In der neuen Börsenwoche werden die vielen Bilanzen der europäischen Firmen richtungsweisend für die Aktienmärkte sein. Zwar dürften gerade deutsche exportorientierte Unternehmen dank eines schwächeren Euro glänzen. Doch Aktienstrategen mahnen zur Vorsicht: sollten die Konzerne die Hoffnungen der Investoren zum Jahresauftakt nicht erfüllen, drohen Dax und Co Rückschläge. "Nach der Rally der vergangenen Monate und der enorm gestiegenen Erwartungshaltung der Anleger hat die Gefahr von Enttäuschungen deutlich zugenommen", sagt Helaba-Analyst Markus Reinwand. In der zu Ende gehenden Woche hat der deutsche Leitindex rund ein Prozent auf 11.800 Punkte zugelegt, seit Jahresbeginn sind es etwa 20 Prozent. Doch zeitgleich hätten sich die Aussichten für die Unternehmensgewinne nicht nennenswert verbessert, konstatiert Reinwand.

Europaweit stehen etliche Bilanzvorlagen an: am Dienstag ist unter anderem Daimler an der Reihe. Die Absatzzahlen lassen auf ein starkes Auftaktquartal des Stuttgarter Autobauers hoffen. Am Mittwoch folgt der Volkswagen -Konzern mit seinen Geschäftzahlen. Bei den Wolfsburgern tobt gerade ein Machtkampf zwischen Aufsichtsratschef Ferdinand Piech und Vorstandschef Martin Winterkorn. Ebenfalls am Mittwoch gewährt die Deutsche Bank Einblick in ihre Bücher. Klarheit dürfte es für die Anleger der Deutschen Bank auch endlich in Sachen neue Strategie geben, die das Institut über das Wochenende präsentieren will. Am Donnerstag folgen unter anderem Zahlen von BASF, Bayer und Linde. Am Freitag bleiben die Frankfurter und Züricher Börse am "Tag der Arbeit" geschlossen.

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WANN KOMMT DIE US-ZINSANHEBUNG?

Für Bewegung dürfte auch die US-Notenbank Fed sorgen, die am Dienstag zu ihrer zweitägigen Sitzung zusammenkommt. Wegen der zuletzt schwächeren Konjunkturdaten aus Amerika rechnen die meisten Analysten allerdings nicht mit einer Anhebung der Zinsen im April. "Der Zeitpunkt und das Ausmaß der anstehenden Zinsschritte werden sich allein nach den wirtschaftlichen Daten richten, so die Sprachregelung der Notenbank", sagt Analyst Bernd Weidensteiner von der Commerzbank. "Damit werden sich die Marktteilnehmer auf eine größere Unsicherheit hinsichtlich der mittelfristigen Geldpolitik einzustellen haben."

Ein klares Signal für oder gegen eine Zinserhöhung auf der Juni-Sitzung wäre eine Überraschung, meint Helaba-Experte Patrick Franke. Laut Postbank-Stratege Heinz-Gerd Sonnenschein ist aus Sicht der Dax-Anleger die Fed allerdings schon länger nicht mehr alleiniger Tonangeber für die europäischen Börsen. "Die Notenbanken dies- und jenseits des Atlantiks arbeiten konträr: die EZB flutet die Märkte mit Geld, während die Fed auf die Bremse treten will." Deshalb könnten sich die hiesigen Märkte auch immer stärker von den USA abkoppeln. "Wenn die Wall Street hustet, kriegen wir hier schon länger keinen Schnupfen mehr."

In der Woche stehen von der US-Datenfront unter anderem die erste Schätzung des Wirtschaftswachstums im ersten Quartal am Mittwoch und der ISM-Index für die Industrie (Freitag) auf der Agenda. Der starke Dollar, sinkende Ölpreise und der harte Winter setzten der US-Wirtschaft zuletzt zu.

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DAUERBRENNER GRIECHENLAND

Kritisch beäugen werden Börsianer auch die Entwicklungen rund um Griechenland. Noch immer ringt das Land mit seinen Gläubigern um eine Lösung im Schuldenstreit. Ein Verbleib in der Euro-Gruppe ist weiter ungewiss. Am Freitag forderten die Euro-Finanzminister von Griechenland weitere Anstrengungen. EU Währungskommissar Pierre Moscovici zufolge ist ein höheres Tempo bei den Verhandlungen die einzige Möglichkeit, Griechenland in der Euro-Zone zu halten.

Anders als gedacht könnte die Regierung in Athen nach Ansicht der Commerzbank bis Ende Juni zahlungsfähig bleiben. Bislang hat der Staat alle Zahlungsverpflichtungen erfüllt.

Reuters