Fed-Chef Jerome Powell hatte sich optimistisch zu den Wachstumsaussichten der US-Konjunktur geäußert. Gleichzeitig habe er die Hürden für eine Zinserhöhung höher gelegt als für eine Senkung, sagte Volkswirt James McCann vom Vermögensverwalter Aberdeen Standard.

Genau wie ihre US-Kollegen hält auch die Führung der Europäischen Zentralbank (EZB) an ihrer Geldpolitik fest. Nun richte sich die Aufmerksamkeit auf die erste Pressekonferenz der neuen EZB-Chefin Christine Lagarde, sagte Anlagestratege Lyn Graham-Taylor von der Rabobank. "Die Wahrscheinlichkeit eines sprachlichen Fehltritts ist hoch, da sie nicht daran gewöhnt ist, wie stark der Markt auf ihre Äußerungen anspringt."

"BREXMAS"-WAHL ANGELAUFEN - PFUND BRÖCKELT AB


Gleichzeitig schielen Anleger mit einem Auge nach Großbritannien, wo die Wähler nicht nur über den künftigen Premierminister, sondern auch über die Fortsetzung des Brexit-Dramas entscheiden. In den Umfragen liegen die Tories von Amtsinhaber Boris Johnson vorn. Bei einer absoluten Mehrheit für seine Partei erwarten Experten eine wirtschaftsfreundliche Politik und den geordneten EU-Ausstieg Großbritanniens zum 31. Januar 2020.

Dies könnte das Pfund Sterling in Richtung 1,38 Dollar katapultieren, prognostiziert Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Bei einem erneuten Patt sei dagegen zunächst ein Kursrutsch auf 1,26 Dollar zu erwarten. Mittelfristig müsse mit einer Abwertung auf 1,20 Dollar gerechnet werden, abhängig von der Regierungskonstellation.

Am frühen Donnerstagnachmittag bröckelte die britische Währung auf 1,3169 Dollar ab. Die britischen Wahllokale schließen um 23 Uhr MEZ. Erste belastbare Ergebnisse erwarten Experten in den frühen Morgenstunden des Freitag.

Daneben warteten Börsianer weiter auf die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, ob die für Sonntag geplante Verschärfung der US-Strafzölle verschoben wird. "Diese Entscheidung dürfte auch die Richtung der Handelsgespräche definieren - ob es zu einem ersten Teilabkommen kommt oder der Konflikt eskaliert", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Insidern zufolge wollte Trump dies am Donnerstag mit seinen Beratern diskutieren.

FÜR ARAMCO LÄUFT ES WIE GESCHMIERT - WIRECARD IM BLICK


Bei den Aktienwerten stand erneut Saudi Aramco im Rampenlicht. Die Titel des weltgrößten Ölkonzerns stiegen am Tag nach dem Börsendebüt auf 38,70 Riyal. Damit lag der Börsenwert bei umgerechnet 2,06 Billionen Dollar. Das ist fast doppelt so viel wie der bisherige Spitzenreiter Apple.

Parallel dazu stieg der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 0,8 Prozent auf 64,20 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Opec rechnet wegen der verschärften Förderbremse damit, dass die Nachfrage das Angebot im kommenden Jahr leicht übersteigt. Die Internationale Energie-Agentur sagt dagegen weiterhin ein Überangebot voraus.

Am deutschen Aktienmarkt sorgte erneut Wirecard für Wirbel. Einem Bericht der "Financial Times" zufolge soll ein ehemaliger libyscher Geheimdienstmitarbeiter einigen Wirecard-Investoren hinterherspioniert haben. Der Zahlungsabwickler wies diesen Vorwurf zurück. Die "FT" hatte in den vergangenen Monaten mehrfach über angebliche Bilanz-Tricksereien bei Wirecard berichtet, was an der Börse zu Kurskapriolen führte. Die Aktien des Unternehmen legten am Donnerstag 2,2 Prozent zu, nachdem sie in den vorangegangenen Tagen insgesamt knapp zehn Prozent verloren hatten.

rtr