Das Jahr 2000 hatte für die Fans von Livemusik viel zu bieten: Neben internationalen Top Acts wie Tina Turner, Bon Jovi oder Britney Spears tourte beispielsweise der heimische Rocker Peter Maffay durch Deutschland. Für die Organisation und den Verkauf der Eintrittskarten war ein Unternehmen verantwortlich, welches zu dieser Zeit selbst die Bühne betrat: Am 1. Februar 2000 gab CTS Eventim sein Börsendebüt am Neuen Markt. Damit schaffte der Konzertveranstalter und Ticketvermarkter das Initial Public Offering (IPO) genau einen Monat, bevor die Wachstumsbörse ihr Allzeithoch erreichte und ein dramatischer Absturz begann.

Während der Neue Markt längst Geschichte ist, strotzt CTS Eventim zum 20. Börsenjubiläum nur so vor Kraft. Das MDAX-Mitglied bringt es auf eine Marktkapitalisierung von annähernd sechs Milliarden Euro. In Relation zum IPO-Preis steht für die Aktie damit ein Plus von mehr als 2100 Prozent zu Buche. Diese imposante Wachstumsstory ist fest mit dem Namen Klaus-Peter Schulenberg verbunden. Er führte das Unternehmen als Vorstandschef und Großaktionär an die Börse. Weder an dieser Doppelrolle noch an den zentralen Argumenten des Bremer Kaufmanns für ein Investment in die CTS-Aktie hat sich seither viel verändert.

Tickets sind die Währung


Als Kernkompetenz bezeichnete er bereits im Jahr des IPOs den Ticketverkauf. "Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Stärkung des Bereichs Internet Ticketing", schrieb Schulenberg im Geschäftsbericht 2000. Zu einer Zeit, in der viele Online-Start-ups von der Bildfläche verschwanden, positionierte sich CTS Eventim als E-Commerce-Unternehmen der ersten Stunde. Gleichzeitig strickte Schulenberg mittels Übernahmen ein engmaschiges Netz von Konzertveranstaltern. Namhafte Agenten wie Marek Lieberberg, Peter Rieger und Dieter Semmelmann organisierten auf Rechnung von CTS Eventim die Auftritte von Zuschauermagneten wie U2, Elton John oder A-ha.

Die Kombination eines prall gefüllten Veranstaltungskalenders mit dem schlagkräftigen Ticketing-System ließ das Unternehmen immer größer werden. 2000 setzte CTS Eventim insgesamt 22 Millionen Eintrittskarten ab. Mittlerweile liegt allein die über das Internet verkaufte Ticketanzahl bei mehr als 50 Millionen. Insgesamt laufen pro Jahr rund 250 Millionen Karten über die verschiedenen Absatzkanäle des Konzerns. Der Onlinevertrieb ist für das Unternehmen weitaus profitabler als die Vorverkaufsstelle. Daher bleibt das zur Jahrtausendwende formulierte Mantra gültig: Die Steigerung der Internetquote zählt zu den Kernzielen des Vorstands.

Für Wachstumsfantasie sorgt darüber hinaus die immense Reichweite der CTS-Portale. "Unsere Datenbasis ist besonders wertvoll, weil unsere Webshops hohe Außenumsätze generieren", erklärt Schulenberg. Seit Jahren wertet das Unternehmen das Nutzerverhalten der Kunden systematisch aus und setzt die daraus gewonnenen Erkenntnisse für gezielte Werbemaßnahmen ein.

Eine aktuelle Meldung unterstreicht den immensen Wert der ­Big-Data-Analyse. Mitte Januar verkündete CTS Eventim eine mehrjährige Partnerschaft mit O2. Der Mobilfunkanbieter nutzt das Netzwerk des Ticketing-Riesen, um seine Markenbotschaft zu verbreiten. Gleichzeitig können 02-Kunden über exklusive Kartenvorverkäufe oder kostenfreies Streaming in die CTS-Unterhaltungswelt eintauchen.

Clinch mit dem Verkehrsminister


Zur Verbreiterung des Geschäftsmodells hätte die deutsche Pkw-Maut gut gepasst. Ende 2018 erhielt CTS Eventim zusammen mit der österreichischen Kapsch den Zuschlag für die Realisierung der Abgabe. Doch seit der Europäische Gerichtshof das Vorhaben gekippt hat, liegt die gemeinsame Betreibergesellschaft ­autoTicket im Clinch mit Verkehrsminister Andreas Scheuer. Mittlerweile pocht das Joint Venture beim Bund auf 560 Millionen Euro Schadenersatz. Auch wenn der Ausgang des Verfahrens offen ist, leer dürfte autoTicket kaum ausgehen.

Schon jetzt verfügt CTS Eventim über eine prall gefüllte Kasse. Per Ende September 2019 betrugen die liquiden Mittel 560 Millionen Euro. Im traditionell starken Schlussquartal dürfte hier noch einiges dazugekommen sein, weshalb Anleger fest mit der zwölften Dividenden­erhöhung in Folge rechnen können.

Die Vorfreude auf die nächste Rekordbilanz sowie den darin enthaltenen Gewinnverwendungsvorschlag ist groß: Seit dem Jahreswechsel legte die CTS-­Aktie um sieben Prozent zu. Mit der ­Rally haben sich die Bewertungsrelationen weiter ausgedehnt und die Aktie dürfte das jüngste Tempo kaum halten können - dieser Satz zieht sich wie ein Ohrwurm durch die Börsenhistorie des Unternehmens. CTS Eventim hat sich zwar einmal mehr eine Pause verdient, am Top-Act-Status des ­Jubilars ändert das allerdings nichts.