Parallel dazu flogen ertragsschwache Staatsanleihen aus den Depots. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf ein Zwei-Jahres-Hoch von minus 0,074 Prozent.

Genährt wurden diese Spekulationen unter anderem von europäischen Inflationsdaten. Die Teuerung in der Euro-Zone erreichte mit 1,6 Prozent den höchsten Stand seit zwei Jahren. In Großbritannien verdoppelte sich die Rate auf 1,5 Prozent. Die Lockerung der Pandemie-Restriktionen schüre bei Verbrauchern das Verlangen, Versäumtes nachzuholen, sagte Anlagestratege Ambrose Crofton von der Vermögensverwaltung der US-Bank JPMorgan. "Eine steigende Nachfrage und Angebotsengpässe führen immer zu höheren Preisen. Die große Frage ist, als wie hartnäckig sich diese Faktoren erweisen. Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen."

ANLEGER FIEBERN FED-PROTOKOLLEN ENTGEGEN


Vor diesem Hintergrund warteten Investoren gespannt auf die Veröffentlichung der Fed-Protokolle am Abend (MESZ). Die Mitschriften der jüngsten geldpolitischen Beratungen der US-Notenbank seien entscheidend für die Börse, sagte Analyst Pierre Veyret vom Brokerhaus Activtrades. "Investoren müssen sichergehen, dass die Fed und andere Notenbanken die Märkte zumindest kurz- bis mittelfristig weiter stützen werden." Außerdem seien sie neugierig, wie die Fed einen "vorübergehenden" Anstieg der Inflation definiere.

Inflationssorgen setzten auch den Rohstoffpreisen zu. Das Industriemetall Kupfer gab 2,7 Prozent auf 10.124 Dollar je Tonne nach. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um zwei Prozent auf 67,39 Dollar je Barrel (159 Liter). Hier lasteten zusätzlich die explodierenden Coronavirus-Fallzahlen in Indien und anderen asiatischen Ländern auf der Stimmung, sagte Analystin Vandana Hari vom Research-Haus Vanda Insights. Es sei derzeit besonders schwierig, die Entwicklung der Nachfrage abzuschätzen. Die Situation sei mit Lockerungen auf der einen und neuen Beschränkungen auf der anderen Seite so unübersichtlich wie noch nie seit Ausbruch der Pandemie.

CHINA ZIEHT BEI KRYPTOWÄHRUNGEN DIE DAUMENSCHRAUBEN AN


Deutlicher bergab ging es für Kryptowährungen. Bitcoin verlor zeitweise fast 17 Prozent und fiel auf ein Dreieinhalb-Monats-Tief von 36.061 Dollar. Analyst Timo Emden von Emden Research sprach von panikartigen Verkäufen. "Offensichtlich möchte niemand derzeit ins fallende Messer greifen."

Auslöser des Ausverkaufs waren verschärfte Beschränkungen für Kryptowährungsgeschäfte in China. "Andere Länder könnten dem Beispiel folgen, da die Notenbanken an ihren eigenen Digitalwährungen basteln", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Bislang waren westliche Aufseher recht locker in Bezug auf Bitcoin. Das könnte sich bald ändern."

STUDIE - CHIPMANGEL KÖNNTE AUFSCHWUNG BREMSEN


Bei den Unternehmen standen die Chipwerte im Rampenlicht. Einer im "Handelsblatt" vorab veröffentlichten Studie zufolge bremsten Nachschub-Probleme vor allem bei Halbleitern die Erholung der Wirtschaft von den Folgen der Coronavirus-Pandemie. Vor diesem Hintergrund rutschte der Index für die europäische Technologiebranche um 2,7 Prozent ab.

Lange Gesichter gab es auch bei Suse. Bei ihrem Börsendebüt pendelten die Titel des Linux-Anbieters um ihren Ausgabepreis von 30 Euro und kosteten am frühen Nachmittag 30,01 Euro.