E-Crime und kein Ende: Schon wieder sind prominente Unternehmen Opfer von Cyberattacken geworden. So wurde von dem US-Pipelinebetreiber Colonial Lösegeld erpresst und bei der weltgrößten Fast-Food-Kette McDonald’s wurden Kundendaten gestohlen. Dies zeigt, wie wichtig IT-Sicherheit heute ist.

Fake-Domains, Zoom-Bombing (Angriffe auf Videokonferenzen) oder Phishing: Die Bedrohungen werden immer vielfältiger. Allein die Deutsche Telekom zählt pro Tag weltweit mehr als 37 Millionen Angriffe auf ihr Netz. Auch hierzulande nehmen die virtuellen Straftaten exponentiell zu. Im Vergleich zu 2015 gab es laut dem Bundeskriminalamt (BKA) im vergangenen Jahr mehr als doppelt so viele Delikte.

Um sich zuverlässig vor E-Crime zu schützen, stehen verschiedene Mechanismen zur Verfügung. Virenschutzprogramme, Verschlüsselung der Endgeräte oder eine Firewall sind nur einige Bereiche, mit denen sich Unternehmen, öffentliche Einrichtungen und Betreiber kritischer Infrastrukturen auseinandersetzen müssen. Ein Rundumsicherheitspaket ist also vonnöten. "Mit einem 360-Grad-Schutz erschweren Unternehmen einen Angriff erheblich", sagt Falk Herrmann, CEO von Rohde & Schwarz Cybersecurity.

Geht es nach dem BKA, muss schnell aufgerüstet werden. Die Experten rechnen damit, dass sich die Bedrohungslage - unter anderem wegen Corona - weiter verschärfen wird. "Mit der Erforschung, Herstellung und Distribution des Corona-Impfstoffs steigt die gesellschaftliche, politische, aber auch wirtschaftliche Bedeutung ganzer Industriezweige - die folglich auch für Täter im Bereich der Cybercrime im Jahr 2021 immer interessanter werden", so das BKA.

Internetsicherheit dürfte also auf unbestimmte Zeit ein Wachstumsmarkt bleiben. Für einen kurzfristigen Schub könnte derweil US-Präsident Joe Biden sorgen. Er will im Rahmen seines billionenschweren Konjunkturprogramms 20 Milliarden Dollar für die Absicherung kritischer Infrastruktur gegen Hackerangriffe investieren. Derartige Aussichten kommen an der Börse gut an. Aber nicht nur die steigende Zahl von Cyberangriffen und die damit verbundenen Investitionen rücken die IT-Security-Branche derzeit ins Rampenlicht, auch kam es jüngst zu einer Übernahme in dem Sektor. Die Private-Equity-Firma Thoma Bravo kaufte für 12,3 Milliarden Dollar den Security-Spezialisten Proofpoint. Dies entsprach einem Aufschlag von rund 30 Prozent gegenüber dem letzten Börsenkurs vor der Offerte.

Gefragte Sicherheitslösungen

In Sachen Wachstum zählt der US-Konzern Fortinet, der mit seiner Security-Fabric-Plattform die gesamte Sicherheitsinfrastruktur abdeckt, bereits seit Jahren zu den Toptiteln in der Branche. Nicht nur der Aktienkurs düste in den vergangenen fünf Jahren um mehr als 500 Prozent nach oben, auch die Geschäfte boomen. So legten die Umsätze seit 2016 im Schnitt um 15 Prozent zu, der Nettogewinn konnte sich in diesem Zeitraum sogar mehr als verzehnfachen. Auch der Start ins Jahr 2021 ist geglückt: Die Erlöse erhöhten sich im ersten Quartal um knapp ein Viertel und übertrafen damit die Wachstumsprognose von rund 20 Prozent für das Gesamtjahr. Beim Gewinn je Aktie schlug Fortinet den Analystenkonsens das vierte Mal in Folge. Für 2021 geht das Management von einem Ergebnis je Aktie zwischen 3,65 und 3,80 Dollar aus, was im besten Fall einem Plus von 30 Prozent entspricht.

Auf dem besten Weg in die Gewinnzone sind FireEye und Rapid7. Bei beiden Firmen steht der Turnaround an. Nach deutlichen Verlusten in den Vorjahren geht Erstgenannter von einem dicken Plus zwischen 0,39 und 0,41 Dollar je Aktie im Jahr 2021 aus. FireEye durchläuft derzeit eine aussichtsreiche Transformation. So trennt sich das Unternehmen gerade für 1,2 Milliarden Dollar vom wachstumsschwachen Produktgeschäft und forciert das florierende Cloud- und Beratungsgeschäft. Bis 2025 will FireEye seine Erlöse damit im Schnitt um mehr als ein Fünftel pro Jahr steigern und eine operative Marge von über 20 Prozent erzielen.

Rapid7 sorgt bei rund 9000 Kunden in mehr als 140 Ländern dafür, dass ungebetene Cybergäste draußen bleiben. Die Firma ist bei der Prognose für 2021 noch etwas unsicher, sie erwartet einen Wert zwischen minus 0,03 und plus 0,04 Dollar je Anteilschein. Der Analystenkonsens ist allerdings zuversichtlich, dass die schwarze Zone erreicht wird. Operativ ist Rapid7 gut aufgestellt: Das Unternehmen bietet von der Analyse des bestehenden Sicherheitsstatus bis zu einer umfassenden Security-Plattform alles aus einer Hand.

Geht es um IT-Sicherheit, werden Anleger auch hierzulande fündig. Unser Dauerfavorit Secunet, den wir bereits seit 2018 durchgehend zum Kauf empfehlen, schreibt seit Jahren eine überzeugende Erfolgsstory. Ein Ende ist nicht in Sicht: Im ersten Quartal schnitt das Unternehmen mit einem Erlössprung um 118 Prozent sowie einem Gewinn von 12,2 Millionen Euro deutlich besser ab als erwartet. Der Vorstand reagierte mit einer Zielerhöhung: 2021 soll der Umsatz statt auf 260 Millionen Euro nun auf 330 Millionen Euro steigen, das Ebit nicht 38, sondern 59 Millionen Euro erreichen. Neueinsteiger können die aktuelle Kurskonsolidierung zum Einstieg nutzen. Wir erhöhen das Kursziel bei unverändertem Stopp. Ein niedriges Umsatzwachstum sowie eine seit Jahren anhaltende Gewinnstagnation lassen uns bei Check Point Software vorsichtiger werden. Wir stufen den charttechnisch angeschlagenen Titel auf "Beobachten" zurück.

 


Auf einen Blick

IT-Sicherheit

Cyberkriminalität verursacht große Schäden: Allein die durchschnittlichen Kosten von Datenschutzverletzungen betragen laut IBM 3,86 Millionen Dollar. Kein Wunder also, dass der IT-Sicherheitsmarkt zweistellig wächst.