Am Freitag war es im DAX ein Auf und Ab. Gegen Nachmittag sah es so aus, als ob das Börsenbarometer seine anfänglichen Verluste teilweise wett machen wird. Zum Handelsschluss drehte der deutsche Leitindex dann deutlich ins Minus. Auf Wochensicht deutet sich ein Abschlag von rund 1,5 Prozent an.

Börsianer begründeten die Verluste mit der sich abzeichnenden Erfolglosigkeit des Covid-19-Hoffnungsträgers Remdesivir des Pharmaunternehmens Gilead Sciences . Bei der Behandlung von Patienten in China habe es keine spürbaren Verbesserungen nach der Gabe des Mittels gegeben, meldete die "Financial Times". Die Ergebnisse waren anscheinend unabsichtlich öffentlich geworden und sowohl Gilead als auch die Weltgesundheitsorganisation WHO versuchten Investoren und Öffentlichkeit zu beruhigen.

Erst Ende vergangene Woche hätten die vagen Berichte über die Wirksamkeit von Remdesivir im Kampf gegen die Pandemie für sehr hohen Optimismus gesorgt und so die Märkte angetrieben, erinnerte Marktanalyst Neil Wilson vom Handelshaus Marktes.com. Entsprechend hoch sei aber auch das Enttäuschungspotenzial, wie sich nun zeige.

Außerdem belastete am Freitag vor allem das Ifo-Geschäftsklima die deutschen Anleger. Der Index fiel im April weiter auf ein historisches Tief.

Als schlechtester Wert im deutschen Leitindex zeichnete sich die Lufthansa-Aktie mit mehr als neun Prozent im Minus. Das Papier rutscht damit weiter in Richtung ihres Rekordtiefs vom März 2003 bei 6,80 Euro. Der Luftfahrtkonzern hatte kurz vor Handelsschluss am Donnerstag für das erste Quartal einen operativen Verlust von 1,2 Milliarden Euro vermeldet und kann sich nicht mehr aus eigener Kraft aus der Corona-Krise retten. Für das laufende zweite Jahresviertel wird ein noch deutlich höheres Minus erwartet. Vor diesem Hintergrund rissen die negativen Analystenkommentare nicht ab.

DAX-Gewinner am Freitag war die Vonovia-Aktie mit gut zwei Prozent im Plus.

Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war


Hamsterkäufe treiben Nestle in der Corona-Krise an - Aktie legt zu
Die Hamsterkäufe wegen der Corona-Pandemie haben dem Lebensmittelkonzern Nestle im ersten Quartal ein überraschend kräftiges Absatzplus beschert. Wie sich das Geschäft weiter entwickelt, wagt die Konzernspitze allerdings nicht wirklich einzuschätzen. Auch wenn es zu früh sei, die vollen Auswirkungen von Covid-19 zu beurteilten, "halten wir an unserem ursprünglichen Ausblick für das Gesamtjahr 2020 vorläufig fest", teilte das an der Börse wertvollste Unternehmen Europas am Freitag im schweizerischen Vevey mit.

Intel legt in Corona-Krise dank Geschäft mit Rechenzentren und PCs zu
Der Chip-Riese Intel ist bisher ein Gewinner der Corona-Krise: Die Nachfrage nach Technik für Rechenzentren und Laptops für Heimarbeit bescherte dem US-Konzern schnelles Wachstum und mehr Gewinn. Doch für das zweite Halbjahr befürchtet Intel schlechtere Geschäfte durch einen Sparkurs von Unternehmen und Behörden. "Ab irgendeinem Punkt werden uns die Auswirkungen der Rezession treffen", warnte Firmenchef Bob Swan.

Coronavirus beschert französischem Pharmakonzern Sanofi Gewinnsprung
Der Pharmakonzern Sanofi hat zu Beginn des Jahres reichlich von den Entwicklungen in der Coronavirus-Pandemie profitiert. Hinzu kamen erneut gut laufende Geschäfte mit dem Erfolgsmedikament Dupixent gegen Hauterkrankungen und Asthma, womit die Franzosen insgesamt mehr Umsatz und Gewinn gemacht haben als erwartet. Die Erlöse legten im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um rund 7 Prozent auf 8,97 Milliarden Euro zu, wie der Konzern am Freitag in Paris mitteilte. Das um diverse Faktoren bereinigte Ergebnis je Aktie stieg um fast 16 Prozent auf 1,63 Euro. Der auf die Aktionäre des Konzerns entfallende Gewinn unterm Strich legte um 48 Prozent auf 1,68 Milliarden Euro zu.

Vinci streicht Jahresziele - Aktie trotzdem gefragt
Der französische Bau- und Dienstleistungskonzern Vinci streicht wegen der Corona-Krise die Prognose für das laufende Geschäftsjahr. Die konkreten Auswirkungen der Pandemie seien derzeit nicht zu quantifizieren, teilte das Unternehmen am Donnerstagabend in Rueil-Malmaison bei Paris mit. Das noch Anfang Februar verkündete Ziel, 2020 sowohl beim Umsatz als auch beim Nettogewinn zu wachsen, sei nicht mehr erreichbar, hieß es weiter. Derweil verzeichnete Vinci so volle Auftragsbücher wie noch nie.

Mediaset stockt Anteil an ProSiebenSat.1 weiter auf - Aktie unter Druck
Der italienische Konzern Mediaset hat seine Beteiligung am deutschen Medienunternehmen ProSiebenSat.1 weiter aufgestockt. Mit den nun erworbenen 4,1 Prozent der Aktien steigt der Anteil der Italiener an den Münchenern auf 24,2 Prozent, wie Mediaset am Donnerstagabend in Mailand mitteilte. Mit bis zu 24,9 Prozent der Stimmrechte liegt Mediaset nur noch knapp unterhalb einer Sperrminorität. Damit hat der von der Familie des ehemaligen italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi kontrollierte Medienkonzern den Zugriff auf ProSiebenSat.1 weiter verstärkt.

Uniper trotzt Corona-Krise zu Jahresbeginn - Prognose bestätigt
Der Kraftwerksbetreiber Uniper zeigt sich in der Corona-Krise derzeit stabil. Während viele Unternehmen bereits stark an den wirtschaftlichen Folgen zu knabbern haben, sendeten die Düsseldorfer am Donnerstagabend positive Signale und kündigten höhere Gewinne für das erste Quartal an. Auch an der Jahresprognose hält der Konzern im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen fest. Die Aktie reagierte am Freitagvormittag mit Kursgewinnen, stieg um 0,8 Prozent und war damit bester Titel im Mittelwertesegment MDax .

Corona-Krise lässt Gewinn von American Express einbrechen
Der Kreditkartenanbieter American Express hat aufgrund der Corona-Pandemie einen Gewinneinbruch erlitten. Im ersten Quartal brach das Ergebnis verglichen mit dem Vorjahreswert um 76 Prozent ein auf 367 Millionen Dollar (340 Mio Euro), wie der US-Finanzkonzern am Freitag mitteilte. Die Ausbreitung des Virus habe die Konsumausgaben ab Ende Februar stark belastet, erklärte das Unternehmen, das an Gebühren für Kartenzahlungen verdient.

Daimler will die Hauptversammlung am 8. Juli online abhalten
Der Auto- und Lkw-Bauer Daimler will seine Hauptversammlung nun am 8. Juli abhalten. Diese werde online stattfinden und die Aktionäre würden noch fristgerecht eingeladen, sagte ein Daimler-Sprecher auf Nachfrage am Freitag. Am bisherigen Dividendenvorschlag von 0,90 Euro pro Aktie hält der Stuttgarter Konzern demnach weiter fest. Ursprünglich hatte das Aktionärstreffen am 1. April in Berlin stattfinden sollen, musste aber wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Zuvor hatte die Branchenzeitung "Automobilwoche" über den neuen Termin berichtet.

dpa-AFX/rtr/ak