Der DAX ist am Dienstag kaum vom Fleck gekommen. Anleger hielten sich aus Angst vor einem harten Lockdown in Deutschland mit größeren Käufen zurück. Die Zahlen der Corona-Neuinfektionen hierzulande steigen weiter. Zur Bekämpfung der Pandemie schließt das Bundesland Sachsen ab Mitte Dezember die meisten Geschäfte und setzt den Präsenzuntericht an Schulen aus.

Zwar stieg das ZEW-Stimmungsbarometer für die deutsche Wirtschaft im Dezember überraschend deutlich, "allerdings wurde die Umfrage vor dem erneuten Lock-Down und inmitten der Corona-Impfstoff-Euphorie erhoben", wie Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect anmerkte. Zudem stehen seines Erachtens nach in dieser Woche mehr die Brexit-Verhandlungen im Fokus sowie auch die Zins-Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB). Investoren hoffen, dass die EZB am Donnerstag ein umfangreiches neues Konjunkturpaket beschließt.

Johnson sieht Brexit-Gespräche in heikler Phase


Die Brexit-Verhandlungen mit der Europäischen Union stecken nach Angaben des britischen Premierministers Boris Johnson in einer heiklen Phase. "Die Lage ist im Moment sehr knifflig", sagte der Regierungschef am Dienstag. Besonders in der Frage der Fischereirechte liege man noch weit auseinander. Natürlich werde er versuchen, ein Abkommen zu erreichen. "Wir sind immer hoffnungsvoll." Aber es komme vielleicht der Punkt, an dem man sich eingestehen müsse, dass man nicht weiterkomme. Es gebe Grenzen, die eine unabhängige Regierung nicht überschreiten könne. Mit Blick auf ein geplantes persönliches Gespräch mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte Johnson, man werde sehen, wie weit man in den nächsten Tagen komme.

EU-Chefunterhändler Michel Barnier sagte, erforderlich sei jetzt "eine Schule der Geduld, sogar eine Universität der Geduld". Am Donnerstag und Freitag tagen die EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel. Erwartet wurde, dass Johnson noch vor diesem Termin mit von der Leyen zusammenkommen könnte. Auf dem Gipfel könnte eine Einigung dann von den 27 Mitgliedstaaten bestätigt werden. Vor allem Frankreich hat aber aufgrund der künftigen Fangquoten in der Fischerei bereits mit seinem Veto gedroht. Europaminister Clement Beaune bekräftigte am Dienstag, Frankreich werde niemals seine Fischer "opfern".

Steigende Corona-Zahlen belasten US-Börsen


Die ungebremst steigenden Corona-Zahlen schlugen auch den Anlegern in den USA auf die Stimmung. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte eröffnete am Dienstag 0,1 Prozent tiefer bei 30.030 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 verlor im frühen Handel 0,3 Prozent auf 3682 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq sank um 0,1 Prozent auf 12.513 Punkte. In der vergangenen Woche steckten sich nach einer Reuters-Zählung täglich im Schnitt 193.863 Menschen in den USA mit dem Erreger an, so viele wie nie zuvor. In Kalifornien gelten bereits verschärfte Schutzmaßnahmen, in New York drohen stärkere Beschränkungen.

"Der Anstieg der Infektionen scheint endlich die US-Abgeordneten zur Tätigkeit bewegt zu haben, auch wenn das Hilfspaket mit einem Umfang von 900 Milliarden Dollar deutlich geringer ausfällt als im Sommer diskutiert, und auch wenn nicht einmal dieser Betrag verabschiedet werden könnte", sagte Chris Beauchamp, Chef-Marktanalyst beim Broker IG. Börsianer achten darauf, ob es gelingt, doch noch bald Hilfen für die schwer unter der Pandemie leidende Wirtschaft auf den Weg zu bringen.

Was am Dienstag an der Börse außerdem wichtig war


Munich Re will Gewinn bis 2025 weiter steigern
Der Rückversicherer Munich Re will seinen Gewinn in den Jahren nach der Corona-Krise wieder merklich steigern. Vorstandschef Joachim Wenning setzt dazu auf einen weiteren Geschäftsausbau in der Rückversicherung, eine stärkere Digitalisierung und neue Geschäftsmodelle etwa im Internet der Dinge. Außerdem soll die Tochter Ergo bis zum Jahr 2025 so rentabel werden wie die Rückversicherungssparte, wie der Dax-Konzern am Dienstag in München mitteilte. Und bis 2050 will die Munich Re raus aus Kapitalanlagen und Versicherungsverträgen im Bereich Kohle, Öl und Gas.

Deutsche Telekom setzt bei Glasfaserausbau auf lokale Kooperationen
Die Deutsche Telekom hofft beim Glasfaserausbau auf die Hilfe von lokalen Unternehmen. Um das Ziel, bis 2030 alle deutschen Haushalte mit Glasfaser versorgen zu können, benötige der Konzern Kooperationen mit lokalen Anbietern, wie Telekom-Chef Tim Höttges am Dienstag in Bonn sagte. "Alleine schaffen wir diesen Infrastrukturwandel nicht - das wollen wir aber auch nicht."

Aufsichtsratschef verteidigt Sonderzahlung an Thyssenkrupp-Vorstand
Der Aufsichtsratsvorsitzende von Thyssenkrupp , Siegfried Russwurm, hat Sonderzahlungen von rund 900 000 Euro an die Vorstände des angeschlagenen Stahl- und Industriekonzerns gegen Kritik aus den Reihen der Beschäftigten verteidigt. "Alle Aufsichtsratsmitglieder haben dieser Sondervergütung zugestimmt", schreibt Russwurm in einem Brief an die Mitarbeiter, der der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag vorlag. Die Arbeitnehmer stellen die Hälfte der Aufsichtsratsmitglieder bei Thyssenkrupp. Zuerst hatte das "Handelsblatt" über den Brief berichtet.

Hella hebt nach gutem Quartal Prognosen an
Beim Licht- und Elektronikspezialisten Hella wächst trotz der Folgen der Corona-Krise wieder die Zuversicht. Nach einem besser als erwartet ausgefallenen Quartal hob der MDax-Konzern aus dem westfälischen Lippstadt am Montagabend die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr 2020/2021 (bis Ende Mai) an. Konzernchef Rolf Breidenbach warnte aber, dass die Marktbedingungen weiter schwierig bleiben dürften.

rtr/dpa-AFX/fh