In Europa blieben die Anleger wegen der jüngsten Brexit-Wendung und einer neuen Gesprächsrunde im amerikanisch-chinesischen Zollstreit hingegen vorsichtig. "Die konjunkturelle Schwäche und die politische Uneinigkeit färben natürlich auch auf die Stimmung an den Finanzmärkten ab", sagte Volkswirt Martin Hüfner vom Vermögensverwalter Assenagon. Vor allem der immer noch ungeklärte Brexit treibe die Anleger um. Auch nach den ersten Entscheidungen im britischen Parlament zeichnet sich im Streit zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich über die Bedingungen des Brexit keine Annäherung ab. Die EU signalisierte am Mittwoch keinerlei Interesse daran, den mit Premierministerin Theresa May ausgehandelten Vertrag wie vom britischen Parlament gefordert aufzuschnüren.

EU LEHNT BREXIT-NACHVERHANDLUNGEN AB



Die Gefahr eines chaotischen Brexit sei genauso groß wie vorher, warnte Commerzbank-Analystin Esther Reichelt. "Das Unterhaus hat zwar einer Gesetzesergänzung zugestimmt, die einen ungeordneten Brexit ablehnt, gleichzeitig jedoch eine Änderung des Nordirland-Backstops zur Voraussetzung für eine Annahme des Abkommens gemacht." Die Ratlosigkeit der Anleger spiegelte sich im Kurs des Pfund Sterling wider. Es rutschte zunächst um rund einen US-Cent auf 1,3055 Dollar ab und zog dann wieder bis auf 1,3095 Dollar an.

Ein weiteres Damoklesschwert für die Börsen blieb der Zollstreit. Anleger hofften auf eine Annäherung zwischen den USA und China. Am Mittwoch soll in Washington eine neue hochrangig besetzte Gesprächsrunde starten.

Am Abend werden die Investoren vor allem an den Lippen von US-Notenbankchef Jerome Powell hängen. Die Anleger erhoffen sich eine Bestätigung ihrer Einschätzung, dass 2019 keine weiteren Zinserhöhungen kommen werden. Der Fed-Chef sah zuletzt angesichts der lahmenden Konjunktur keinen Grund zur Eile auf dem Weg zu höheren Zinsen.

LUXUSGÜTER-HERSTELLER GLÄNZEN NACH LVMH-ZAHLEN



Größter Dax-Gewinner waren Covestro. Die Aktien des Kunststoffherstellers legten getrieben von Hoffnungen auf Preiserhöhungen bis zu 7,3 Prozent zu. An der Pariser Börse verhalf ein Umsatzsprung dem französischen Luxusgüter-Hersteller LVMH zu einem Aufschlag von bis zu 7,5 Prozent. Die Franzosen setzten dank einer großen Nachfrage nach Louis-Vuitton-Taschen im wichtigsten Absatzmarkt China insgesamt neun Prozent mehr um. Im Windschatten gewannen Konkurrenten wie Richemont, Burberry oder Kering bis zu 3,6 Prozent.

Trotz eines Umsatz- und Gewinnsprungs im Quartal waren Wirecard das Schlusslicht im Dax. Die Aktien des Zahlungsabwicklers verloren in der Spitze 5,6 Prozent auf 157,95 Euro. Börsianern zufolge nutzten Investoren die Zahlen, um Gewinne mitzunehmen. Seit Jahresbeginn kommen Wirecard auf ein Plus von gut 26 Prozent, der Dax selbst gewann in dem Zeitraum rund sechs Prozent.

rtr