Die Hoffnung auf ein allmähliches Nachlassen der Corona-Pandemie hat die Kurse am deutschen Aktienmarkt am Dienstag weiter angetrieben. Am Vortag hatte sich der DAX bereits um fast sechs Prozent erholt. Experte Andreas Büchler von Index-Radar warnt aber vor zu viel Optimismus. Er spricht von einer Bärenmarktrally - also eine kräftigen Erholung in einem weiterhin intakten Abwärtstrend. "Die Erholung des DAX nach den jüngsten Verlusten ist keine Überraschung. Doch Anleger sollten sich nicht allzu sehr entspannen, denn die nächste Verkaufswelle bleibt nur eine Frage der Zeit." Auch Analyst Charalambos Pissouros vom Brokerhaus JFD warnte vor überzogenen Erwartungen. "Selbst wenn wir den Höhepunkt der Pandemie erreicht haben sollten, werden die Beschränkungen des öffentlichen Lebens wohl verlängert, da die Regierungen sichergehen wollen, dass das Virus wirklich eingedämmt wurde."

Gute Nachrichten gab es aber aus dem Bundesstaat New York, wo sich das Coronavirus besonders stark ausbreitet. So sieht New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo Licht am Ende des Tunnels. Zwar sei die Zahl der in der Pandemie gestorbenen in New York zuletzt nochmals gestiegen; der Anstieg liege jedoch im Bereich der vergangenen Tage, hatte Cuomo am Montag gesagt. Aus "sicheren Häfen" wie der Weltleitwährung zogen sich Investoren allerdings zurück. Dies drückte den Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt. Im Gegenzug verteuerte sich der Euro um ein Prozent auf 1,0902 Dollar. Die "Antikrisen-Währung" Gold bröckelte ebenfalls. "Einige Anleger befürchten, dass die ultra-lockere Geldpolitik der Notenbanken zu Inflation führt", sagte Analyst Peter Fertig vom Analysehaus Quantitative Commodity Research. "Für sie bleiben Gold-Käufe auf diesem Kursniveau attraktiv."

Derweil erwarten Investoren mit Spannung die am Donnerstag anstehenden Beratungen der "Opec+", zu der neben den Mitgliedern des Exportkartells weitere Erdöl-Förderländer wie Russland gehören. Diese Staaten könnten mit Produktionskürzungen den durch die Coronavirus-Pandemie ausgelösten Nachfrage-Einbruch um mindestens 20 Millionen Barrel pro Tag zwar nicht vollständig ausgleichen, sagte Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg. "Doch eine Demonstration der Einigung und Entschlossenheit würde sicherlich zur Stabilisierung und Normalisierung des Ölmarktes beitragen."

Unter den Einzelwerten überzeugten wie schon am Vortag die Kursverlierer der Crash-Phase. An der DAX-Spitze stand Infineon gefolgt von MTU und der Deutschen Bank. Als DAX-Schlusslicht ging die Deutsche Börse aus dem Handel.

Was am Dienstag an der Börse außerdem wichtig war



Infineon erhält endgültige Genehmigung für Cypress-Übernahme
Der Chiphersteller Infineon hat endgültig grünes Licht für die milliardenschwere Übernahme des US-Konkurrenten Cypress Semiconductor erhalten. Alle erforderlichen behördlichen Genehmigungen lägen nun vor, teilte der Dax-Konzern am Dienstag in Neubiberg bei München mit. Der Abschluss des Deals soll in den kommenden fünf Geschäftstagen erfolgen, hieß es weiter. Mit einem Volumen von 9 Milliarden Euro ist die Cypress-Übernahme die größte in der Unternehmensgeschichte der früheren Siemens-Tochter.

ExxonMobil kappt Investitionen nach Ölpreis-Einbruch kräftig
Der US-Ölkonzern ExxonMobil streicht wegen des Ölpreisverfalls seine Investitionen kräftig zusammen. ExxonMobil werde im laufenden Jahr mit 23 Milliarden US-Dollar rund 30 Prozent weniger investieren als ursprünglich geplant, teilte der Konzern am Dienstag in Irving mit. Auch die Betriebskosten will der Ölkonzern um 15 Prozent senken. Damit folgen die US-Amerikaner anderen Ölkonzernen, die bereits Einschnitte angekündigt hatten.

Air Liquide will deutschen Desinfektionsmittelhersteller Schülke verkaufen
Der französische Gasehersteller Air Liquide will seine deutsche Tochter Schülke & Mayr GmbH veräußern. Air Liquide führe wegen dem Desinfektionsmittelhersteller exklusive Verkaufsgespräche mit dem Finanzinvestor EQT, teilte der Linde-Konkurrent am Dienstag in Paris mit. Bereits Mitte November hatte Air Liquide bekanntgegeben, einen Verkauf von Schülke zu prüfen. Das 1889 in Hamburg gegründete Unternehmen beschäftigt weltweit mehr als als 1250 Mitarbeiter. Schülke & Mayr mit Sitz in Norderstedt verkauft seine Produkte in mehr als 100 Ländern und produziert in eigenen Werken neben Deutschland auch in Frankreich und Brasilien.

Boeing setzt 787-'Dreamliner'-Produktion in South Carolina aus
Der angeschlagene US-Luftfahrtriese Boeing stoppt aufgrund der Corona-Krise nun auch die Produktion seines Langstreckenjets 787 "Dreamliner" im Bundesstaat South Carolina. "Es ist unsere Verpflichtung, uns auf die Gesundheit und Sicherheit unserer Team-Mitglieder zu konzentrieren", teilte der Airbus-Rivale am Montag nach US-Börsenschluss mit. Der Betrieb im Werk in North Charleston werde deshalb ab Mittwoch bis auf Weiteres ausgesetzt.

VIRUS: Airbus pausiert Produktion in Stade, Bremen und Mobile
Der Flugzeugbauer Airbus setzt seine Produktion wegen der Corona-Krise in zwei norddeutschen Werken und den USA zeitweise aus. In Mobile (Alabama) stoppt der Konzern von dieser Woche an bis voraussichtlich 29. April die Produktion der Kurz- und Mittelstreckenjets der Modellfamilien A220 und A320, wie er am Montagabend mitteilte. In Bremen sollen die Herstellung und Montage von Verkehrsflugzeug-Teilen ab sofort und noch bis 27. April ruhen. In Stade ist der Stopp zunächst bis 11. April geplant. In einigen Bereichen soll es weitere produktionsfreie Tage geben.

VIRUS: Brenntag setzt Prognose aus - Geschäft im ersten Quartal kaum betroffen
Der Chemikalienhändler Brenntag setzt wegen der Coronavirus-Pandemie seine Jahresprognose aus. Die Geschäftsentwickung sei im ersten Quartal zwar noch nicht nennenswert beeinflusst worden, teilte der MDax-Konzern am Dienstag in Essen mit. Abgesehen von wenigen Ausnahmen arbeiteten auch alle Standorte "voll operativ". Dennoch lasse die derzeitige Ausbreitung der Lungenkrankheit Covid-19 vor allem in Europa und Nordamerika aktuell keine verlässliche Einschätzung der Geschäfte für den weiteren Jahresverlauf zu. Die Unsicherheit auf die erwarteten Auswirkungen habe sich seit dem Prognosebericht von Anfang März deutlich erhöht.

VIRUS: Passagierrückgang bei Fraport in Frankfurt verschärft sich weiter
Am Frankfurter Flughafen hat sich der Einbruch der Passagierzahlen infolge der Corona-Krise beim Übergang in den April weiter verschärft. In der Woche vom 30. März bis 5. April wurden an Deutschlands größtem Airport 66 151 Fluggäste abgefertigt und damit 95,2 Prozent weniger als in der entsprechenden Kalenderwoche des Vorjahres, wie der Flughafenbetreiber Fraport am Dienstag mitteilte.

Online-Möbelhändler Home24 wird wegen Corona etwas vorsichtiger - hoher Verlust
Der Online-Möbelhändler Home24 wird wegen der Coronavirus-Pandemie etwas vorsichtiger für das Gesamtjahr. Demnach peilt das junge Unternehmen 2020 nun ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von 10 bis 20 Prozent an, wie die Rocket-Internet-Beteiligung am Dienstag in Berlin bei der Vorlage ausführlicher Jahreszahlen mitteilte. Im Februar hatte der Vorstand noch mindestens 15 Prozent angestrebt. An ihrem ebenfalls bereits im Februar formulierten Ziel, ein ausgeglichenes bereinigtes operatives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) zu erreichen, halten die Berliner hingegen weiterhin fest.

Morphosys bestätigt vorerst Jahresziele für Meilensteine
Das Biotechnologieunternehmen Morphosys hält derzeit an seinen Jahreszielen für Meilensteine fest. Es sei jedoch nicht möglich, die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf laufende und geplante klinische Studien und den Geschäftsbetrieb zuverlässig vorherzusagen oder zu quantifizieren, wie das MDax-Unternehmen am Montagabend in Planegg bei München mitteilte. Trotz der sich weltweit rasch verändernden Bedingungen und der damit verbundenen möglichen Auswirkungen auf klinische Studien arbeite Morphosys weiterhin intensiv daran, seine Pläne zur Medikamentenentwicklung aufrechtzuerhalten.

Hamborner Reit stellt Dividende unter Vorbehalt - Einige Mieter zahlen nicht
Der Gewerbeimmobilienspezialist Hamborner Reit stellt die Dividendenzahlung wegen der Coronavirus-Pandemie unter Vorbehalt und verschiebt seine Hauptversammlung. Rund 180 Mieter hätten für den April eine Aussetzung ihrer Mietzahlung angekündigt, was sich auf rund 19 Prozent der monatlichen Gesamtmieteinnahmen auswirke und damit rund 1,8 Millionen Euro ausmache, teilte der im SDax notierte Konzern am Dienstag in Duisburg mit. Die eigentlich für das vergangene Jahr geplante Dividende von 0,47 Euro je Aktie stehe nun unter Vorbehalt, gemäß den Bestimmungen solle aber mindestens eine Ausschüttung von 0,18 Euro fließen. Wie hoch die Dividende letztlich liegen soll, will die Gesellschaft vor einem neuen Hauptversammlungstermin unter Berücksichtigung der weiteren Geschäftsentwicklung entscheiden.

Voestalpine rudert wegen Corona-Pandemie weiter zurück - Verlust erwartet
Das Geschäftsjahr 2019/20 des Stahlherstellers Voestalpine wird noch schwächer ausfallen als befürchtet. So belaste die Corona-Pandemie das Ergebnis erheblich, teilte das österreichische Unternehmen am Dienstag in Linz mit. Neben operativen Einbußen kämen weitere Abschreibungen von 125 Millionen Euro hinzu. Die operativen Verluste durch die Corona-Pandemie bezifferte das Unternehmen auf rund 40 Millionen Euro. Voestalpine rechnet daher im Ende März abgeschlossenen Geschäftsjahr mit einem operativen Verlust (Ebit) von rund 135 Millionen Euro. Erst Ende Dezember hatte der Konzern seine Prognose gesenkt und war damals von einem "gerade noch so positiven" Ebit ausgegangen.

Windkraftanlagenbauer Vestas setzt Prognose aus - Quartal wie erwartet
Der dänische Windkraftanlagenbauer Vestas zieht wegen der Corona-Pandemie den Ausblick für 2020 zurück. Erste Eckdaten deuteten daraufhin, dass das erste Quartal im Rahmen der Erwartungen verlief, teilte der Nordex-Konkurrent am Dienstag in Aarhus mit. Der Auftragseingang habe sich auf 3,3 Gigawatt Leistung belaufen. Im Vorjahresquartal waren Bestellungen über 3 Gigawatt eingegangen.

rtr/dpa-AFX/iw