Musiker können schwierige Zeitgenossen sein. Als Konzertveranstalter dürfte CTS Eventim da einige Erfahrungen gemacht haben. Aber auch die Politik ist manchmal unberechenbar: Eigentlich sollten die Hamburger als lukratives Nebengeschäft künftig die deutsche Pkw-Maut eintreiben. Daraus wird nichts. Nachdem der Europäische Gerichtshof die Maut gestoppt hat, kündigte die Bundes­regierung den Vertrag.

Die gute Nachricht für Aktionäre: Der Schaden für das Unternehmen dürfte gering sein. Rund zwei Milliarden Euro hätte der Staatsauftrag über einen Zeitraum von zwölf Jahren gebracht. Das Bankhaus Lampe kalkuliert, dass das Joint Venture von CTS und der österreichischen Firma Kapsch einen jährlichen Nettogewinn von 16 Millionen Euro eingefahren hätte. An CTS wäre demnach die Hälfte der Summe gegangen.

Laut Bloomberg-Konsensschätzung erwarten Analysten bei CTS im kommenden Jahr einen Nettogewinn von 153,5 Millionen Euro. Das Mautgeschäft hätte also etwa fünf Prozent ausgemacht. Nicht alle Analysten aber hatten schon Einnahmen aus dem Staatsauftrag in ihren Hochrechnungen berücksichtigt. Die Konsensschätzung dürfte darum nur leicht fallen. Das erklärt, warum die Aktie nach dem Gerichtsurteil nur leicht unter Druck geriet.

Auch CTS beruhigte die Börse: In einer Stellungnahme erklärte das Unternehmen, dass in den Verträgen Schutzbestimmungen enthalten seien, die Vermögensschäden bei Betreibergesellschaft und deren Gesellschaftern vorbeugen sollten.

Der Fokus der Investoren dürfte sich nach dem ersten Schreck wieder auf das Kerngeschäft konzen­trieren: Als Ticketvermarkter und Konzertveranstalter profitiert CTS von zwei großen Trends: Live­musik ist extrem populär. Tickets für die Veranstaltungen wiederum werden immer häufiger über das Internet gekauft, dort sind die Margen für CTS höher als beim klassischen Verkauf. Das Ticketing ist nach Umsatz zwar das kleinere der beiden Geschäftsfelder, aus Sicht der Börse aber ganz klar das lukrativere. Im vergangenen Jahr kam CTS dort auf eine Ebit-Marge von knapp 37 Prozent. Wachstumspotenzial bieten eine weiter steigende Onlinequote im Ticketverkauf und die regionale Expansion des Unternehmens.

Blues: Nach schwächeren Quartalszahlen ist die Aktie im Mai aus dem Rhythmus gekommen, die langfristigen Perspektiven bleiben gut.