Nach robusten chinesischen Außenhandelszahlen und moderateren Tönen zwischen Washington und Peking im Handelsstreit hat sich die Unruhe an den Weltbörsen in den vergangenen Tagen etwas gelegt. Zudem tendierte die chinesische Landeswährung Yuan zuletzt stabil um die Marke von sieben Yuan je Dollar. Vor allem die Yuan-Abwertung und damit ein drohender Währungskrieg hatte die Finanzmärkte in der vergangenen Woche sehr stark belastet. Die Börsen weltweit brachen ein, die Flucht in Sicherheitsinvestments wie Gold, Anleihen und Währungen wie den Schweizer Franken legten kräftig zu.

Dennoch bleiben Investoren skeptisch angesichts des schwelenden Handelskonflikts mit den USA. Viele Ökonomen sehen dahinter ein tiefer gehendes Zerwürfnis zwischen den beiden Supermächten. "Der Handelskonflikt wird sich nicht in Wohlgefallen auflösen, selbst wenn sich die Präsidenten Trump und Xi in den kommenden Monaten auf einen Deal einigten", warnt beispielsweise Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Es geht schließlich um mehr als nur Handel. Im Kern möchten die USA den politischen und militärischen Aufstieg Chinas bremsen, den sich die Chinesen aber auf ihre Fahnen geschrieben haben."

Der Konflikt zwischen den Antipoden könnte demnach die kommenden Jahrzehnte prägen wie der Kalte Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion die Nachkriegszeit. Mit der Folge, dass sich die noch engen wirtschaftlichen Bande zwischen Amerika und China schrittweise lösen. "Die Weltwirtschaft droht in eine westliche und eine östliche Sphäre zu zerfallen", warnt Krämer.

Ähnlich sieht es Donner & Reu-schel-Chefvolkswirt Car sten Mumm: "Es geht im Handelsstreit nicht nur um Zölle", sagt Mumm. "Themen wie Marktzugang in China, Schutz geistigen Eigentums und Kampf um die globale Technologieführerschaft und die wirtschaftliche Vormachtstellung werden uns noch jahrelang begleiten."

Zunächst ist der Handelskrieg aber ein Problem für die export-orientierte deutsche Wirtschaft (s. S. 16). Das zeigt sich in den aktuellen Außenhandelszahlen: So sanken die deutschen Exporte im Juni um 0,1 Prozent zum Vormonat und um acht Prozent gegenüber Juni 2018. Der Außenhandelsverband DIHK rechnet für 2019 nun bestenfalls noch mit einem minimalen Plus für 2019. "Wenn wir mit einer schwarzen Null - und somit mit dem schlechtesten Ergebnis seit der Finanzkrise - aus dem Jahr gehen, wäre das angesichts der globalen Konflikte und Krisen schon ein Erfolg."

EZB muss handeln


Commerzbank-Chefvolkswirt Krämer warnte am Freitag in einer Telefonkonferenz zudem vor einer Eintrübung der chinesischen Konjunktur mit gravierenden Folgen für den Welthandel. "Anders als erhofft, hat sich die chinesische Wirtschaft zur Jahresmitte nicht erholt", sagte Krämer. "Wir revidieren unser China-Bild grundlegend und rechnen trotz des Konjunkturprogramms nicht mehr mit einer nennenswerten Wachstumsbelebung in China."

Krämer hat deshalb die Wachstumsprognosen für Deutschland und den Euroraum deutlich gesenkt. Positive Marktimpulse könnte vor diesem Hintergrund die EZB liefern: Die Notenbank dürfte im September ein um-fassendes Lockerungspaket beschließen, glaubt der Commerzbank-Experte.