"Stattdessen haben alle Angst, eine mögliche Fortsetzung der Börsenparty zu verpassen." In der ablaufenden Woche legte der Dax knapp zwei Prozent zu und erreichte ein Rekordhoch von 13.788,51 Punkten.

Jeroen Blokland, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Robeco, nennt drei Gründe für eine Fortsetzung der Rally. So habe sich die Konjunktur nach vergleichbaren Epidemien meist rasch wieder erholt. Außerdem sei die Weltwirtschaft vor dem Coronavirus-Ausbruch bereits auf einen Erholungskurs eingeschwenkt. "Drittens sollten Anleger die sehr lockere Geldpolitik im Hinterkopf behalten. Die Notenbanken haben deutlich gemacht, dass einer Straffung der Geldpolitik sehr hohe Hürden entgegenstehen", erläutert Blokland. Die chinesische Notenbank könnte ihren Leitzins am Donnerstag senken, um die vom Coronavirus besonders stark betroffene heimische Wirtschaft zu stützen.

FLUT VON FIRMENBILANZEN


Vor diesem Hintergrund hänge die weitere Entwicklung der Aktienkurse von den Unternehmensgewinnen ab, sagt Martin Lück, Chef-Anlagestratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock. "Hat der Konsensus damit Recht, dass sich das Wachstum im Jahr 2020 von der Schwäche des Vorjahres erholt, könnten die gegenwärtigen Schätzungen zum Gewinnwachstum von rund neun bis zehn Prozent in den USA und sieben bis acht Prozent in Europa in etwa die Größenordnung auch für die erwartbaren Kurszuwächse vorgeben." Seit Jahresbeginn haben der Dax und der US-Standardwerteindex Dow Jones jeweils mehr als drei Prozent zugelegt.

Rückschlüsse auf die weiteren Aussichten für die Aktienmärkte liefert eine erneute Welle von Firmenbilanzen. Knapp ein Drittel aller Dax-Unternehmen gibt in der neuen Woche Geschäftszahlen bekannt, darunter die Deutsche Telekom und der Versicherer Allianz. Im Ausland öffnen unter anderem der US-Einzelhändler Walmart und Berkshire Hathaway, die Investmentgesellschaft der Investorenlegende Warren Buffett, ihre Bücher.

KONJUNKTURDATEN ERWARTET


Hinweise auf das Wirtschaftswachstum versprechen sich Investoren zudem von den anstehenden Konjunkturdaten. Auf dem Terminplan steht am Dienstag der ZEW-Index, der die Stimmung der Börsenprofis widerspiegelt. Drei Tage später gibt der GfK-Index Auskunft über die Kauflaune der deutschen Verbraucher. Wenige Stunden später folgt sein europäisches Pendant. Die Stimmung der deutschen und europäischen Einkaufsmanager (Freitag) werde wohl von der Coronavirus-Expidemie belastet sein, prognostiziert Commerzbank-Analyst Christoph Weil.

In den USA richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Konjunkturbarometer der der Federal Reserve Bank von New York (Montag) und der Federal Reserve Bank von Philadelphia (Donnerstag). Außerdem stehen die Frühindikatoren (ebenfalls Donnerstag) auf der Agenda.

Am Freitag verfallen Optionen auf Indizes und einzelne Aktien. In den Tagen zuvor schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.

rtr