Die Hoffnungen hätten sich schnell zerschlagen, dass die Kursrally zur Wochenmitte der Startschuss für eine neue Erholung gewesen sei, sagte Aktienmarktstratege Russ Mould AJ vom Handelshaus Bell Investment. Am Mittwoch hatte der Dax erstmals nach fünf Verlusttagen 1,6 Prozent im Plus geschlossen.

Die Nerven der Anleger strapazierte erneut der Haushaltsstreit der Europäischen Union (EU) mit Italien. Vor allem Bankenwerte flogen an der Mailänder Börse aus den Depots. Der Branchenindex gab zeitweise zwei Prozent nach. Das hochverschuldete südeuropäische Land zeigt sich auch nach der jüngsten Eskalation hart. Sein Land werde dem Druck der EU, die wegen Verstößen gegen EU-Regeln mit einem Strafverfahren droht, nicht nachgeben, sagte Vize-Regierungschef Matteo Salvini. EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici erklärte dagegen, er sei zuversichtlich, dass es am Ende eine Einigung geben werde. An den italienischen Anleihemärkten herrschte daher etwas Entspannung. Die Renditen der zweijährigen Titel fielen zeitweise auf den tiefsten Stand seit Ende September.

Am Devisenmarkt dominierte das Thema Brexit. Die britische Währung verteuerte sich um knapp ein Prozent auf 1,2873 Dollar, nachdem sich die Unterhändler der EU-Kommission und Großbritanniens auf den Entwurf einer politischen Erklärung zu den künftigen Beziehungen geeinigt hatten. Premierministerin Theresa May sagte, das angepeilte Abkommen mit der EU sei in Reichweite gerückt. Am Sonntag soll der Austrittsvertrag zwischen der EU und Großbritannien auf einem Sondergipfel abgesegnet werden.

ANLEGER STOSSEN AUF REMY COINTREAU AN



Kurz gezuckt haben die Anleger der Deutschen Bank, als Citigroup-Chef Michael Corbat in einem Magazininterview einen Zusammenschluss mit dem Geldhaus ausschloss. Angesprochen darauf, ob die derzeitige niedrige Marktbewertung der Bank nicht eine Chance biete, antwortete er: "Wir sind nicht der richtige Partner für die Deutsche Bank." Die Deutsche-Bank-Aktie notierte gut ein Prozent schwächer.

In Amsterdam verschreckte der Telekommunikations- und Kabelkonzern Altice Anleger mit einem enttäuschenden dritten Quartal. Die Aktien stürzten um rund fünfzehn Prozent auf den tiefsten Stand seit Mai ab. Nach Einschätzung der Analysten von Credit Suisse ist keine Trendwende in Sicht. Der Konzern ächzt unter einem hohen Schuldenberg.

Der Appetit der Chinesen auf Edel-Cognac und Kostensenkungen ließ hingegen bei Remy Cointreau die Kassen klingeln. Aktien des französischen Spirituosenherstellers gewannen bis zu 2,5 Prozent.

Gefallen fanden Investoren auch an den Zahlen des LKW-Zulieferers Jost Werke. Die Aktien des SDax-Unternehmens zogen um 4,5 Prozent an. Der Konzern blickt nach einem Umsatzplus im dritten Quartal optimistisch auf das Gesamtjahr.

rtr