"Die einen halten sich mit Käufen zurück, um nicht von den nächsten potenziellen Stimmungsschwankungen eines US-Präsidenten Donald Trump auf dem falschen Fuß erwischt zu werden", sagt Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Verkaufen will aber auch so recht niemand in der Angst, dann nicht mehr investiert zu sein, wenn sich der Börsenzug wieder rasant in Bewegung setzt."

In der alten Woche gewann der Dax unter anderem dank der Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China 1,6 Prozent. Da der Teufel aber wie so oft im Detail stecke, sei eine schnelle Lösung für den Konflikt nicht zu erwarten, sagt Volkswirtin Stephanie Kelly vom Vermögensverwalter Aberdeen Standard. US-Präsident Donald Trump könnte die Verkündung eines Deals bis Sommer 2020 verzögern, um seine Chancen für eine Wiederwahl zu verbessern.

BILANZSAISON WIRFT SCHATTEN VORAUS - GELDPOLITIK IM BLICK


Kurzfristige positive Impulse für die Aktienmärkte verspricht sich Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets von der nahenden Bilanzsaison. "Es könnte hier den gleichen Effekt geben wie vor drei Monaten, als Unternehmen aufgrund der geringen Erwartungshaltung ein leichtes Spiel hatten, Analysten und Anleger positiv zu überraschen, indem sie demonstrierten, dass das Quartal so schlimm ja eigentlich gar nicht gelaufen ist." In der neuen Woche öffnen allerdings nur vereinzelte Unternehmen ihre Bücher. Hierzu gehören der US-Getränkehersteller Pepsi (Dienstag) und der deutsche Zucker-Produzent Südzucker (Donnerstag).

Für anhaltenden Gesprächsstoff sorgt zudem die Geldpolitik der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB). Bei ersterer gilt eine Zinssenkung Ende des Monats als ausgemachte Sache. Ein solcher Schritt könne Trump allerdings dazu ermutigen, seine protektionistische Politik zu forcieren, warnt Martin Hüfner, Chef-Volkswirt des Vermögensverwalters Assenagon. Denn eine lockere Geldpolitik wirke den Risiken einer Konjunkturabkühlung durch verschärfte Handelskonflikte entgegen. "Ein sich selbst verstärkender Teufelskreis."

ANLEGER WARTEN GESPANNT AUF HINWEISE ZU ZINSSENKUNGEN


Vor diesem Hintergrund werden Börsianer jedes Wort der am Mittwoch zur Veröffentlichung anstehenden Fed-Sitzungsprotokolle auf die Goldwaage legen. Außerdem werden sie die zahlreichen Auftritte führender US-Notenbanker aufmerksam verfolgen. Einen Tag nach der Fed veröffentlicht die EZB die Mitschriften ihrer jüngsten geldpolitischen Beratungen. Auch diese werden Investoren aufmerksam lesen, da sie die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung Ende des Monats bislang auf knapp 50 Prozent taxieren.

Die Investoren werden auch die Konjunkturdaten auf entsprechende Hinweise abklopfen. "In den USA ist die Inflation wohl auch im Juni moderat geblieben", sagt Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz. "Damit rücken Zinssenkungen der Fed näher. Ähnliches gilt für das zu erwartende erneute Minus bei der deutschen Industriepolitik in Hinblick auf die EZB." Die Experten der Commerzbank rechnen für Ende Juli mit einer Absenkung des EZB-Einlagensatzes auf minus 0,6 von minus 0,4 Prozent.

rtr