Starke Firmenberichte haben die Anleger am Freitag wieder aus der Deckung gelockt und so legte der DAX zum Wochenschluss noch einmal zu. Die Indizes für die Stimmung der Einkaufsmanager aus der deutschen und europäischen Industrie überraschten ebenfalls positiv. "Das zeigt, wie ungleich die Corona-Lasten verteilt sind", sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. "Während viele Dienstleister unter den Eindämmungsmaßnahmen leiden, kann sich die Industrie weitgehend frei bewegen und sich dem Bann von Corona entziehen." In Frankreich fiel das entsprechende Barometer auf 51 Punkte und lag nur noch knapp über der Schwelle von 50 Zählern, die Wachstum signalisiert.

"Die Anleger lechzen nach wie vor nach dem großen Wurf in puncto US-Konjunkturpaket", bemerkte Marktanalyst Timo Emden von Emden Research. Bis zu dessen Verabschiedung seien zwar noch Hürden zu nehmen, doch "bei dem Gedanken an ein billionenschweres Hilfsprogramm wird den Investoren nach wie vor warm ums Herz". Allerdings zweifelt Emden die Nachhaltigkeit der jüngsten Gewinne an, aktuell seien zu viele Unsicherheiten wie die steigenden Corona-Neuinfektionen und die näher rückende US-Präsidentschaftswahl. "Sollten die Vereinigten Staaten mehrere Wochen keinen Präsidenten vorweisen können, dürfte dies nicht zuletzt zu erheblichen Irritationen an den globalen Finanzmärkten führen", erwartet er.

Aktien aus dem europäischen Bankensektor erhielten Rückenwind von robusten Zahlen der britischen Bank Barclays. Sowohl für die Aktien der Deutschen Bank wie auch für die Commerzbank-Papiere ging es aufwärts. Der Commerzbank-Aktie kam auch eine Studie von Goldman Sachs zugute, wonach das Frankfurter Geldhaus ein Übernahmekandidat sei.

Auch die Aktien von Daimler waren nach den finalen Drittquartalszahlen bei den Anlegern begehrt. Als Treiber galt der angehobene Gewinnausblick des Autobauers. Händler werteten diesen "leicht positiv". Zudem schraubten die Stuttgarter auch ihre Ziele für den Barmittelzufluss und die Marge der Kernmarke Mercedes-Benz hoch. Die Zahlen klängen allerdings besser als sie bei genauerem Hinsehen seien, kritisierte ein Börsianer. So sei der angepeilte Freie Cash Flow vor dem Hintergrund des Quartalsergebnisses wenig ehrgeizig. Lesen Sie hier unsere Aktien-Einschätzung.

Zum Wochenschluss stand MTU an der DAX-Spitze gefolgt von Merck und Fresenius Medical Care. Als Schlusslicht ging der Essenslieferdienst Delivery Hero ins Wochenende.

Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war


Daimler zeigt mit starkem Quartal im Rücken wieder mehr Zuversicht
4,3 Milliarden Euro markierten einmal einen beispiellosen Absturz. Nun, kein Jahr später, stehen sie für den Optimismus, dass ein von der Coronakrise in weiten Teilen verhageltes Jahr 2020 doch noch ein zumindest versöhnliches Ende nehmen könnte. 4,3 Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern sind das Ergebnis des Vorjahres, das der Auto- und Lastwagenbauer Daimler nun in etwa doch noch wieder zu erreichen glaubt - angetrieben von einem starken dritten Quartal und immer unter der Voraussetzung, dass Corona nicht noch einmal mit so heftigen Auswirkungen zuschlägt wie im Frühjahr. "Das ist natürlich in Anbetracht der Ereignisse der letzten Tage zunehmend schwierig", räumte Finanzchef Harald Wilhelm am Freitag zur Vorlage des detaillierten Zwischenberichts ein.

Barclays kommt überraschend gut durch den Corona-Sommer
Die britische Großbank Barclays ist in der Corona-Pandemie deutlich besser durch den Sommer gekommen als gedacht. Unter dem Strich verdiente das Geldhaus im dritten Quartal 611 Millionen britische Pfund (677 Mio Euro), wie es am Freitag in London mitteilte. Das war rund dreimal so viel wie von Analysten im Schnitt erwartet. So gingen die Erträge in der Krise nicht so stark zurück wie befürchtet, und drohende Kreditausfälle belasteten nicht so stark wie gedacht. Ein Jahr zuvor war Barclays wegen hoher Schadenersatzzahlungen an geschädigte Kreditnehmer in die roten Zahlen gerutscht.

Airbus rüstet sich für Steigerung der A320-Produktion ab nächstem Sommer
Der Flugzeugbauer Airbus bereitet sich nach der herben Produktionskürzung in der Corona-Krise auf mögliche Steigerungen ab kommendem Sommer vor. Die Zulieferer sollten sich dafür rüsten, dass Airbus die Produktion seiner Mittelstreckenjets der A320-Familie von derzeit 40 Maschinen wieder auf bis zu 47 Exemplare pro Monat hochfahre, erklärte ein Konzernsprecher am Freitag. Ob es dazu komme, hänge aber von mehreren Voraussetzungen ab. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen. Airbus wolle seinen Zulieferern aber eine Planungsgrundlage geben.

Intels Geschäft mit Rechenzentren enttäuscht Börse
Der Chipkonzern Intel hat in seinem Geschäft mit Rechenzentren im vergangenen Quartal die Markterwartungen verfehlt. Der Umsatz des Bereichs sank im Jahresvergleich um 7 Prozent auf 5,9 Milliarden Dollar. Analysten hatten mit einem besseren Geschäft gerechnet, die Aktie fiel im nachbörslichen Handel am Donnerstag um rund zehn Prozent.

Ceconomy startet gut ins Geschäftsjahr - Corona-Unsicherheit bleibt
Der Elektronikhändler Ceconomy (Media Markt, Saturn) erholt sich weiter vom Corona-Schock im Frühjahr. Im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2019/2020 (bis 30. September) zog der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum vor allem dank der hohen Nachfrage nach Homeoffice-Produkten und Haushaltsgeräten um 5,5 Prozent auf rund 5,3 Milliarden Euro an, wie das Unternehmen am Freitag in Düsseldorf mitteilte. Das reichte zwar nicht mehr für ein Plus im Gesamtjahr, doch immerhin konnte das Unternehmen den Umsatzrückgang auf knapp drei Prozent eindämmen.

L'Oreal kehrt auf den Wachstumspfad zurück - Aktie zieht an
Der französische Kosmetikkonzern L'Oreal ist entgegen den Erwartungen von Experten im dritten Quartal wieder gewachsen. Die Erlöse seien mit 7,04 Milliarden Euro auf vergleichbarer Basis um 1,6 Prozent höher gewesen als im entsprechenden Vorjahreszeitraum, teilte das Unternehmen am Donnerstagabend in Clichy mit. Analysten hatten hingegen einen Rückgang um mehr als zwei Prozent erwartet.

Michelin hebt Ausblick - Reifennachfrage erholt sich schneller
Der französische Reifenhersteller Michelin hat seine Jahresprognose nach einer überraschend schnellen Erholung im dritten Quartal angehoben. Für 2020 strebt Michelin einen Gewinn im operativen Geschäft von 1,6 Milliarden Euro an, wie der Continental-Wettbewerber am Donnerstagabend in Clermont-Ferrand mitteilte. Bisher waren die Franzosen nur von 1,2 Milliarden Euro ausgegangen.

rtr/dpa-AFX/iw