"Die Warnung von Snap hat Befürchtungen ausgelöst, dass die Werbeausgaben vorerst ihren Höhepunkt erreicht haben", sagte Investment-Experte Russ Mould beim Vermögensverwalter AJ Bell. Dax und EuroStoxx50 gingen mit den US-Futures auf Tauchstation und notierten am Nachmittag je 0,7 Prozent tiefer bei 14.071 beziehungsweise 3681 Punkten, nachdem sie zum Wochenbeginn auf Erholungskurs gegangen waren.

Aktuell verschärften drei Entwicklungen die Konjunktursorgen der Anleger, konstatierten die Investmentexperten von BlackRock. "Die noch schärfere Rhetorik seitens der US-Notenbank Fed, Meldungen zu eingetrübten Gewinnaussichten bei großen US-Einzelhändlern und schwache Konjunkturindikatoren aus China." Im Vorfeld der Veröffentlichung der Fed-Protokolle am Mittwoch dürften die Schwankungen an den Börsen hoch bleiben, sagten die Analysten von ActivTrades. "Immer mehr Investoren und Analysten stellen die aktuelle aggressive Haltung der Federal Reserve in Frage und warten auf weitere Details."

LAGARDE LEGT NACH - EURO AUF VIER-WOCHEN-HOCH


Der Euro legte angesichts von Spekulationen auf eine aggressivere geldpolitische Gangart der Europäischen Zentralbank (EZB) erneut zu. EZB-Chefin Christine Lagarde hatte am Montag ein Ende der Negativzinsen bis Ende des dritten Quartals in Aussicht gestellt und legte am Dienstag bei Bloomberg TV nach: Der Einlagenzins könnte dann bei null oder auch "leicht darüber" liegen.Read full story Sicherlich würden viele Beobachter die EZB weiterhin als zu zögerlich erachten, sagte Commerzbank-Analystin You-Na Park-Heger. "Dennoch, die Tatsache, dass ein Lift-off im Juli mittlerweile ziemlich sicher erfolgen wird und dass die EZB Bereitschaft zeigt, die Zinsen auch danach noch weiter anzuheben, ist positiv für den Euro." Der Kurs der Gemeinschaftswährung stieg um bis zu 0,4 Prozent auf ein Vier-Wochen-Hoch von 1,0735 Dollar.

In der Hoffnung auf einen Gewinnschub stiegen Anleger angesichts der Zinssignale der Notenbank-Chefin bei Finanzwerten ein. Der Index für die Banken der Euro-Zone stieg um bis zu ein Prozent auf ein Ein-Monats-Hoch von 90,11 Punkten. Zu den Favoriten gehörten die Deutsche Bank, die 2,5 Prozent zulegten und damit ihre kräftigen Zuwächse vom Montag ausbauten.

ABOUT YOU ENTTÄUSCHT


Am deutschen Aktienmarkt stachen About You mit einem Minus von zeitweise fast 14 Prozent heraus. Das war der größte Kurssturz seit dem Börsengang vor rund einem Jahr. Das angepeilte Umsatzwachstum im Geschäftsjahr 2022/2023 bleibe mit 25 bis 35 Prozent hinter den Markterwartungen zurück, monierte Analyst Volker Bosse von der Baader Helvea Bank.

Der vorbörsliche Kursrutsch von Snap in den USA von fast 32 Prozent riss auch Papiere der Werbeagenturen WPP und Publicis nach unten. Sie gaben bis zu drei Prozent nach. Aktien von TV-Sendern wie ProSiebenSat.1, RTL oder ITV büßten bis zu viereinhalb Prozent ein. "Wenn die (wirtschaftlichen) Aussichten düsterer sind, werden die Werbeausgaben reduziert. Dies wird die Anleger in schlechte Laune versetzen und mehr Gewitterwolken erzeugen, genau zu dem Zeitpunkt, als viele hofften, dass der Markt kurz vor der Talsohle steht", sagte Investment-Experte Mould.

rtr