"Die Investoren senken den Daumen über den Plan, den die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Kommission für die nächste Zeit entworfen haben" sagte Ökonom Stefan Koopman von der Rabobank. Viele Dinge blieben ungeklärt, wie die Ausgestaltung des geplanten Wiederaufbaufonds. "Es wird nicht als genug angesehen - es wird nur als Notlösung wahrgenommen, und die Märkte hoffen, etwas über den langfristigen Sanierungsplan zu hören, aber es fehlten eindeutig Details", sagte Koopman.

Am Rentenmarkt hatten sich Anleger von Bonds der besonders von der Coronavirus-Pandemie betroffenen Länder Italien und Spanien getrennt. Im Verlauf gaben die Renditen aber wieder nach. Die Rendite für die zehnjährigen italienischen Papiere fiel auf 1,886 Prozent und damit den niedrigsten Stand seit dreieinhalb Wochen. Analysten halten es für möglich, dass die Kurse von Wertpapierkäufen der Europäischen Zentralbank bewegt werden. Angesichts der steigenden Verschuldung rechnen Experten mit einer Verschlechterung der Bonitätsnote des Landes.

ZITTERPARTIE AN DEN MÄRKTEN GEHT WEITER


Die Pandemie lähmt die Wirtschaft massiv. In Deutschland ist die Stimmung in den Chefetagen laut Ifo-Institut so schlecht wie nie zuvor. In den vergangenen Tagen büßte der Dax gut zwei Prozent ein und steuerte auf den größten Wochenverlust seit gut einem Monat zu. Er liegt aber etwa 26 Prozent über seinen Tiefs von Mitte März. Doch diese Erholung steht nach Ansicht von Strateg Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader auf tönernen Füßen. Das zeige auch die Nervosität nach einem Medienbericht zu angeblich enttäuschenden Testergebnissen bei einem als Hoffnungsträger gehandelten Coronavirus-Medikament namens Remdesivir. Der US-Hersteller Gilead wies das allerdings zurück und betonte, die fragliche Studie in China sei statistisch nicht aussagekräftig. Die Aktien des Pharmakonzerns gaben dennoch vorbörslich rund ein Prozent nach.

LUFTHANSA IN SINKFLUG


Unter Druck standen auch die Aktien der wegen der Pandemie ins Trudeln geratenen Lufthansa. "Im Moment heißt es Staatshilfe oder das Ende", urteilten die Experten des Brokerhauses Bernstein. Die Aktie fielen um 8,4 Prozent und kosteten mit 7,15 Euro zeitweise so wenig wie seit der Sars-Pandemie vor 17 Jahren nicht mehr. Insidern zufolge bereitet die Fluggesellschaft Anträge auf ein staatliches Hilfspaket in einem Volumen von bis zu zehn Milliarden Euro vor.

Auch Banken standen auf der Verkaufsliste, nachdem S&P den Daumen über die Commerzbank, die Deutsche Bank und andere Geldhäuser wegen der Corona-Krise gesenkt hatte. Die Deutsche-Bank-Aktien gaben 4,2 Prozent nach.

rtr