Es werde zwar von den Regierungen und Notenbanken alles unternommen, um die Auswirkungen der Pandemie zu begrenzen. Die Wirtschaft werde aber in eine Rezession abgleiten. "Die Tiefe und Dauer der Rezession hängt von der Dauer der Einschränkungen des öffentlichen Lebens ab, die wir hinnehmen müssen, um die Pandemie zu überstehen."

Börsianer gehen davon aus, dass nach dem Kursrutsch von etwa 40 Prozent beim Dax seit seinem Höhepunkt im Februar nun der größte Teil der Verluste überstanden ist. Andreas Hürkamp, Aktienexperte bei der Commerzbank, verweist darauf, dass der Dax schon in etwa auf das Niveau seines Buchwerts gefallen ist. Der schlimmste Absturz sei daher wohl vorbei. Nun werde der Markt versuchen, einen Boden zu finden, das könne aber lange dauern. "Es kann sein, dass der Markt ein Jahr lang um den Buchwert schwankt." Derzeit liege der Buchwert bei 8700 Punkten, dieser wert könne aber auch noch fallen. "Die Marke von 7000 Punkten, da sollte der Dax spätestens seinen Boden finden", sagte er. Schon jetzt geht es nicht mehr so stark abwärts. Am Freitag lag der deutsche Leitindex bei knapp 9000 Zählern und steuert damit auf einen Wochenverlust von "nur noch" knapp drei Prozent zu.

Robert Greil, Chefstratege von der Privatbank Merck Finck, rechnet mit noch länger turbulenten Zeiten am Markt. "Die immer weitreichenderen Maßnahmen der Notenbanken und der Politik sind richtig, Erfolge bei der Eindämmung der Virus-Ausbreitung sind aber wichtiger." Die Liquiditätsspritzen der Notenbanken seien notwendig, um die Funktion der Finanzmärkte zu gewährleisten. "Die Börsen hassen Unsicherheit - daher ist für sie nichts wichtiger, als erste echte Anhaltspunkte dafür, wann das Virus soweit unter Kontrolle gebracht werden kann, dass wieder normales Wirtschaftsleben absehbar ist."

Aufschluss darauf, wie stark die Wirtschaft unter den Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie leidet, erhoffen sich die Anleger aus den Konjunkturdaten, die in der kommenden Woche vorgelegt werden. Unter anderem steht am Mittwoch der Ifo-Index an. Erstmals in seiner Geschichte legte das Münchner Institut ein vorläufiges Ergebnis vor. Demnach brach das Barometer im März so stark wie seit 1991 nicht mehr ein. Auch bei den Einkaufsmanagerindizes, die am Dienstag veröffentlicht werden, wird mit einem Rückgang gerechnet.

Geschäftsergebnisse der Unternehmen rücken dagegen in den Hintergrund. Derzeit läuft die Berichtssaison auf Hochtouren, eine Reihe von Unternehmen aus der zweiten Reihe legt ihre Zahlen vor. Zuletzt haben viele Unternehmen ihre Prognosen für das laufende Jahr drastisch zusammengestrichen.

Für mehr Aufmerksamkeit bei den Börsianern sorgen die Nachrichten aus der Medizin. Die beste Nachricht dabei wäre für viele Finanzexperten ein Impfstoff gegen das Virus, mit dem nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts aber erst 2021 zu rechnen ist. Auch ein wirksames Medikament könne die Stimmung am Markt drehen, sagte Commerzbank-Experte Hürkamp: Dann könnte es beim Dax binnen weniger Tage um 15 oder 20 Prozent nach oben gehen.

rtr