"Die gute Nachricht für den deutschen Aktienmarkt ist, es geht zumindest vorerst nicht weiter runter. Aber die schlechte ist, die Gefahr eines weiteren Abrutschens und einer Beschleunigung des Abwärtstrends ist dadurch nicht gebannt", sagte Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Kollege Milan Cutkovic von Axitrader bekräftigte: "Die Marke von 12 000 Punkten bleibt hart umkämpft." Zahlreiche Belastungsfaktoren hinderten den Dax daran, wieder schwungvoller zu steigen.

Der deutsche Leitindex müht sich bereits seit einigen Tagen darum, das Niveau von 12 000 Punkten wieder zurückzuerobern. Mit jedem Tag, den sich der Dax derzeit "quäle", werde der Markt anfälliger für einen Test der charttechnisch wichtigen Unterstützungszone bei 11 800 Punkten, so Stanzl. Der dem September vorauseilende Ruf eines traditionell schwachen Börsenmonats bestätigt sich mal wieder: Seit dem Monatsauftakt büßte der Dax bereits etwas mehr als 3 Prozent ein. Vor allem der schwelende Handelskonflikt zwischen den USA und China hält die Anleger derzeit in Deckung.

Etwas stärker als der Dax konnte zur Wochenmitte der breitere Markt zulegen: Der MDAX gewann am Nachmittag 0,30 Prozent auf 26 426,85 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDAX rückte um 0,56 Prozent auf 2911,36 Punkte vor. Der Leitindex der Eurozone EuroStoxx 50 (EURO STOXX 50) zeigte sich zugleich nahezu unverändert.

Unternehmensseitig standen im Dax vorrangig zuletzt stark gefallene Aktien oben auf den Spitzenplätzen: Lufthansa- und adidas-Papiere kletterten jeweils um 1,5 Prozent. Die Anleger deckten sich nun zu günstigeren Preisen ein. Die Anteile am Sportartikelhersteller etwa waren am Vortag auf ein mehrwöchiges Tief gefallen. Die Aktien der Fluggesellschaft haben im Jahresverlauf bereits fast 30 Prozent verloren.

Nach einem milliardenschweren Auftrag für das schwächelnde Geschäft mit dem Anlagenbau von thyssenkrupp gewannen die Papiere 0,3 Prozent. Für das Öl- und Gasunternehmen MOL soll der Industriekonzern einen Chemiekomplex in Ungarn bauen.

Nach mehreren starken Handelstagen verloren die Versorger-Aktien. Sowohl RWE als auch Eon (EON SE) gaben am Dax-Ende um jeweils 3,5 Prozent nach. Ein schwacher Gewinnausblick des britischen Versorgers Scottish & Southern Energy (SSE) belastete europaweit die Branche. Negativ für Eon hinzu kam ein vorsichtigerer Kommentar der US-Investmentbank Morgan Stanley. Analyst Nicholas Ashworth kürzte seine Gewinnschätzungen und sieht die Aktie kurzfristig unter Druck.

Zu den größeren Verlierern mit 0,9 Prozent Kursabschlag gehörten auch die T-Aktien (Deutsche Telekom). Die geplante milliardenschwere Übernahme des Rivalen Sprint (Sprint Nextel) durch die US-Mobilfunksparte T-Mobile US der Deutschen Telekom könnte sich verzögern. Die US-Telekomaufsicht braucht mehr Zeit, um die geplante Netzzusammenlegung zu überprüfen.

Im TecDax schossen Cancom (CANCOM SE) nach einem sehr optimistischen Ausblick des IT-Dienstleisters auf das zweite Halbjahr mit plus 11,3 Prozent an die Index-Spitze. Ein Teil der hohen Kursverluste seit Mitte Juli wurde damit nun ausgebügelt. Die Nordex-Aktien verteuerten sich nach einem Auftrag für den Windkraftanlagenbauer aus Südafrika um 3,0 Prozent.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,26 Prozent am Vortag auf 0,25 Prozent. Der Rentenindex Rex (REX Gesamt Kursindex) sank um 0,01 Prozent auf 140,86 Punkte. Der Bund-Future stieg um 0,20 Prozent auf 159,65 Punkte. Der Euro wurde am Nachmittag zu 1,1591 US-Dollar gehandelt und damit nur wenig verändert im Vergleich zum Vortag. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,1574 Dollar festgesetzt./ck/fba

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---