Mut machten Investoren die jüngsten Aussagen des US-Notenbankchefs Jerome Powell. "Das von Powell gezeichnete Bild mit einer weiterhin starken US-Wirtschaft, aber gleichzeitig langsamer steigenden Zinsen, ist schon sehr nahe an der Idealvorstellung der Börsianer", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.

Die US-Arbeitsmarktdaten untermauerten diese Einschätzung. Zwar blieb die Zahl der neu geschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft mit 155.000 hinter der Erwartung von 200.000 zurück und der Lohnanstieg fiel mit 0,2 Prozent ebenfalls geringer aus als gedacht. "Dies muss allerdings noch lange nicht heißen, dass nun eine Rezession droht", betonte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. "Vielmehr sind nun kleinere Wachstumsbrötchen angesagt." Zudem könne die US-Notenbank die Zinsen behutsamer anheben und damit den Aufschwung verlängern. Vor diesem Hintergrund ging es für den Dollar bergab. Der Euro verteuerte sich im Gegenzug binnen Minuten auf bis zu 1,1415 Dollar von zuvor 1,1366 Dollar.

ZOLLSTREIT UND BREXIT BLEIBEN UNSICHERHEITSFAKTOREN



Weitere größere Kursgewinne seien am Aktienmarkt aber nicht zu erwarten, warnte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Die Nervosität auf dem Börsenparkett bleibt hoch, während die Chancen auf eine Weihnachtsrally allmählich schwinden." Die Verhaftung der Finanzchefin des chinesischen Netzwerk-Ausrüsters Huawei zehre weiter an den Nerven, da die Affäre die Furcht vor einer Eskalation des Handelsstreits zwischen den USA und China schüre.

Devisenanleger fieberten der Abstimmung im britischen Parlament über die Scheidungsvereinbarung zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU entgegen. "Premierministerin Theresa May hat Herkules-Aufgabe vor sich, um genügend Unterstützer zusammenzubekommen", sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades. Das Pfund Sterling stagnierte am Freitag bei 1,2769 Dollar.

GEWINNWARNUNG SCHICKT FRESENIUS AUF TALFAHRT



Am deutschen Aktienmarkt stürzten die Titel von Fresenius um fast 20 Prozent ab - so viel wie noch nie. Mit 38,28 Euro waren sie zudem so billig wie zuletzt vor vier Jahren. Der Gesundheitskonzern verabschiedete sich von seinen Geschäftszielen bis 2020. Enttäuschend sei außerdem die Aussicht auf ein stagnierendes Wachstum 2019, schrieben die Analysten von Independent Research.

Parallel zu den Kursturbulenzen beim Mutterkonzern fielen die Titel von Fresenius Medical Care (FMC) zeitweise um knapp zehn Prozent auf ein Vier-Jahres-Tief von 61,28 Euro. Der Dialyse-Spezialist rechnet im kommenden Jahr nur mit einem in etwa stagnierenden Ergebnis.

Im Londoner Auswahlindex FTSE waren die Papiere von AB Foods mit einem Kursminus von bis zu fünf Prozent das Schlusslicht steuerten auf den größten Tagesverlust seit gut einem Jahr zu. Auslöser des Ausverkaufs war die Warnung der Modehandelstochter Primark, das Geschäft sei im November schlecht gelaufen. "Wenn Primark schon Probleme hat, welche Chance haben die übrigen Kaufhäuser?", fragte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Die Titel der Primark-Konkurrenten Marks & Spencer und Debenhams büßten bis zu 3,2 Prozent ein.

rtr