Händler nannten den starken Eurokurs als Belastungsfaktor. Die Aussicht auf eine lange Phase mit extrem niedrigen US-Zinsen schwächte zuletzt den US-Dollar und stützte somit den Euro, der zuletzt bei 1,1917 Dollar gehandelt wurde. Am Vortag hatte die Europäische Zentralbank den Referenzkurs noch auf 1,1806 Dollar festgesetzt. Anleger hielten sich deshalb zurück und so schloss der DAX am Freitag schwächer.

Mit ihren strategischen Änderungen hin zu anhaltend niedrigen Zinsen, schob die US-Notenbank (Fed) die Wall Street am Donnerstag an. "Mit der massiven Flut an billigem Geld bleiben Aktien weiterhin sehr attraktiv, trotz der zahlreichen Unsicherheiten", sagte Marktexperte Milan Cutkovic vom Handelshaus Axitrader. "Die Party an der Wall Street könnte somit noch eine Weile weitergehen." Europas Börsen hinken derweil hinterher. Anlass zur Vorsicht gab am Freitag unter anderem das wegen der steigenden Corona-Neuinfektionen in Deutschland eingetrübte Konsumklima.

Von dem schwächeren Dollar profitierte das in der US-Devise notierte Gold. Nicholas Johnson, Fondsmanager bei der Vermögensverwaltung Pimco, hält weitere Kursanstiege für möglich: "Trotz der zuletzt kräftigen Aufwärtsbewegung des Goldpreises halten wir das Edelmetall nach wie vor für attraktiv bewertet - es ließe sich gar als günstig bezeichnen -, wenn man die historisch niedrigen Realzinsen bedenkt."

Abwärts ging es derweil für die Aktie von Bayer. Im Rechtsstreit wegen des angeblich krebserregenden Unkrautvernichters Glyphosat bemängelte der zuständige US-Bezirksrichter Vince Chabria Fortschritte bei dem Milliarden-Vergleich. Der Druck auf Bayer steige, das Verfahren endlich zu einem Ende zu bringen, hieß es dazu von Analysten.

Als DAX-Gewinner ging die Münchener Rück ins Wochenende gefolgt von Vonovia und dem Versicherer Allianz. Größter DAX-Verlierer war die Deutsche Post.

Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war


Glyphosat-Vergleich von Bayer teilweise in Gefahr - Richter will Fortschritte
Der Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer bekommt bei der angestrebten Einigung im milliardenschweren US-Glyphosatstreit erneut Gegenwind. Der zuständige US-Bundesrichter Vince Chhabria mahnte in einer Anhörung am Donnerstag (Ortszeit) den Mangel an Fortschritten bei Vergleichsgesprächen an und rügte dabei das Leverkusener Unternehmen. Der Richter gibt den Streitparteien nun noch rund einen Monat Zeit. Dann will er entscheiden, ob er die Fortsetzung von Prozessen um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter erlaubt, die er wegen der Vergleichsverhandlungen vor Monaten ausgesetzt hatte.

Bundesposten im Aufsichtsrat der Lufthansa besetzt
Nach der Teilverstaatlichung der Lufthansa stehen nun die beiden Vertreter des Bundes im Aufsichtsrat des Unternehmens fest. Der frühere Chef des Flughafens München, Michael Kerkloh, sowie die Vorstandsvorsitzende des Hamburger Hafenbetreibers HHLA, Angela Titzrath, sollen in das Kontrollgremium aufrücken, um dort die Interessen des größten Einzelaktionärs zu wahren. Über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) hält die Bundesrepublik an dem MDax-Konzern 20 Prozent und kann ihren Anteil noch auf eine Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie erhöhen.

Walmart und Microsoft wollen Tiktok - 'WSJ': 30 Mrd Dollar gefordert
Der amerikanische Supermarkt-Riese Walmart tut sich mit Microsoft zusammen, um das US-Geschäft der populären Video-App Tiktok zu übernehmen. Teil des Plans dabei ist, die App als Plattform für Online-Verkäufe zu nutzen. Das Bieter-Duo soll im Rennen um die populäre Video-App die Nase vorn haben. Zudem kursierte in einem Pressebericht erstmals, welchen Preis die Tiktok-Mutter für das US-Geschäft haben will.

Coca-Cola plant Neuorganisation - Abfindungsangebote für tausende Mitarbeiter
Der US-Getränkehersteller Coca-Cola will im Zuge einer großangelegten Neuorganisation seiner Geschäfte tausende Stellen streichen. Wie das Unternehmen am Freitag in Atlanta mitteilte, sollen zunächst in einem ersten Schritt Abfindungs-Pakete bis zu 4000 Mitarbeitern in den Vereinigten Staaten sowie Kanada und Puerto Rico unterbreitet werden. Ein ähnliches Abfindungs-Programm solle später auch in anderen Ländern angeboten werden. Das Unternehmen schloss aber auch Entlassungen nicht aus. Die Kosten für das weltweite Kündigungsprogramm bezifferte Coca-Cola auf 350 bis 550 Millionen Dollar, umgerechnet derzeitig etwa 296 bis 465 Millionen Euro.

Kohleausstieg ohne betriebsbedingte Kündigungen bei RWE
Auch beim Essener Energiekonzern RWE soll es im Zuge des Kohleausstiegs keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Das sehe ein neuer Tarifvertrag zur sozialverträglichen Umsetzung des Kohleausstiegs vor, teilten am Freitag die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi mit. Der Vertrag betrifft nach Gewerkschaftsangaben gut 10 000 RWE-Bschäftigte in Deutschland und hat eine Laufzeit bis spätestens Ende 2043.

Nestle stößt Wassergeschäft in China ab
Der Nahrungsmittelriese Nestle verkauft das chinesische Wassergeschäft an die Tsingtao Brewery Group. Die Transaktion sei Teil eines strategischen Kooperationsabkommens mit dem chinesischen Bierhersteller, wie Nestle am Freitag mitteilte.

Siemens Energy will Zahl der Standorte reduzieren
Siemens Energy will die Zahl seiner weltweiten Fertigungsstandorte reduzieren. Damit plant das Unternehmen, das Ende September an die Börse gebracht werden soll, Kosten zu sparen, wie aus Unternehmenskreisen zu erfahren war.

Bayer beantragt Vericiguat-Zulassung in China gegen chronische Herzinsuffizienz
Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer will seinen Hoffnungsträger Vericiguat gegen Herzinsuffizienz nun auch in China auf den Markt bringen. Ein entsprechender Antrag sei beim Center for Drug Evaluation (CDE) der chinesischen Arzneimittelbehörde NMPA eingereicht worden, wie der Dax-Konzern am Freitag in Berlin mitteilte.

Roche erhält Zulassung der FDA für FoundationOne-Krebstests
Die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA (Food and Drug Administration) hat den Krebstest FoundationOne Liquid CDx des Pharmaunternehmens Roche für das sogenannte Comprehensive Genomic Profiling (CGP) zugelassen. Der Test hilft bei der Entwicklung personalisierter Krebstherapien.

Thyssenkrupp-Betriebsratschef: Staat muss Stahl-Umbau mitbezahlen
Der Betriebsratsvorsitzende der Stahlsparte von Thyssenkrupp, Tekin Nasikkol, fordert für den Aufbau einer klimafreundlichen Produktion schnelle und umfangreiche Finanzhilfen des Staates. "Wir müssen den Turbo bei der Transformation zum "grünen" Stahl einschalten", sagte Nasikkol der Deutschen Presse-Agentur. Der Klimaschutz sei eine gesellschaftliche Aufgabe. "Kein Stahlunternehmen in Deutschland kann das alleine bezahlen. Deshalb muss wenigstens die Hälfte der Kosten durch den Staat getragen werden."

Kreise: Hella will Geschäft mit Fahrer-Assistenz-Software verkaufen
Der Autozulieferer Hella will Kreisen zufolge sein Geschäft mit Fahrer-Assistenz-Software verkaufen. Die Tochter könnte mehrere hundert Millionen Euro einbringen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Eine endgültige Entscheidung sei noch nicht getroffen worden. Es sei auch nicht sicher, dass es eine Transaktion geben werde. Das Unternehmen habe zunächst nicht auf die Bitte um eine Stellungnahme reagiert.

Corona-Krise drückt bei Steinhoff auf den Umsatz
Der Corona-Pandemie schmälert die Erlöse beim Handelskonzern Steinhoff. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres (Ende September) erwirtschaftete das Unternehmen im fortgeführten Geschäft einen Umsatz in Höhe von 6,76 Milliarden Euro, wie Steinhoff am Freitag mitteilte. Ein Jahr zuvor waren es noch knapp 7,2 Milliarden Euro gewesen. Steinhoff sprach von großen Herausforderungen insbesondere während des dritten Geschäftsquartals, das bis Ende Juni lief. Viele Absatzmärkte seien für geraume Zeit durch den Corona-Lockdown zum Stillstand gekommen.

rtr/dpa-AFX/iw