dürfte mittelfristig auch schnell wieder die 200er-Schwelle in Reichweite rücken. Anleger sollten aber auch das Risiko im Blick behalten, im negativen Fall drohen kräftige Verluste.

Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast bei n-tv und dem Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse.
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