Die chinesischen Exporte schrumpften im Dezember überraschend um 4,4 Prozent und damit so stark wie zuletzt vor zwei Jahren. Die Importe gingen sogar um 7,6 Prozent zurück. "Diese Daten beweisen, welch starken negativen Effekt der Handelsstreit auf die chinesische und vielleicht auch die Weltwirtschaft hat", sagte Stephen Innes, Chef-Händler für den asiatisch-pazifischen Raum beim Broker Oanda. Für Analystin Helen Lau vom Broker Argonaut machten die schwachen Konjunkturdaten allerdings eine baldige Einigung im Zollstreit zwischen den USA und China wahrscheinlicher.

Dennoch zogen sich Anleger aus Firmen mit einem starken China-Geschäft zurück. Hierzu gehörten vor allem Luxusgüter-Hersteller wie LVMH, die Gucci-Mutter Kering, die Cartier-Mutter Richemont oder der Schmuck-Anbieter Pandora. Ihre Aktien verloren bis zu sechs Prozent. Experten zufolge ist rund ein Drittel des Sektors von der Nachfrage der Chinesen abhängig.

Auch am Rohstoffmarkt spiegelte sich Konjunkturpessimismus wider: Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 0,7 Prozent auf 60,03 Dollar je Barrel (159 Liter) und der Preis für das wichtige Industriemetall Kupfer fiel um 0,9 Prozent auf 5888,50 Dollar je Tonne. Im Gegenzug deckten sich Investoren mit Gold ein. Die "Antikrisen-Währung" verteuerte sich um 0,5 Prozent auf 1293,98 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Die als sicher geltenden Bundesanleihen waren ebenfalls gefragt. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf bis zu 0,204 von 0,237 Prozent.

Da die Ablehnung der Scheidungsvereinbarung zwischen Großbritannien und der EU durch das britische Parlament am Dienstag als sicher galt, konzentrierte sich die Diskussion der Börsianer auf die darauffolgenden Schritte. Premierministerin Theresa May werde wohl kaum sofort eine Verschiebung des Brexit über den 29. März hinaus beantragen, sagte Petr Krpata, Chef-Anlagestratege für Europa, den Nahen Osten und Afrika bei der ING Bank. Stattdessen werde sie versuchen, weitere Zusicherungen von der EU zu erhalten, um einen nachgebesserten Brexit-Deal vorlegen zu können. Das Pfund Sterling legte geringfügig auf 1,2851 Dollar zu.

LUFTHANSA UND JD SPORTS IM AUFWIND



Zu den wenigen Gewinnern im Dax zählte Lufthansa mit einem Plus von 1,2 Prozent. Die Fluggesellschaft erwartet für 2019 einen geringeren Anstieg der Kerosinkosten gedacht. Damit stünden die Chancen gut, dass das Unternehmen einen operativen Gewinn auf dem Niveau von 2018 erreicht, kommentierte Analyst Neil Glynn von der Bank Credit Suisse.

In London gewannen die Titel von JD Sports bis zu 11,2 Prozent und steuerten auf den größten Tagesgewinn seit sieben Jahren zu. Anders als manche Konkurrenten steigerte der größte britische Sportartikel-Händler den Umsatz im wichtigen Weihnachtsgeschäft und stellte für 2019 einen Gewinn am oberen Ende der Markterwartungen in Aussicht. "Das ist ein großartiges Beispiel, dass das Umfeld für Einzelhändler nicht übermäßig schwierig ist, solange man nahe am Kunden bleibt und das richtige Produkt anbietet", so die Analysten vom Broker Peel Hunt.

rtr