€uro am Sonntag: Die Wirtschaftsprüfer der KPMG haben bei Wirecard angeblich keine Hinweise auf Manipulationen gefunden - gleichzeitig aber moniert, dass wichtige Unterlagen fehlten. Wie können Wirtschaftsprüfer ein solches Urteil abgeben?
Daniela Bergdolt: Moment: Die Prüfer haben klar darauf hingewiesen, dass es ein vorläufiger Bericht ist und kein endgültiges Statement. Dass Wirecard den Prüfbericht als Persilschein für sich interpretiert, zeichnet ein völlig falsches Bild. Unter dem Strich sind wir jetzt nicht klüger als vorher.

Wirecard hat gleichzeitig die Bilanzvorlage überraschend abgesagt. Was bedeutet das?
Das ist ein Armutszeugnis. Ebenso ist es ein Armutszeugnis, dass Wirecard den Prüfern wichtige Unterlagen nicht vorlegen konnte oder wollte. Dafür mag Wirecard interne Gründe angeben. Von außen erscheint es aber wie eine Verschleierungstaktik, die man absolut nicht nachvollziehen kann.

Auf der Hauptversammlung im vergangenen Jahr waren Sie die einzige Aktionärsvertreterin, die dem Wirecard-Management die Entlastung verweigert hat. Ist es nicht langsam Zeit, Wirecard-Vorstandschef Markus Braun abzulösen?
Das Unternehmen braucht Transparenz, Transparenz und noch mal Transparenz. Wirecard muss sich endlich öffnen und eine Kapitalmarktkommunikation betreiben, die einem DAX-Unternehmen entspricht.

Wenn Sie zur Ablösung von Braun schon nichts sagen wollen: Muss der neue Wirecard-Aufsichtsratschef und frühere Deutsche-Börse-Vorstand Thomas Eichelmann nicht endlich mal aufräumen?
Ihn kann ich nur dazu auffordern: Eichelmann, geh endlich ran. Greif bitte bei diesem Unternehmen jetzt mal gründlich durch.