Die US-Notenbank Fed hatte die Leitzinsen zwar unverändert in der Spanne von 2,0 bis 2,25 Prozent gelassen, sich jedoch die Tür für eine weitere Anhebung im Dezember offengelassen. Das macht Anleihen und andere festverzinsliche Wertpapiere tendenziell interessanter als Aktien und dämpft die Risikolust der Investoren.

Anleger fürchten auch eine harte Landung der chinesischen Wirtschaft. "Die Sorgen vor den wirtschaftlichen Auswirkungen des Zollstreits auf China und den Rest der Welt bleiben auf der Tagesordnung", sagte DZ-Bank-Analyst Pascal Segesser. Vor allem steigende Zinsen bekämen dem hoch verschuldeten Land schlecht, sagte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. "Billiges Geld aus den USA hat China seit der Finanzkrise über Wasser gehalten. Aber in den letzten Jahren sieht man, dass jeder zusätzliche Dollar an neuen Schulden zu immer weniger zusätzlichem Wachstum führte." Die chinesische Währung Yuan wertete weiter ab auf rund 6,94 Dollar. Der Dollar-Index legte indes 0,2 Prozent zu.

PASSAGIERZUWACHS BEFLÜGELT LUFTHANSA



Am Aktienmarkt standen Thyssenkrupp im Fokus, nachdem der Industriekonzern erneut seine Jahresziele kappte. Die Aktien brachen um 12,2 Prozent auf den tiefsten Stand seit zweieinhalb Jahren ein und verloren damit innerhalb eines Tages so stark wie seit Juni 2016 nicht mehr. "Thyssen versucht mal wieder reinen Tisch zu machen, aber die große Frage ist: Ist das jetzt das letzte Mal?", sagte ein Händler. "Die negativen Nachrichten reißen einfach nicht ab." Zu schleppenden Geschäften mit Anlagen, Autoteilen und Aufzügen gesellt sich auch noch eine drohende Kartellstrafe in der Stahlsparte. Die im Nebenwerte-Index MDax notierten Aktien des Rivalen Salzgitter gerieten in den Strudel, sie verloren bis zu 6,6 Prozent.

Zu den Gewinnern im Dax zählten die Aktien der Allianz mit einem Plus von einem Prozent. Der Versicherer baute sein Ergebnis im dritten Quartal um gut ein Fünftel aus und sieht sich auf Kurs zum angepeilten operativen Jahresgewinn von 11,1 Milliarden Euro.

Die Papiere von Lufthansa gewannen mehr als zwei Prozent. Die Fluggesellschaft beförderte im Oktober rund neun Prozent mehr Passagiere als im Vorjahresmonat.

An der Schweizer Börse wurden die Aktien von Richemont abgestraft. Die Zurückhaltung chinesischer Touristen in Europa beim Kauf von Luxusgütern bremste den Hersteller von Cartier-Schmuck und Uhren der Marken A. Lange & Söhne oder IWC im ersten Halbjahr 2018/19. Die Aktien brachen um sieben Prozent ein. In ihrem Sog sackten die Titel des Uhren-Herstellers Swatch um sechs Prozent ab. In Paris fielen die Anteile des Luxussegment-Weltmarktführers LVMH um drei Prozent und die von Kering um sechs Prozent.

An den Rohstoffmärkten beschleunigten die Ölpreise ihre Talfahrt. Die Nordseesorte Brent verbilligte sich um bis zu 2,2 Prozent auf ein Sieben-Monats-Tief von 69,13 Dollar je Fass. US-Leichtöl der Sorte WTI kostete mit 59,28 Dollar pro Barrel 2,3 Prozent weniger. Investoren weltweit fürchten wegen der schwelenden Handelskonflikte negative Effekte für die Konjunktur. In den USA, Russland und Saudi-Arabien läuft die Ölförderung dennoch auf vollen Touren.

rtr