Börsianer können nach der Unterzeichnung einer ersten Handelsvereinbarung zwischen den USA und China erst einmal durchatmen. "Es gibt mehr Planungssicherheit, was sich positiv auf die weltweite Investitionsstimmung auswirken könnte", stellt VP-Bank-Ökonom Thomas Gitzel fest. Den Dax trennten am Freitag bei einem Stand von 13.520 Punkten nur knapp 80 Punkte von seinem Allzeithoch. Allzu große Euphorie war angesichts weiter bestehender Strafzölle bei den Investoren zunächst nicht aufgekommen, weswegen das Wochenplus nur bei mageren 0,2 Prozent lag. "Nach dem Deal ist vor dem Deal", sagte Helaba-Strategin Claudia Windt. Das Handelsabkommen lasse viele heikle Fragen offen, insbesondere bezüglich der Wettbewerbsverzerrungen durch China. "Diese sollen in einem 'Phase Two Deal' vermutlich erst nach den US-Präsidentschaftswahlen behandelt werden."

Ob der Burgfriede bis November halte, sei keineswegs sicher. Dennoch könnte die Vereinbarung die Risikofreude der Anleger steigern. An der Wall Street waren Dow Jones & Co bereits auf frische Rekordstände geklettert. Am Montag bleiben die US-Börsen wegen eines Feiertages (Martin Luther King Day) geschlossen.

AUGEN RICHTEN SICH AUF NEUE EZB-CHEFIN LAGARDE


Bei der EZB-Ratssitzung am Donnerstag rechnen Experten zwar nicht mit großen Überraschungen. Marktteilnehmer warten vor allem auf erste Signale zur Überprüfung der EZB-Strategie, die von der neuen Notenbank-Chefin Christine Lagarde angekündigt wurde. "Die Idee von Christine Lagarde, angesichts der drängenden Klimaprobleme dieses Thema in die Strategieüberprüfung einzubeziehen, erscheint zwar grundsätzlich möglich", konstatiert Helaba-Analyst Ulf Krauss. "Allerdings hat Bundesbankchef Jens Weidmann zu Recht darauf hingewiesen, dass eine Geldpolitik mit explizit umweltpolitischen Zielen Gefahr läuft, sich zu übernehmen." Ökonomen gehen davon aus, dass die Währungshüter ihren Leitzins bei 0,0 Prozent und ihren Einlagensatz bei minus 0,5 Prozent belassen werden.

Zwei Tage vor der EZB-Zinsentscheidung tritt die Bank of Japan (BoJ) zusammen. Auch hier gehen Beobachter davon aus, dass der geldpolitische Werkzeugkasten geschlossen bleiben wird. "Die BoJ kann sich angesichts eines seit Ende August 2019 gegenüber dem US-Dollar kontinuierlich abschwächenden Yen und des von der Regierung angekündigten Konjunkturpakets in der Größenordnung von 13 Billionen Yen entspannt zurücklehnen", führt Stephan Rieke, Leiter Investment Office Märkte bei ODDO BHF aus.

BILANZEN IM FOKUS


Während es in Deutschland auf Unternehmensseite noch ruhig zugeht, dreht sich in den USA bereits alles um das Thema Bilanzen. Etliche Firmen lassen sich in der neuen Woche in die Bücher schauen, darunter IBM (Dienstag), Johnson & Johnson und Texas Instruments (beide Mittwoch) sowie Intel (Freitag). Aus Europa legen unter anderem UBS (Dienstag) und Burberry (Mittwoch) Zahlen vor.

Ebenfalls im Fokus steht eine Reihe von Konjunkturdaten. Als einer der wichtigsten Gradmesser für die Konjunkturerwartungen hierzulande dürfte am Dienstag der Index des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Aufschluss liefern. Zudem steht am Freitag die Einkaufsmanagerbefragung von IHS Markit für den Euro-Raum ins Haus. "Wir gehen bei beiden Indikatoren von einer leichten Verbesserung aus", erklärt DZ-Bank-Volkswirt Stefan Bielmeier.

In den USA stehen am Mittwoch Daten zum Häusermarkt auf der Agenda. Sie dürften die robuste Verfassung des Immobilienmarktes widerspiegeln. Am Donnerstag folgen unter anderem die Frühindikatoren.

rtr