Auch an der Wall Street ging es vorbörslich bergauf. "Es gibt noch immer eine größere Zahl an Investoren, die die Rally unterinvestiert beobachtet haben oder die an der Seitenlinie auf günstigere Einstiegskurse warten", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.

Auf Wochensicht lagen die europäischen Indizes allerdings im Minus. "Offenbar setzt sich langsam die Erkenntnis durch, dass Impfprogramme allein nicht ausreichen, um die Wirtschaft zu ihrer Normalität vor Corona zurückzubringen", sagte Anlagestratege Jim Reid von der Deutschen Bank. Dennoch sind Impfstoff-Hersteller für die Börsen weiterhin Zugpferde: Investoren griffen am Freitag zu den Titeln von BioNTech, die sich um mehr als vier Prozent verteuerten. Die Biotechfirma und ihr US-Partner Pfizer wollen in den USA, der EU und anderen Ländern die Zulassung für eine Auffrischungsimpfung gegen den Erreger Covid-19 beantragen. Erste Testergebnisse deuteten darauf hin, dass bei einer Auffrischung die Bildung von Antikörpern fünf- bis zehn Mal stärker sei als ohne.

REISEWERTE IM AUFWIND


Gefragt waren europaweit auch Reise- und Tourismuswerte. Deren europäischer Branchenindex gewann 1,6 Prozent, nachdem Großbritannien die Lockerung seiner Einreise-Bestimmungen angekündigt hatte. Das Land will die Quarantäne-Pflicht für vollständig Geimpfte kippen. Dies gab vor allem britischen Fluggesellschaften Auftrieb. EasyJet und die British-Airways-Mutter IAG gewannen jeweils rund zwei Prozent. Der irische Billig-Flieger Ryanair rückte 1,2 Prozent vor. Ein rund 50-prozentiger Anstieg der Auslieferungen bescherte Airbus den größten Kurssprung seit sechs Wochen. Die Aktien des Flugzeugbauers stiegen in Paris um 4,6 Prozent auf 114,02 Euro.

Aktien der dänischen Reederei Moeller Maersk fielen in der Spitze um 3,9 Prozent auf ein Fünf-Wochen-Tief. US-Präsident Joe Biden will bestehende Monopole im Transportsektor aufbrechen und den Wettbewerb auf dem Wasser und der Schiene verbessern. Hierzu sollen Betreiber unter anderem gezwungen werden, ihre Schienennetze für Konkurrenten zu öffnen.

ÖLPREISE STEIGEN - ANGEBOTSENGPASS BEFÜRCHTET


Spekulationen auf einen Angebotsengpass trieben den Ölpreis. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um ein Prozent auf 74,82 Dollar je Barrel. "Der Rückgang der US-Lagerbestände untermauert die Einschätzung, dass die dortige Nachfrage mit Beginn der Sommer-Reisesaison anzieht", sagt Hiroyuki Kikukawa, Chef-Analyst des Brokerhauses Nissan Securities. Gleichzeitig stagniere die Produktion der US-Schieferölförderer. Das mache Investoren trotz des Streits bei der Opec+ um die Förderquoten optimistisch.

rtr