Bei Anlegern gehe das Schreckgespenst einer zweiten Sars-Pandemie um, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Diese habe das Wirtschaftswachstum Chinas damals um einen Prozentpunkt verlangsamt. 2002/2003 fielen Sars, dessen Erreger dem Coronavirus ähnelt und der ebenfalls in China erstmals nachgewiesen wurde, mehrere hundert Menschen zum Opfer.

"Der aktuelle Ausbruch kommt zu einer Zeit, da Dutzende Millionen Chinesen anlässlich des dortigen Neujahresfestes durch das Land reisen", schrieben die Analysten der Rabobank. Adam Vettese vom Online-Broker eToro zufolge befürchteten Investoren Reise- und Importbeschränkungen, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. "Das hat natürlich Auswirkungen auf die Wirtschaft."

Die Börse Shanghai schloss auf dem niedrigsten Stand des Jahres. Die chinesische Währung geriet ebenfalls unter Druck. Im Gegenzug verteuerte sich der Dollar um 0,5 Prozent auf 6,904 Yuan.

FLUGGESELLSCHAFTEN UND LUXUSGÜTER-ANBIETER AUF TALFAHRT


Vor diesem Hintergrund gaben vor allem Luftfahrt-Werte nach. So verloren Lufthansa, Air France-KLM und die British Airways-Mutter IAG jeweils etwa drei Prozent. Luxusgüter-Hersteller wie LVMH, Kering oder Richemont verbilligten sich um bis zu 3,3 Prozent. China ist ein wichtiger Absatzmarkt für diese Firmen.

Am Rohstoffmarkt spekulierten Investoren ebenfalls auf eine schwächere China-Nachfrage. Das Industriemetall Kupfer, dessen weltweit wichtigster Abnehmer die Volksrepublik ist, verbilligte sich um 1,2 Prozent auf 6185,50 Dollar je Tonne. Der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee fiel um 1,6 Prozent auf 64,15 Dollar je Barrel (159 Liter).

HUGO BOSS UND EASYJET IM AUFWIND


Dank eines überraschend starken Weihnachtsgeschäfts stiegen die Aktien von Hugo Boss dagegen um bis zu sieben Prozent und steuerten auf den größten Tagesgewinn seit drei Jahren zu. Die Wachstumsdynamik nehme trotz eines ungünstigen Branchenumfelds noch zu, schrieb Analyst Volker Bosse von der Baader Helvea Bank.

Gefragt waren auch die Papiere von EasyJet, die sich in London um 4,2 Prozent verteuerten. Der Billigflieger legte ebenfalls Geschäftszahlen über Markterwartungen vor. "EasyJet ist offenbar der Haupt-Profiteur des Zusammenbruchs von Thomas Cook", sagte Markets.com-Experte Wilson. Das Unternehmen habe sich zahlreiche lukrative Landerechte gesichert, die zuvor dem insolventen Touristik-Konzern gehört hätten. EasyJet-Rivale Ryanair gewann 0,4 Prozent.

rtr