Die Börsenstimmung diktiere weiterhin der Zollstreit zwischen den USA und China, sagte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda. US-Präsident Donald Trump sagte zwar am Wochenende, die Handelsgespräche mit China entwickelten sich "sehr schön". Zuvor hatte er allerdings betont, er habe einem Abbau gegenseitiger Strafzölle nicht zugestimmt. Spekulationen darauf hatten den Börsen in der vergangenen Woche Auftrieb gegeben.

Am Rohstoffmarkt setzten Trumps Strafzoll-Äußerungen dem Kupferpreis zu. Das wichtige Industriemetall verbilligte sich um 0,9 Prozent auf 5868 Dollar je Tonne. Der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee fiel um ein Prozent auf 61,89 Dollar je Barrel (159 Liter). Hier drückte die geringe Aussicht auf weitere Förderkürzungen durch das Exportkartell Opec auf die Stimmung, sagten Börsianer. Parallel dazu verteuerte sich die "Antikrisen-Währung" Gold um 0,4 Prozent auf 1464,39 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

HOFFNUNG AUF JAHRESENDRALLY BLEIBT


Volkswirt David Bassanese vom Fonds-Anbieter Betashares warnte allerdings davor, das geplante Handelsabkommen zwischen den USA und China vorzeitig abzuschreiben. "Trotz seines Gepolters 'China will diesen Deal mehr als ich', spüren die Märkte, dass Trump an einem Burgfrieden interessiert ist." Schließlich sei der Konflikt ein Risiko für die US-Wirtschaft in den Monaten bis zur Präsidentschaftswahl 2020. Auch Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader äußerte sich optimistisch. Die aktuelle Verschnaufpause könne die Basis für eine Fortsetzung der jüngsten Rally bilden.

Am Devisenmarkt reagierten Anleger erleichtert auf den Verzicht der Brexit-Partei um Hardliner Nigel Farage auf die Aufstellung von Kandidaten in Wahlkreisen, die 2017 von den regierenden Konservativen von Premierminister Boris Johnson gewonnen wurden. "Das erhöht nach Einschätzung des Marktes die Siegchancen der Tories und damit die Wahrscheinlichkeit eines geregelten Brexit", sagte Helaba-Analyst Ralf Umlauf. Das Pfund Sterling verteuerte sich um jeweils ein knappes Prozent auf 1,2872 Dollar und 1,1667 Euro.

UNRUHEN IN HONGKONG MACHEN ANLEGER NERVÖS


Unbehagen bereiteten Börsianern auch die anhaltenden und teils gewaltsamen Proteste in Hongkong. "Sie erhöhen das Risiko einer Intervention der chinesischen Zentralregierung, die lautstärkere Kritik der USA nach sich ziehen könnte", warnte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades. Dies würde die Handelsgespräche zusätzlich erschweren. Der Hongkonger Leitindex verlor 2,6 Prozent.

In Europa gerieten Werte mit einem großen Asien-Geschäft unter Verkaufsdruck. So büßten die Titel der Bank HSBC und des Versicherers Prudential jeweils etwa 2,5 Prozent ein. Die Papiere von Luxusgüter-Herstellern wie Burberry, Moncler oder Richemont gaben bis zu 2,8 Prozent nach.

Die Aktien von Teamviewer stiegen dagegen um bis zu 7,6 Prozent auf ein Rekordhoch 27 Euro und notierten erstmals seit dem Debüt wieder über dem Ausgabepreis von 26,25 Euro. Bei der Veröffentlichung der ersten Quartalsergebnisse nach dem Börsengang im September gab der Software-Anbieter eine Verdoppelung des Betriebsgewinns bekannt.

rtr