Getragen von einer Welle europäischer Firmenbilanzen könnte der Dax einen neuen Anlauf zu einer Sommerrally nehmen. Anlagestrategen zufolge wäre bei überwiegend starken Geschäftszahlen ein Lauf Richtung 12.000 Punkten in der neuen Börsenwoche durchaus drin. Das Zünglein an der Waage könnte allerdings US-Notenbank-Chefin Janet Yellen spielen. Und auch die Sorgen um China und Griechenland können Anleger noch nicht ganz abhaken. Zuletzt hatte der Dax einen Durchhänger: Freitagmittag lag er bei 11.514 Punkten und gab damit auf Wochensicht rund 1,3 Prozent ab.

Eine Zinserhöhung wird nach der Juli-Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed (FOMC) nach Meinung der meisten Marktteilnehmer am Mittwochabend (MESZ) zwar nicht verkündet werden. Es ist aber die letzte Zusammenkunft vor der September-Sitzung, bei der einige mit der Zinswende rechnen. "Der Markt ist momentan sehr unentschieden, ob es auf September oder Dezember hinausläuft", sagt Stratege Jörg Rahn von Marcard, Stein & Co. Sollte es konkrete Signale für den September-Termin geben, könne das dem Aktienmarkt einen Dämpfer versetzen. "Im Gegenzug wäre die Börsenampel bei Hinweisen auf eine spätere Anhebung wieder auf Grün."

Auf Seite 2: LETZTE FED-SITZUNG VOR ZINSSCHRITT?





LETZTE FED-SITZUNG VOR ZINSSCHRITT?



Nach Ansicht der BayernLB wird die Fed keine konkreten Hinweise für einen Zinsschritt im September liefern, um ihren Handlungsspielraum zu wahren. Yellen werde die wirtschaftliche Entwicklung insgesamt aber wohl erneut besser einschätzen und so die Erwartungen in Richtung einer ersten Leitzinsanhebung noch in diesem Jahr stärken. Auch die Strategen von ING Markets rechnen nicht mit großen Überraschungen. "Das wäre auf diesem Treffen bei immer geringeren Börsenumsätzen vor der Sommerpause nicht ideal, zudem ist keine Pressekonferenz angesetzt", erläutern sie.

Aufschluss darüber, ob die US-Wirtschaft höhere Zinsen schon verkraftet, werden auch die anstehenden Konjunkturdaten liefern. Trotz der Schwäche zum Jahresanfang sollte das Wachstum im zweiten Quartal nach Einschätzung der Commerzbank ordentlich sein. Am Donnerstag gibt es die erste Schätzung für die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes. Bereits am Montag steht der Auftragseingang langlebiger Güter für Juni an, Analysten erwarten ein solides Plus.

Auf Seite 3: SORGEN UM GRIECHENLAND UND CHINA IM HINTERGRUND





SORGEN UM GRIECHENLAND UND CHINA IM HINTERGRUND



Im Euro-Raum dürfte die Griechenland-Krise die Stimmung in der Wirtschaft belastet haben. Beim Ifo-Geschäftsklimaindex (Montag) rechnen Experten erneut mit einem kleinen Rückgang. Die Verhandlungen um das dritte Rettungspaket für Griechenland werden an den Börsen weltweit beäugt. Kommende Woche will die Athener Börse entscheiden, ob der Handel nach mehr als drei Wochen wieder aufgenommen wird. Dann würden nach Einschätzung von Rahn vor allem griechische Bankenaktien unter die Räder kommen.

Und auch die Turbulenzen am chinesischen Aktienmarkt scheinen noch nicht ausgestanden. Die Talfahrt an der Shanghaier Börse wurde dank massiver Stützungsmaßnahmen der Regierung vorerst gestoppt. Doch die Angst vor einer Konjunkturabschwächung im Reich der Mitte treibt Investoren weltweit um.

Auf Seite 4: BILANZWELLE ROLLT AN





BILANZWELLE ROLLT AN



Hierzulande steht vor allem die auf Touren kommende Berichtssaison im Fokus. Zahlreiche deutsche und europäische Unternehmen öffnen ihre Bücher: Bei der Deutschen Bank wird es am Donnerstag spannend. Der neue Chef John Cryan dürfte nach Meinung von Experten bei seinem ersten öffentlicher Auftritt einen Gewinnsprung präsentieren. Denn im Tagesgeschäft sollte sich das Institut wacker geschlagen haben. Und die noch immer schwelenden Rechtsstreitigkeiten haben vermutlich keinen Grund geboten, so viel mehr Geld zur Seite zu legen, dass es wehtut.

Bei der Lufthansa erwartet DZ-Bank-Analyst Dirk Schlamp am selben Tag dank fallender Ölpreise ein solides Quartal und eine Prognosebestätigung. Allerdings besteht das Risiko weiterer Pilotenstreiks mitten in der Feriensaison.

Ebenfalls am Donnerstag lassen sich unter anderem Siemens und Infineon in die Bücher schauen. Bereits am Mittwoch legen Bayer und VW ihre Zahlen vor. Bei Europas größtem Autobauer dürfte das China-Geschäft im Mittelpunkt stehen. In seinem wichtigsten Markt verkaufte der Konzern im ersten Halbjahr rund vier Prozent weniger.

Reuters