Auch an der Wall Street ging es vorbörslich nach oben. Die Ölpreise legten rund ein Prozent je Fass zu, während sich die Anti-Krisen-Währung Gold verbilligte.

Für die gestiegene Risikofreude sorgten Nachrichten der Mainzer Biotechfirma BioNTech und ihrem Partner Pfizer: deren Impfstoff-Kandidat nahm mit einer Wirksamkeit von 95 Prozent die entscheidende Hürde für eine mögliche Zulassung in den USA, die innerhalb weniger Tage beantragt werden soll. "Das untermauert die Tatsache, dass wir auf ein viel besseres Jahr 2021 zusteuern, und obwohl vorübergehende Einschränkungen zu ertragen sein werden, wetten die Finanzmärkte auf die Rückkehr zur Normalität", sagte Marktstratege Neil Wilson vom Brokerhaus Markets.Com. Dies sei allerdings in den aktuellen Kursen bereits berücksichtigt, besonders seit mit Moderna ein zweiter Entwickler einen in Studien wirksamen Impfstoff am Start habe.

Investoren blieben angesichts der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie aber auf der Hut. "Das größte Risiko ist und bleibt dennoch ein Entgleisen der laufenden konjunkturellen Erholung durch weiter steigende Infektionszahlen, auf die mit mehr und längeren Einschränkungen reagiert werden muss", sagte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets.

BITCOIN-RALLY HÄLT AN


Bitcoin steuert indes auf ein frisches Rekordhoch zu. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise stieg um fast fünf Prozent auf 18.491,57 Dollar. Damit hat sich der Kurs binnen sechs Wochen fast verdoppelt und liegt nur noch etwa 1500 Dollar unter dem Rekordhoch von Ende 2017. Der Einstieg von PayPal in das Krypto-Geschäft, das Liebäugeln der Zentralbanken mit digitalen Staatswährungen und das anziehende Interesse institutioneller Adressen verliehen Bitcoin & Co. Rückenwind, sagte Analyst Timo Emden von Emden Research.

ÜBERNAHMEN UND PROGNOSEN TREIBEN KURSE


An die Spitze der Dax-Gewinner setzte sich die Deutsche Börse mit einem Plus von 4,2 Prozent. Die Anleger honorierten die knapp zwei Milliarden Dollar schwere Übernahme des Aktionärsberaters ISS. Der Kaufpreis sei zwar recht hoch, spiegele aber die strategische Bedeutung des Deals wider, kommentierte Analyst Martin Price von der Investmentbank Jefferies. Der Börsenbetreiber stellte in Aussicht, auch künftig verstärkt auf Zukäufe als Wachstumstreiber setzen zu wollen.

Ein optimistischerer Ausblick ließ Anleger auch zu Aktien des Lkw-Zulieferers SAF-Holland greifen. Der Kurs schoss in der Spitze fast 20 Prozent nach oben, nachdem das fränkische Unternehmen die Prognose für die Marge angehoben hatte. Auch die Aktien der Software AG zogen bis zu 9,1 Prozent an, nachdem die Nummer zwei in Deutschland hinter SAP die im April zusammengestrichene Jahresprognose in einigen Bereichen trotz jüngster Umsatzeinbrüche erhöht hat. Dagegen brachen Schaeffler-Papiere um bis zu 7,4 Prozent ein. Der Zulieferer erwartet mit den Autoherstellern mittelfristig ein deutlich schwächeres Geschäft als mit Ersatzteilen und Industriekunden.

rtr