Mit einem Bündel von Maßnahmen wie etwa der Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland will Konzernchef Brady Dougan das zweitgrößte Schweizer Bankhaus auf Kurs halten. Zudem stutzt er das riskante Investmentbanking weiter zurecht, um absehbare schärfere Vorschriften der Regulatoren vorweg zu nehmen. Damit reagiert Credit Suisse deutlich entschlossener als der Schweizer Rivale UBS auf die Herausforderungen für 2015.

Das vergangene Jahr schloss das Bankhaus besser als von Experten erwartet ab. Im vierten Quartal lag der Reingewinn bei 921 Millionen Franken. Wie zuvor bereits die Deutsche Bank schlug sich auch Credit Suisse im Investmentbanking besser als die US-Rivalen. Im Aktien- und Anleihenhandel verbuchten die Schweizer Einnahmen von über zwei Milliarden Franken. Im Schlussquartal 2013 hatten Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit Hypothekenpapieren zu einem Verlust von 476 Millionen Franken geführt.

Die Markturbulenzen der vergangenen Wochen haben Credit Suisse nach den Worten von Dougan nicht viel anhaben können. "Die seit Jahresbeginn verzeichnete Profitabilität der Gruppe steht im Einklang mit den Vorjahreszahlen", erklärte der Amerikaner. Die Ergebnisse im Private Banking sowie im Aktien- und Anleihengeschäft hätten sich in den vergangenen Wochen verbessert. Dagegen habe sich das Emissions- und Beratungsgeschäft abgeschwächt. Das Startquartal ist üblicherweise das beste im ganzen Jahr.

Auf Seite 2: MANAGER VERZICHTEN AUF BONI



MANAGER VERZICHTEN AUF BONI

Dougan zufolge würde der starke Franken - ohne geeignete Gegenmaßnahmen - Credit Suisse rund 300 Millionen Franken Vorsteuergewinn kosten. Mit Einsparungen von 275 Millionen Franken will er nun gegensteuern. Unter anderem sollen weitere Arbeitsplätze in Niedriglohnländer verschoben werden. Dougan wollte nicht sagen, wieviele Stellen davon betroffen seien. Vom regeren Devisenhandel und dem Bedarf der Kunden nach Währungsabsicherungen erhofft sich der Credit-Suisse-Chef zusätzliche Einnahmen. Konkurrent UBS rechnet zwar damit, dass der starke Franken und die niedrigen Zinsen am Gewinn nagen. Grund zu zusätzlichen Sparprogrammen sieht die größte Schweizer Bank aber nicht.

Bei der Dividende hinkt Credit Suisse dem Rivalen dagegen hinterher. Die UBS schüttet 0,75 Franken je Aktie aus, Credit Suisse lediglich 0,70 Franken und damit gleich viel wie im Vorjahr. Viele Analysten hatten jedoch eine Kürzung erwartet, weil Credit Suisse schwächer kapitalisiert ist als viele Wettbewerber in Europa. Doch Dougan setzt nicht bei der Dividende an, sondern beim Geschäftsvolumen. Vor allem den Zinsen-Handel und die Wertschriften-Ausleihe will das Institut zurückfahren. Mit dieser und weiterer Maßnahmen soll die Bilanz um rund ein Fünftel verkleinert werden. "Das ist positiv und zeigt, dass das Management in der Debatte um ihre Bilanz voran geht", erklärten die Analysten von Morgan Stanley.

Experten rechnen damit, dass die Schweiz die Eigenkapital-Vorschriften im laufenden Jahr verschärft und höhere Kapitalpuffer vorschreibt. Dies betrifft vor allem die ungewichtete Eigenkapitalquote, der sogenannten Leverage Ratio. Auch die Deutsche Bank ist dabei, die Leverage Ratio zu verbessern. Die Quote gibt an, wie viel Eigenkapital Banken im Verhältnis zu ihrer Bilanzsumme und einigen darüber hinausgehenden Positionen vorhalten müssen.

Die Strafzahlung im Mai 2014 in Höhe von 2,8 Milliarden Dollar wegen Beihilfe zu Steuerhinterziehung für reiche Amerikaner geht auch am Management nicht spurlos vorüber. Die Verwaltungsräte verzichten freiwillig auf 25 Prozent ihrer Honorare. Den Top-Managern werden die Erfolgsprämien um 20 Prozent gekürzt. Um ein paar Millionen geht es dabei schon. Konzernchef Brady Dougan erhielt für 2013 einen Bonus von gut sieben Millionen Franken überwiegend in Aktien.

Reuters