Der Wille ist da, allein der Mut fehlt: Von seinem Rekordhoch ist der Dax nur noch etwa 1,5 Prozent entfernt, doch am Mittwoch taten sich die Investoren mit Zukäufen noch schwer. Das lag Händlern zufolge zum Teil auch an der Unsicherheit über die Lage in der Ukraine. "Angesichts dieser Nachrichten fehlt einfach das Vertrauen für weitere massive Aktienkäufe", fasste ein Händler zusammen. So schloss der deutsche Leitindex mit 9661,73 Zählern 0,4 Prozent niedriger. Der EuroStoxx50 verlor 0,3 Prozent. Ohne die steigende Kurse an der New Yorker Wall Street wäre das Minus aber höher ausgefallen, sagte ein Händler.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte Teile der Streitkräfte im westlichen Grenzgebiet in Alarmbereitschaft versetzt. Dies ließ viele Anleger am Rentenmarkt auf Nummer sicher gehen: Der Bund-Future legte über 50 Ticks zu. Auch der Dollar war wieder gefragter, so dass der Euro um fast einen US-Cent auf 1,3665 Dollar rutschte. Dies machte auch dem Gold zu schaffen: Der Preis für eine Feinunze fiel um über ein Prozent auf rund 1325 Dollar. Rohstoffe werden in Dollar abgerechnet und damit für Käufer aus anderen Währungsgebieten weniger attraktiv, wenn der Dollar aufwertet.

Ermutigende Daten vom US-Immobilienmarkt sorgten in New York ungeachtet der Unsicherheit über die Ukraine für steigende Kurse, was auch in Europa die Anleger beruhigte. Viele hatten zuletzt gefürchtet, der strenge Winter könnte in den USA die Konjunkturerholung gefährden. Zum Handelsschluss in Europa notierten Dow-Jones-Index und S&P500 je etwa 0,3 Prozent höher.

TIEFROTE ZAHLEN VERSTIMMEN LANXESS-AKTIONÄRE

Zu den größten Dax-Verlierer zählten die Aktien von Lanxess mit einem Minus von 2,7 Prozent. Der Chemiekonzern fuhr wegen hoher Abschreibungen 2013 einen Verlust von 159 Millionen Euro ein, nachdem 2012 noch ein Überschuss von gut 500 Millionen Euro in den Büchern stand. DZ-Bank-Analyst Peter Spengler reduzierte die Gewinnschätzungen für 2014 und 2015 und kassierte seine Kaufempfehlung.

Auf den Verkaufszetteln standen auch die Aktien von RWE und E.ON, die 4,2 und 2,9 Prozent einbüßten. Nach den Kursgewinnen der vergangenen Wochen machten einige Anleger Kasse, erklärten Händler. Fresenius und die Aktien der Dialysetochter FMC setzten die Talfahrt vom Vortag im Sog der Enttäuschung über den Ausblick des Gesundheitskonzerns fort: Fresenius verloren 2,2 Prozent, FMC schlossen 1,2 Prozent im Minus.

Gefragt waren K+S mit plus 1,6 Prozent. Der kanadische Kali-Rivale Potash hält eine Wiederannäherung der beiden osteuropäischen Branchengrößen Uralkali und Belaruskali für möglich, deren Streit im Sommer vorigen Jahres eine Preisverfall beim Kali und damit einen Kurssturz bei K+S ausgelöst hatte.

Zu den Gewinnern zählten mit plus 1,4 Prozent auch Infineon, wofür Händler charttechnische Faktoren und gute Branchennachrichten verantwortlich machten. Konkurrent STMicroelectronics hatte in Europa Anzeichen für eine Stabilisierung ausgemacht. STM stiegen in Paris um 4,8 Prozent.

SMA SOLAR SETZEN HÖHENFLUG FORT

Im MDax zählten Airbus mit einem Plus von 1,2 Prozent zu den größten Gewinnern. Den Anlegern gefiel die Neuausrichtung des Konzerns, der sein Rüstungsgeschäft immer weiter zurückfährt. Aurubis gewannen 1,8 Prozent. Die Kupferhütte sieht Anzeichen für eine Erholung der Kupferpreise.

Im TecDax sorgte die strategische Partnerschaft mit dem dänischen Energietechnikkonzern Danfoss für einen Kurssprung von 13,1 Prozent bei SMA Solar. In Zürich sorgte Credit Suisse für viel Gesprächsstoff. Die Aktien büßten 2,5 Prozent ein, nachdem die Bank im Steuerstreit mit den USA Verstöße gegen US-Gesetze einräumen musste.

Reuters