Dieser französische Luxusgüterhersteller setzt auf die Superreichen und schützt sich damit vor Krisen. Ist die Aktie auch etwas für Ihr Depot?
Wer eine neue Handtasche der Kelly-Kollektion kaufen will, muss sich etwas Mühe geben: Regelmäßig in einem Laden der
Luxusmarke Hermès einkaufen und dabei mit einem Lächeln größere Summen ausgeben, erhöht die Chance. Irgendwann, so heißt es, werde man zu einer exklusiven Vorführung in einen Nebenraum geladen. Die Preise für eine Kelly-Tasche beginnen im hohen vierstelligen Bereich und können für die nobelsten Modelle sechsstellig werden. Selbst gebrauchte Modelle werden im Zweitmarkt für bis zu fünfstellige Beträge gehandelt. Das kann die Tasche sogar zu einer Art Wertspeicher machen.
Das Modell Kelly, benannt nach der Schauspielerin und Monaco-Prinzessin Grace Kelly, ist neben der Birkin-Handtasche das berühmteste Produkt des französischen Luxusgüterkonzerns. Während viele Nobelmarken ihr Angebot um Produkte ausgeweitet haben, die für die Mittelschicht erschwinglich sind, setzt Hermès konsequent auf die wirklich betuchte Kundschaft.
Lange Luxus-Historie
Leder gehört seit jeher zur Kernkompetenz. Zum Start im Jahr 1837 fabriziert der in Krefeld geborene Sattler Thierry Hermès zunächst Pferdegeschirr und Zaumzeug. Schon damals gehört die Oberschicht zur Zielgruppe. Weil Pferdekutschen zunehmend durch Auto und Eisenbahn verdrängt werden, sattelt Hermès um auf Koffer und Ledertaschen.
Börsianer sind vor allem von den Geschäftszahlen beeindruckt: Im vergangenen Jahr blieb bei einem Umsatz von 15,2 Milliarden Euro mehr als 40 Prozent als operative Marge. Über die vergangenen zehn Jahre ist der Umsatz im Schnitt um 14 Prozent gewachsen, der Nettogewinn sogar um 18 Prozent. Ein Härtetest war das Corona-Jahr 2020. Obwohl es im Lockdown keine Festivitäten gab, bei denen die Reichen ihren Luxus vorführen konnten, schrumpften Umsatz und Gewinn von Hermès um weniger als zehn Prozent.
Ein wichtiger Indikator für Hermès ist die Zahl der Millionäre. Die Beratungsfirma Capgemini hat für das vergangene Jahr 23,4 Millionen Menschen mit einem Vermögen von mindestens einer Million Dollar ausgemacht. Das ist innerhalb von zehn Jahren ein Anstieg um mehr als 50 Prozent. Selbst die Aktie hat einen exklusiven Charakter: Weniger als ein Drittel ist im freien Handel, die Mehrheit der Papiere ist im Besitz der Gründerfamilie.
Hermès-Aktie kein Schnäppchen
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt auf Basis der für die kommenden zwölf Monate erwarteten Konzerngewinne bei rund 45 und ist damit weit davon entfernt, ein Schnäppchen zu sein. Luxuriösen Kennziffern steht neben der hohen Marge eine Konzernbilanz mit einer Netto-Cash- Position von zuletzt knapp zwölf Milliarden Euro entgegen. Im langjährigen Vergleich liegt das KGV von Hermès aktuell nur knapp über dem Schnitt der vergangenen zehn Jahre.
Hinweis: Der Artikel stammt aus der aktuellen Heftausgabe von BÖRSE ONLINE (26/25), die Sie hier finden.
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