Da die Erwartungen extrem niedrig seien, seien die Chancen für positive Überraschungen gut. Dax und EuroStoxx50 legten am Montag jeweils mehr als ein Prozent auf 12.787 und 3343 Punkte zu.

"Die Rekordzahlen hinsichtlich der Neuinfektionen in den Vereinigten Staaten spielen kaum eine Rolle oder werden eher verdrängt", sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. "Weitaus größer ist die Hoffnung auf einen Impfstoff und dessen rasche Einführung." Der deutschen Pharmafirma BioNTech und ihrem US-Partner Pfizer zufolge winkt ihrem Corona-Impfstoff eine beschleunigte Zulassung durch die Gesundheitsbehörde FDA. Mut machten Investoren außerdem positive Ergebnisse einer Studie über die Wirksamkeit des Gilead-Medikaments Remdesivir zur Behandlung von Corona-Patienten. Die Aktien von Gilead, BioNTech und Pfizer stiegen im vorbörslichen US-Geschäft um bis zu 7,5 Prozent.

Vor diesem Hintergrund griffen Investoren bei konjunkturabhängigen Werten zu. So gewannen die Titel des Sportartikel-Herstellers Adidas, des Software-Hauses SAP und des Chemiekonzerns Covestro bis zu 3,4 Prozent. Am Tag vor Veröffentlichung der Geschäftszahlen durch die US-Großbanken JPMorgan, Citigroup und Wells Fargo gewann der Index für die europäischen Rivalen gut ein Prozent.

GOLD BLEIBT TEUER - ÖLPREIS UNTER DRUCK


Am Goldmarkt spiele die Pandemie aber durchaus eine Rolle, sagte Stephen Innes, Chef-Anlagestratege des Brokerhauses Axicorp. Da die US-Notenbank Fed an ihrer ultra-lockeren Geldpolitik auf absehbare Zeit festhalten werde, könne mit einer längerfristigen Rally bei dem auch dem Inflationsschutz dienenden Edelmetall gerechnet werden. Die "Antikrisen-Währung" Gold blieb mit 1808,77 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) weiter auf Tuchfühlung mit ihrem jüngsten Neun-Jahres-Hoch.

Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich dagegen um 1,4 Prozent auf 42,65 Dollar je Barrel (159 Liter). Anleger befürchteten, dass ein Opec-Ausschuss eine Lockerung der Förderbremse empfehlen wird. "Die Opec hat bisher gute Arbeit geleistet und den Preis hochgebracht", sagte Rohöl-Experte Tony Nunan von Mitsubishi Corp. "Sie sollten sehr vorsichtig sein, um die Marktstimmung nicht zu ruinieren."

EU-GIPFEL WIRFT SCHATTEN VORAUS


Am Anleihemarkt schürte der nahende EU-Gipfel zum 750 Milliarden Euro schweren Corona-Wiederaufbaubaufonds die Anspannung der Anleger. Dies trieb die Renditen der zehnjährigen Titel aus Italien und Spanien jeweils auf ein Eineinhalb-Wochen-Hoch von 1,333 und 0,448 Prozent. "Wir können nicht sicher sein, dass es einen Kompromiss oder eine Lösung gibt", sagte DZ-Bank-Anlagestratege Rene Albrecht.

Selbst wenn es bei diesem Treffen keine Einigung gebe, werde sie in den nächsten Wochen kommen, prognostizierte sein Kollege Jim Reid von der Deutschen Bank. "Man darf nicht vergessen, dass einige komplexe Probleme gelöst werden müssen." Der Euro setzte seinen Erholungskurs fort und verteuerte sich um 0,3 Prozent auf 1,1330 Dollar.

rtr