Zum Handelsstart sackten die Papiere der Stuttgarter um 3 Prozent ab, lagen am frühen Nachmittag aber nur noch 0,95 Prozent im Minus bei 64,84 Euro. Sie blieben damit allerdings einer der schwächsten Werte im wenig bewegten Dax (DAX 30). Seit Jahresbeginn summiert sich der Kursverlust damit auf 8 Prozent, was den letzten Platz im deutschen Leitindex bedeutet - dieser hat im selben Zeitraum um rund 10 Prozent zugelegt.

Auch die Aktionäre des Konkurrenten BMW haben im laufenden Jahr bisher keinen Grund zur Freude, wie der knapp fünfprozentige Kursrückgang zeigt. Die Vorzugsaktien von Volkswagen (Volkswagen (VW) vz) haben sich zwar um knapp 8 Prozent erholt - sie liegen aber immer noch deutlich unter dem Niveau aus dem Herbst 2015. Damals hatte die Aufdeckung illegaler Abschalteinrichtungen in der Motorsteuerung der Wolfsburger den Skandal ins Rollen gebracht, der sich bald auf weitere Hersteller ausdehnte.

STAATSANWALTSCHAFT BESTÄTIGT MEDIENBERICHTE TEILWEISE

Bei ihren Ermittlungen bei Daimler haben die Behörden zwei konkrete Beschuldigte im Blick - und zudem weitere bisher unbekannte. In diesem Punkt bestätigte die Staatsanwaltschaft Stuttgart einen Bericht von "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR. Die Medien meldeten unter Berufung auf Unterlagen der Justiz, dass Daimler tiefer in die Abgasaffäre bei Diesel-Fahrzeugen verstrickt sein soll als bislang bekannt.

Der Tenor der Berichterstattung und das mögliche Ausmaß der Risiken könnten für Verängstigung sorgen, kommentierte Citigroup-Analyst Michael Tyndall. Er hält den Inhalt allerdings nicht für neu und vertraut der Bekundung von Daimler, dass die in Rede stehenden Fahrzeuge den maßgeblichen, wenngleich "etwas laxen" Vorschriften entsprächen.

Max Warburton vom US-Analysehaus Bernstein Research betonte die Unterschiede zwischen Daimler und Volkswagen. Die gewaltigen Kosten für Volkswagen in den USA zeigten, wie ernst dort entsprechende Manipulationen genommen würden, doch in Europa seien die Wolfsburger dafür nicht bestraft worden. Es stelle sich die Frage, wieso Daimler hier anders behandelt werden sollte. In den USA habe Daimler zudem vergleichsweise wenige Diesel-Fahrzeuge verkauft.

'MARKT WÜRDIGT POSITIVE BRANCHENTRENDS ZU WENIG'

Laut Kristina Church von der britischen Investmentbank Barclays würdigt der Markt zudem nicht ausreichend positive Trends wie etwa die Elektrifizierung in der Autobranche. Die Daimler-Pkw-Tochter Mercedes dürfte im Bereich autonomes Fahren durch Kostenverteilungen auf den gesamten Konzern weiter fortgeschritten sein als der Rest der Branche.

Die französische Investmentbank Exane BNP Paribas hatte die Daimler-Aktie am Vorabend sogar hochgestuft und rät nun nicht mehr zum Verkauf. Analyst Stuart Pearson hob die starke Ausrichtung der deutschen Hersteller auf den chinesischen Markt positiv hervor, wo die Nachfrage nach Premiumfahrzeugen zunehme./gl/ag/das

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---