An der Wall Street gingen die US-Futures vobörslich allerdings auf Erholungskurs, nachdem die Kurse am Dienstag deutlich nachgegeben hatten. Präsident Donald Trump hatte einen Tag nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus, in dem er wegen seiner Infektion mit dem Coronavirus behandelt worden war, überraschend die Verhandlungen mit den oppositionellen Demokraten über neue Konjunkturhilfen bis nach der Präsidentenwahl am 3. November verschoben. Allerdings pochte er kurz darauf auf ein 25 Milliarden Dollar Hilfspaket für Airlines, das die Jobs von Zehntausenden Mitarbeitern sichern soll.

"Man kann das zum Teil als Verhandlungstaktik betrachten", sagte Craig Erlam, Marktanalyst bei Oanda in London. "Sie sagen die Gespräche jetzt in der Hoffnung ab, dass die Demokraten ein wenig nachgeben werden." Viele Börsianer gingen davon aus, dass die Impulse für die Wirtschaft nur verschoben, aber nicht aufgehoben seien. "Selbst wenn es nicht möglich sein sollte, vor den Wahlen eine Einigung zu erzielen, macht es Bidens wachsender Vorsprung in den Wahlumfragen wahrscheinlicher, dass man sich schließlich auf erhebliche Anreize einigen kann", erklärten die Strategen der UBS. Im Falle eines klaren Siegs des demokratischen Herausforderers Joe Biden rechneten die Märkte mit noch weitreichenderen fiskalischen Hilfen, erklärten die Analysten der Deutschen Bank.

Zweifel über die Stärke des Aufschwungs nach dem Einbruch durch die Coronavirus-Krise schürte auch der unerwartete Rückgang der deutschen Industrieproduktion im August. Nach drei Anstiegen in Folge fuhren die Unternehmen ihre Produktion überraschend um 0,2 Prozent zum Vormonat herunter, wie aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervorging. Zuvor hatte sich bereits US-Notenbank-Chef Jerome Powell vorsichtig zur Konjunkturerholung geäußert. Die heimische Wirtschaft sei immer noch anfällig für gravierende Rückschläge, sagte Powell am Dienstag.

Das in Krisenzeiten begehrte Gold war gefragt und verteuerte sich um 0,6 Prozent auf 1888 Dollar pro Feinunze. Der Ölpreis blieb weiter unter Druck. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) leichtes US-Öl verbilligte sich um rund zwei Prozent auf 39,80 Dollar.

KAUFEMPFEHLUNG TREIBT COVESTRO


Bei den Einzelwerten griffen Anleger zunächst bei Tesco zu. Ein optimistischer Ausblick für das Geschäftsjahr 2020/21 des neuen Konzernchefs Ken Murphy ließ die Anteilsscheine der britischen Supermarktkette um mehr als zwei Prozent steigen. Anschließend schmolzen die Kursgewinne aber zusammen, die Papiere lagen rund ein halbes Prozent tiefer. Der Konzern verdiente im ersten Halbjahr wegen der gestiegenen Kosten infolge der Pandemie trotz des Umsatzplus aber weniger. Im Gesamtjahr werde das Ergebnis im Einzelhandel aber mindestens auf Vorjahresniveau liegen.

Größter Kursgewinner im Dax waren Covestro mit einem Plus von 2,5 Prozent auf 44,75 Euro. Händlern zufolge hatte Goldman Sachs das Kursziel auf 68 von zuvor 67 Euro angehoben und die Kaufempfehlung für die Titel bekräftigt.

Ein optimistischer Ausblick gab Dialog Semiconductor Auftrieb. Die Aktien des Chip-Designers stiegen um bis zu 5,7 Prozent. Die Firma rechnet im dritten Quartal mit höheren Umsätzen als ursprünglich erwartet.

rtr