Der mögliche Verzicht der USA auf Einfuhrzölle für europäische Autos ließ die Anleger am Donnerstag aufatmen. Zusätzlich sorgten gute Konjunkturdaten für gute Stimmung: Die deutsche Industrie erhielt im Mai deutlich mehr Aufträge als erwartet.

Die Aktien der deutschen Autobauer und -zulieferer sowie andere stark von der Branche abhängige Unternehmen gehörten am Donnerstag zu den Favoriten der deutschen Anleger. Nach Gesprächen von Topmanagern der Autobranche mit US-Botschafter Richard Grenell am Mittwochnachmittag war in Industriekreisen von positiven Signalen die Rede. Zudem äußerte sich das Analysehauses Jefferies positiv zu den drei deutschen Herstellern. Die Aktien von VW, BMW und Daimler belegten mit Kursgewinnen von jeweils mehr als vier Prozent die ersten Plätze im DAX.

Die Wall Street macht nach dem Feiertag Boden gut. Spekulationen auf eine Entspannung im Zollstreit zwischen den USA und der EU gab den amerikanischen Börsen Rückenwind. Laut einem "Handelsblatt"-Bericht bot Grenell an, dass die USA zu einem kompletten Verzicht auf Einfuhrzölle bereit wären, wenn auch Europa darauf verzichte. Unternehmenssprecher wollten sich dazu nicht äußern. Bundeskanzlerin Angela Merkel signalisierte ihre Bereitschaft, über Zollsenkungen zu verhandeln. Zur Stunde notiert der amerikanische Leitindex Dow Jones mit 0,5 Prozent im Plus bei 24.303,05 Punkten.

Mit einem Auge schielten US-Anleger auf den US-Handelsstreit mit China. In der Volksrepublik treten am Freitag Zölle auf chinesische Waren im Wert von 34 Milliarden Dollar in Kraft. Die Talfahrt der asiatischen Börsen setzte sich auch am Donnerstag weiter fort.

Auf Unternehmensseite stach vor allem der Industriegashersteller Linde heraus. Die Aktien notierten mit zeitweise 4,6 Prozent Kursgewinnen an der DAX-Spitze. Ursache hierfür war, dass der US-Fusionspartner Praxair einen Käufer für weite Teile des europäischen Geschäfts gefunden hatte. Für rund 5 Milliarden Euro geben die Amerikaner den Großteil ihrer Europa-Aktivitäten an den japanischen Hersteller Taiyo Nippon Sanso ab. Damit will Praxair die Zustimmung europäischer Wettbewerbsbehörden zur Fusion mit Linde erreichen.