Für die Anleger des Kunststoff-Herstellers Covestro läuft es seit Jahresbeginn nicht so rund. In den vergangenen Tagen hat der Kurs nochmal merklich nachgegeben. Auslöser hierfür waren trotz guter Halbjahreszahlen skeptische Analystenkommentare. Die schwächelnden Preise im Segment Polyurethanes könnten das Unternehmen im laufenden Quartal belasten.

Das Geschäft mit den Schaumstoffvorprodukten ist das lukrativste Segment von Covestro. Es trug im zweiten Quartal mit fast zwei Milliarden Euro zum Gesamtumsatz von 3,9 Milliarden Euro bei - das war eine Steigerung um mehr als acht Prozent. Grund waren dem Unternehmen zufolge höhere Verkaufspreise. Die Marktsituation war vorteilhaft, da die Konkurrenz wie der DAX-Konkurrent BASF unter Produktionsausfällen gelitten hatten. Jetzt nimmt BASF den Betrieb jedoch wieder auf - die Preise könnten also wieder sinken. Unter Anlegern macht sich deshalb Sorge breit.

Auch auf der Kundenseite könnten Probleme entstehen. Die Analysten des Investmenthauses Mainfirst verweisen auf den durchwachsenen Automobilmarkt - Die Branche leidet derzeit immer wieder unter Zollängsten. Und damit auch den Zulieferer Covestro.

Die Aussichten für das laufende Quartal trüben sich offenbar ein. Der Kunststoff-Spezialist habe einen leichten Abschwung im Europa-Geschäft vor dem saisonal stärksten Monat September signalisiert, sagte Commerzbank-Analyst Michael Schäfer. Das könnte die Gewinnentwicklung in den Monaten Juli bist September dämmen.

Überzeugende Halbjahreszahlen



Covestro blickt auf ein starkes erstes Halbjahr zurück. Der Umsatz stieg um fast acht Prozent auf 7,6 Milliarden Euro. Der Betriebsgewinn legte um. Das Ebitda erhöhte sich um 21 Prozent auf rund 2 Milliarden Euro. Mit 1,2 Milliarden Euro lag der Nettogewinn 31 Prozent über dem Vorjahreswert.

Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr hoben die Leverkusener zuletzt an. Das Ebitda soll über das Vorjahresniveau von rund 3,4 Milliarden Euro steigen - bisher war der Vorjahreswert angepeilt worden. Beim Freien Cashflow werden mehr als 2 Milliarden Euro angestrebt.

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Einschätzung der Redaktion



Die Covestro-Aktie steht zunehmend unter Druck. Mit 1,6 Prozent im Minus gehört das Papier am Donnerstag zu den Verlierern im Leitindex DAX - nach Verlusten von drei Prozent beziehungsweise zwei Prozent an den beiden vergangenen Tagen.

Seit dem Rekordhoch im Januar bei 95,78 Euro hat die Aktie bis jetzt rund 22 Prozent verloren. Die guten Halbjahreszahlen und der optimistische Jahresausblick hatten dem Papier Mitte Juli nur kurz Rückenwind beschert.



Charttechnisch ist das Papier angeschlagen. Sollte die Covestro-Aktie die Unterstützungszone zwischen 72 und 70 Euro nach unten durchbrechen, könnte der Kurs bis auf das Einjharestief bei 64 Euro fallen. Unseren Stoppkurs setzen wir deshalb bei 71,50 Euro.

Bei Covestro läuft derzeit ein Aktienrückkaufprogramm. Das Unternehmen hatte im Oktober 2017 beschlossen, bis Mitte 2019 eigene Aktien im Gesamtwert von bis zu 1,5 Milliarden Euro oder bis zu zehn Prozent des Grundkapitals zu erwerben. Bislang hat der Kunststoff-Spezialist die Hälfte davon zurückgekauft. Im Zeitraum vom 13.August bis spätestens 8.Februar 2019 soll nun die dritte und letzte Tranche erworben werden. Das könnte die Attraktivität der Covestro-Aktie wieder steigern. Dadurch sind weniger Papiere am Markt, wodurch sich das Angebot bei gleicher Nachfrage verringert. Zudem wird der Gewinn unter weniger Investoren aufgeteilt.

Langfristig ist das Papier aussichtsreich. Die angehobene Jahresprognose und das anlaufende dritte Aktienrückkaufprogramm stützen die Aktie zusätzlich. Wir bleiben deshalb bei unserer Kauf-Empfehlung.

Zielkurs: 96,00 Euro
Stoppkurs: 71,50 Euro