"In den USA sind es vor allem die Technologieaktien, die den Gesamtmarkt nach oben ziehen. In Europa dagegen spielen genau diese Sektoren in den Indizes eine eher untergeordnete Rolle, weshalb der Markt nicht vom Fleck kommt", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi.

Außerdem habe die US-Notenbank mit ihrem Bekenntnis zu einer ultra-lockeren Geldpolitik keine Überraschungen geliefert, resümierte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Fed-Chef Jerome Powell habe klar gemacht, dass eine Diskussion um die Drosselung der Wertpapierkäufe verfrüht sei. Die von US-Präsident Joe Biden in seiner Rede vor dem Kongress skizzierten billionenschweren Infrastruktur- und Sozialprogramme seien ebenfalls hinlänglich bekannt, sagten Börsianer. Sie nährten aber die Hoffnung auf zusätzlichen Rückenwind für die weltgrößte Volkswirtschaft.

ÖLPREIS ZIEHT AN - KUPFER KRATZT AN 10.000ER MARKE


Am Rohstoffmarkt waren die Konjunkturoptimisten in der Überzahl. So verteuerte sich die Ölsorte Brent aus der Nordsee um knapp zwei Prozent auf 68,46 Dollar je Barrel (159 Liter). Das Vertrauen in eine kraftvolle Erholung der Weltwirtschaft von den Folgen der Coronavirus-Pandemie sei ungebrochen, sagte Analyst Tamas Varga vom Brokerhaus PVM. Offenbar erwarteten Anleger von den explodierenden Fallzahlen in Indien und anderen Staaten keine nachhaltige Beeinträchtigung des Aufschwungs.

Kupfer stieg um bis zu 1,3 Prozent auf ein Zehn-Jahres-Hoch von 9999,50 Dollar je Tonne. Der Sprung über die 10.000er Marke sei nur eine Frage der Zeit, sagte Analyst Ole Hansen von der Saxo Bank. Das nächste Ziel sei das Rekordhoch von 10.190 Dollar aus dem Jahr 2011.

Aus "sicheren Häfen" zogen sich Investoren dagegen zurück. Gold verbilligte sich um 0,3 Prozent auf 1777 Dollar je Barrel (159 Liter). Verkäufe von Bundesanleihen trieben die Rendite der zehnjährigen auf minus 0,204 Prozent.

TOURISTIKWERTE UND BANKEN IM AUFWIND - AUTOBAUER UNTER DRUCK


Im Windschatten des Ölpreises gewann der Index für die europäischen Öl- und Gaswerte 0,6 Prozent. Sein Pendant für die Reise- und Tourismusbranche kletterte dank Fortschritten bei den Corona-Massenimpfungen auf bis zu 287,16 Punkte und markierte den dritten Tag in Folge ein Rekordhoch. Gefragt waren auch die Banken, die im Schnitt 1,7 Prozent zulegten.

Für den europäischen Automobil-Index ging es dagegen 1,8 Prozent abwärts. Der US-Hersteller Ford hatte gewarnt, der Chipmangels werde ihn im laufenden Quartal wohl die Hälfte der Fahrzeug-Produktion kosten. Der Engpass werde wohl noch den Rest des Jahres zu spüren sein. Ford-Aktien fielen im vorbörslichen US-Geschäft um vier Prozent.

Die Papiere von Nokia steuerten dagegen in Helsinki mit einem Plus von zeitweise 16 Prozent auf den größten Tagesgewinn seit siebeneinhalb Jahren zu. Der Netzwerk-Ausrüster legte ein Quartalsergebnis über Markterwartungen vor. Das Unternehmen sei aber noch nicht über den Berg, warnte Analyst Janardan Menon von der Investmentbank Liberum. Nokia habe technologischen Rückstand zum Rivalen Ericsson und könnte weitere Marktanteile verlieren.

rtr