Europas Aktienanleger haben am Dienstag Kasse gemacht. "Die Rally der vergangenen Wochen war unglaublich, es wird langsam Zeit für ein paar Gewinnmitnahmen," sagte ein Händler. Der Dax fiel bis zum frühen Nachmittag um 1,9 Prozent auf 11.943 Punkte und gab damit den größten Teil des Vortagesgewinns wieder ab. Der EuroStoxx50 verlor 1,3 Prozent auf 3657 Zähler. Vorsichtig stimmte die Anleger die zweitägige Zinssitzung der US-Notenbank mit einer Pressekonferenz von Fed-Chefin Janet Yellen am Mittwoch. An der Wall Street fielen Dow-Jones - und S&P500 zu Handelsbeginn um 0,7 und 0,4 Prozent.

Investoren rätseln, ob die Fed den bisherigen Passus, man könne die Zinswende geduldig angehen, aus ihrem Statement streichen wird. Die US-Notenbank hält den Schlüsselzins bereits seit Ende 2008 - dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise - auf dem historisch niedrigen Niveau von null bis 0,25 Prozent. Die Statistik zu den US-Wohnbaubeginnen fiel enttäuschend aus, was Analysten zufolge aber auch mit den Wetterkapriolen zusammenhängen könne.

Für etwas Enttäuschung unter den Anlegern sorgte auch der ZEW-Index. Das Barometer für die Konjunkturerwartungen in Deutschland stieg im März zwar um 1,8 auf 54,8 Zähler. Ökonomen hatten allerdings mit einem kräftigeren Anstieg auf 58,2 Zähler gerechnet.

Der Euro, der zu Wochenbeginn auf ein Zwölf-Jahres-Tief von 1,0456 Dollar gefallen war, erholte sich auf 1,0630 Dollar. Die Renditen der europäischen Staatsanleihen zogen erneut leicht an.

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KABELHERSTELLER LEONI ENTTÄUSCHT ANLEGER MIT AUSBLICK

Zu den größten Verlierern im Dax gehörten Daimler mit einem Abschlag von 3,2 Prozent. Die UBS empfahl die Aktien des Autobauers nach zuletzt deutlichen Kursgewinnen zum Verkauf. Auf Talfahrt waren mit Abschlägen von je rund zwei Prozent mit Merck und Fresenius auch zwei der Topfavoriten vom Vortag. Ansonsten gingen die Verkäufe der Anleger quer durch alle Branchen. So zählten ThyssenKrupp und Commerzbank ebenso zu den Schlusslichtern wie Bayer und Lanxess.

Im MDax straften Anleger Leoni trotz einer höheren Dividende ab. Die Titel rutschten in der Spitze um 7,6 Prozent in den Keller. Händlern zufolge konnte der Ausblick die Investoren nicht überzeugen. Wacker Chemie konnten von den endgültigen Bilanzzahlen nicht profitieren, sondern verloren bis zu 4,9 Prozent. Hugo Boss fielen nach einer Akteinplatzierung um vier Prozent. Der Finanzinvestor Permira trennte sich von seinem verbliebenen Aktienpaket des Modekonzerns.

Zu den wenigen Dax-Gewinnern zählten Lufthansa mit einem Plus von 0,8 Prozent. Händler verwiesen auf die wieder fallenden Ölpreise, die die Kosten für die Fluggesellschaft drückten. Im MDax profitierten Telefonica Deutschland von einer Analystenempfehlung und stiegen um 2,7 Prozent.

In London stürzten die Aktien der Modekette French Connection um über 18 Prozent ab: Anleger zeigten sich dennoch enttäuscht, dass die Firma nicht die angestrebte Kehrtwende geschafft hat.

Reuters