Europas Aktienanleger haben am Dienstag auf einen Kompromiss im griechischen Schuldenstreit gesetzt. Der Dax stieg bis zum frühen Nachmittag um 1,3 Prozent auf 10.797 Punkte, der EuroStoxx50 legte 1,6 Prozent auf 3400 Zähler zu. Die Nachrichtenagentur MNSI hatte unter Berufung auf ungenannte Quellen gemeldet, die EU-Kommission wolle eine sechsmonatige Verlängerung für die Griechenlandhilfe anbieten. Die EZB wäre unter solchen Bedingungen bereit, von griechischen Banken wieder Staatsanleihen des Landes als Sicherheiten für einen Kredit zu akzeptieren. "Vielleicht bleibt uns ja ein Schuldenschnitt erspart", sagte ein Händler. Für die Wall Street signalisierten die Futures zur Eröffnung ein Plus von 0,7 Prozent.

Die unversöhnliche Haltung zwischen der griechischen Regierung und Griechenlands Gläubigern hatte zuvor die Märkte belastet. Die EU-Kommission teilte mit, es gebe keine formalen Vorschläge im Schuldenstreit. Die Gespräche seien aber intensiv. Am Mittwoch kommen die Euro-Finanzminister in Brüssel zu einem ersten Gespräch mit der neuen griechischen Regierung zusammen. Die griechische Regierung wollte bislang das aktuelle Hilfsprogramm mit seinen harten Sparauflagen, das Ende Februar ausläuft, nicht verlängern. Ohne Kompromiss steht das Euro-Land vor der Staatpleite.

Der griechische Leitindex ging nach seinen zuletzt deutlichen Verlusten auf Erholungskurs und zog um bis zu 6,8 Prozent an. Der Banken-Index legte bis zu 14,9 Prozent zu. Die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen gab im Gegenzug wieder nach.

Mit Sorge verfolgten die Anleger auch die Entwicklung in der Ukraine. Für Mittwoch ist ein Gipfeltreffen der russischen Präsidenten Wladimir Putin, seines ukrainischen Kollegen Petro Poroschenko sowie Frankreichs Präsidenten Francois Hollande und Bundeskanzlerin Angela Merkel in der weißrussischen Hauptstadt Minsk geplant. Dabei soll ein Waffenstillstand in der Ostukraine ausgelotet werden. Im Falle eines Scheiterns muss sich Russland auf weitere Sanktionen einstellen. US-Präsident Barack Obama prüft zudem Waffenlieferungen an die Ukraine.

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RAIFFEISEN-AKTIONÄREN GEFÄLLT GEPLANTE SCHRUMPFKUR

Im Dax führten einige der Vortagesverlierer die Gewinnerliste an: So standen Continental und BMW mit Kursgewinnen von fast drei und 2,6 Prozent ganz oben. HeidelbergCement legten ein Prozent zu. Der Baustoffhersteller überzeugte die Anleger mit seinem Ausblick und einem starken Gewinnanstieg im operativen Geschäft. Beim Spezialchemiekonzern Lanxess machten die Anleger dagegen nach dem Kursplus vom Vortag angesichts des geprüften Teilausstiegs aus dem lahmenden Kautschuk-Geschäft Kasse: Die Titel verloren zwei Prozent.

Im MDax fielen die Titel von Hugo Boss nach einer Aktienplatzierung um 3,5 Prozent. Mit Verkäufen reagierten die Metro-Aktionäre auf die Geschäftszahlen. Der Handelsriese hat mit den Folgen des Ukraine-Konflikts zu kämpfen und verlor wegen des Rubel-Kursverfalls im Weihnachtsgeschäft 60 Millionen Euro. Die Aktien fielen um 3,3 Prozent.

Bergauf ging es in Wien mit den Papieren der Raiffeisen Bank , die sich nach ihrem jahrzehntelangen Wachstumskurs einer radikalen Schrumpfkur verschrieben hat : Die Aktien schossen um 9,2 Prozent auf ein Fünf-Wochen-Hoch von 12,44 Euro in die Höhe. Enttäuschung dagegen in Paris: Michelin fielen um 3,5 Prozent, nachdem der Reifenhersteller weniger Gewinn als erwartet erwirtschaftet hatte.

Reuters