"Für neue Hochs ist der Markt auf neue Geldspritzen angewiesen." Der Dax trat nach einem freundlichen Start am Donnerstag bei 12.654 Punkten auf der Stelle, der EuroStoxx50 verlor am Vormittag 0,5 Prozent auf 3253 Zähler.

Der Dollar fiel auf ein Zwei-Jahres-Tief, weil immer mehr Experten befürchten, dass die Erholung der weltgrößten Wirtschaft vom Rückschlag durch die Corona-Krise langsamer verlaufen werde als in anderen Ländern. Auch die Bank of England (BoE) schlug vorsichtigere Töne an als zuletzt. Die Notenbanker rechnen nun damit, dass die britische Wirtschaft erst Ende nächsten Jahres und nicht wie bislang angenommen bereits in der zweiten Jahreshälfte 2021 das Vorkrisenniveau erreicht. Den Leitzins beließen die Währungshüter bei 0,1 Prozent.

Der skeptische Ausblick der BoE drückte den britischen Leitindex FTSE 100 bis zu 1,6 Prozent nach unten. Die in London notierten Aktien des Bergbaukonzerns Glencore büßten 4,5 Prozent ein. Glencore streicht als erste große Bergbaufirma wegen der unsicheren wirtschaftlichen Aussichten die Dividende in diesem Jahr.

SORGE VOR ZWEITER WELLE


Auch die wieder steigenden Coronavirus-Infektionszahlen trübten die Risikofreude der Investoren. In Deutschland wurden erstmals seit Mai wieder über 1000 Neuinfektionen binnen eines Tages gemeldet. Nun bestehe die Sorge, dass sich der Anstieg im Herbst noch beschleunige, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Die Regierungen dürften zwar alles dafür tun, einen kompletten Lockdown zu vermeiden. Bis kein effektiver Impfstoff auf dem Markt ist, müssen sich die Anleger aber auf unsichere Zeiten gefasst machen."

Größter Kursverlierer im Dax war die Münchener Rück mit einem Minus von rund vier Prozent. Die Absage und Verschiebung von Großveranstaltungen, die Schließung von Betrieben sowie weitere Belastungen durch die Corona-Pandemie haben dem weltgrößte Rückversicherer einen Gewinneinbruch eingebrockt. Auch Anteilsscheine der Lufthansa gaben nach einem zunächst freundlichen Start nach. Die Airline rechnet mit einer noch längeren Flaute in der Corona-Krise als bislang angenommen und schließt auch betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr aus.

Dagegen legten Adidas-Aktien 3,5 Prozent zu. Die Corona-Krise traf das Geschäft des Sportausrüsters im zweiten Quartal nicht ganz so hart wie befürchtet. Nach einem operativen Verlust im zweiten Quartal rechnet der Konzern im dritten Quartal wieder mit einem operativen Gewinn. Siemens-Aktien zogen 2,5 Prozent an. Der Münchner Technologiekonzern zeigt in der Corona-Krise nur leichte Bremsspuren.

rtr